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Diskussionen um Windows 10 Mobile: Der unerträgliche Kampf der radikalen Argumente

Wenn man sich mit Windows Phone oder eben jetzt mit Windows 10 Mobile beschäftigte, musste man schon immer ein dickes Fell haben. Einfach war das Thema noch nie. Die Freunde dieses Systems mussten sich als Randgruppe schon immer die eine oder andere gehässige Bemerkung gefallen lassen, und die Gegenargumente waren auch nicht immer unbedingt von überragender Sachlichkeit geprägt.

Zwischen den verbalen Totengräbern und den euphorischen Fans sorgten depressive Windows Phone Besitzer in Weltuntergangsstimmung für zusätzlichen Unterhaltungswert. Ja, die Diskussionen um dieses Thema waren schon immer sehr speziell und oft äußerst anstrengend. Und teilweise hatte ich selbst auch keine Lust mehr, sie zu lesen.

In den letzten Monaten aber hat eine “Radikalisierung” eingesetzt, die nach den Ankündigungen der letzten Woche einen vorläufigen Höhepunkt erreicht hat. Nun geht es von allen Seiten anscheinend nur noch extrem, die Sachlichkeit und der Blick für die Realitäten bleibt dabei nun völlig auf der Strecke. So lange man es locker nimmt, ist das wenigstens noch unterhaltsam, aber wenn man nach wie vor ein grundsätzliches Interesse daran hat, sich mit dem Thema auseinander zu setzen, hat man es nun unerträglich schwer.

Da sind auf der einen Seite die Leute, die Windows 10 Mobile nun bei jeder sich bietenden Gelegenheit für tot erklären. Die hätten letzte Woche eigentlich gar nichts zu schreiben gehabt, denn toter als tot kann eine Sache ja nicht sein. Tot, toter, am totesten? Und wie steigert man das weiter?

Es gibt Menschen, die der Meinung sind, dass das Thema nun endgültig durch ist. Das ist ok. Das ist eine Schlussfolgerung, die man ziehen darf, und die man auch dann akzeptieren muss, wenn man sie nicht teilt. Was von dieser Seite auf mich allerdings zunehmend albern wirkt ist die Tatsache, dass dieses “Windows 10 Mobile ist tot” teilweise wirkt, als würde es mit Schaum vor dem Mund ausgesprochen werden. Als würden diejenigen am liebsten mit dem Hammer in die Läden rennen und die Lumias kaputt schlagen (sofern sie dort welche finden, kleiner Scherz), damit sie endlich Recht haben. Dabei kann es den meisten dieser Leute schlicht egal sein, wie die Geschichte weiter geht.

Auf der anderen Seite stehen die Daueroptimisten, die nach dem Motto “jetzt erst recht” schlüssig darlegen können, warum Microsoft derzeit nur deshalb rückwärts läuft, weil es Anlauf nimmt. Und dann geht’s los, aber so richtig. Ihr werdet schon sehen, der Sieg ist unser! Und überhaupt, welche App-Lücke denn? ICH habe alles, was ich brauche. Die Grenze zur Albernheit wird da nach meinem Geschmack oftmals deutlich überschritten.

Es wird hier auf zweierlei Arten versucht, “gewaltsam” eine Zukunft vorherzusagen, die im Moment niemand so richtig vorhersagen kann. Das mobile Windows steht so schlecht da wie nie, das ist unstrittig, gleichzeitig hat Microsoft aber z.B. mit Continuum schon noch ein paar Ideen am Start. Ob die zünden oder genau so scheitern wie alle bisherigen Bemühungen, werden wir sehen.

Ich halte das Thema nach wie vor für spannend, und auch ich gehöre zu den Leuten, die Windows 10 Mobile noch immer cool finden und denen nicht wirklich viel fehlt. Aber warum soll ich deshalb durch die Welt rennen und jedem erzählen, dass der große Durchbruch schon noch kommen wird? Ich habe ein Windows Phone und gehöre damit zu einer Minderheit. Na und? Stört mich nicht. Das kann von mir aus für immer so bleiben. Die Realität kenne ich trotzdem, darum werde ich niemandem erklären, dass es ja eigentlich gar keine App-Lücke gibt, nur weil ich persönlich kein Snapchat brauche.

Ich sehe die Zukunft dieser Plattform weder rosig noch schwarz, sondern in erster Linie ungewiss. Es kann wieder besser oder noch schlimmer werden, ich würde derzeit weder auf das Eine noch auf das Andere wetten. Ich werde beobachten und abwarten. Warum sich streiten, wie tot oder lebendig Windows 10 Mobile ist, die Zukunft wird uns diese Antwort schon rechtzeitig geben.

Ganz viel Text, der eigentlich nur Eines sagen soll: Leute, bleibt doch einfach ein bisschen cool.

Über den Autor

Martin Geuß

Martin Geuß

Ich bin Martin Geuß, und wie unschwer zu erkennen ist, fühle ich mich in der Windows-Welt zu Hause. Seit mehr als 17 Jahren lasse ich die Welt an dem teilhaben, was mir zu Windows und anderen Microsoft-Produkten durch den Kopf geht, und manchmal ist das sogar interessant. Das wichtigste Motto meiner Arbeit lautet: Von mir - für Euch!

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