Surface Studio: Image ist alles

Am Mittwoch hat Microsoft das Surface Studio präsentiert und dabei von vielen Seiten begeistertes Feedback erhalten. Während der Keynote hatte ich getwittert, dass dieses Produkt vermutlich sehr viel mehr Fans als Käufer haben wird – und das hatte ich durchweg positiv gemeint. Surface Studio ist nicht die Erfindung einer neuen Geräteklasse, aber es definiert das All in One Segment für eine klar umrissene Zielgruppe neu:

Für Grafiker und Designer soll es das ultimative, weil produktivste Arbeitsgerät werden.

Seit der Vorstellung ist klar: Sich als “Normalanwender” ein Surface Studio zu kaufen, ist im Grunde grober Unfug. Andererseits: Gefühlt sind zwei Drittel aller Technik-Käufe grober Unfug, es muss also niemand ein schlechtes Gewissen haben, wenn der sich das Gerät kauft, obwohl er eigentlich gar kein Grafiker ist.

Dass es Diskussionen über den Preis geben wird, war schon klar, noch bevor er überhaupt genannt wurde. Erwartungsgemäß hat sich Microsoft ans oberste Ende der Preisskala gesetzt, denn hier geht es auch um Image und Selbstverständnis: Wir haben das beste Gerät, darum muss es auch mehr kosten als alles andere auf dem Markt. Ich finde es in diesem Zusammenhang erstaunlich, dass man immer noch Leuten erklären muss, dass es bei der Marke Surface nicht um Stückzahlen geht, und auch nicht um den Anspruch, es möglichst vielen Leuten zugänglich zu machen.

Und ganz ehrlich: So wahnsinnig teuer finde ich das Gerät nicht mal. Ja, es gibt All-in-One PCs, die nur ein Drittel kosten, aber ein 28 Zoll Display mit Digitizer dürfte nicht ganz billig in der Herstellung sein. Und wenn der Verstellmechanismus in der Tat so schwerelos funktioniert, wie es demonstriert wurde und auch im Spot zu sehen ist, dann möchte ich nicht wissen, wie viel Entwicklungs-Budget allein in dieses Detail geflossen ist.

https://www.youtube.com/watch?v=BzMLA8YIgG0

Ob Surface Studio wirklich das ist, was Microsoft verspricht, werden wir erfahren, wenn die eigentliche Zielgruppe damit zu arbeiten beginnt. Auf dem populären Comic-Blog “Penny Arcade” kann man schon mal ein begeistertes Review lesen, wobei der Verfasser schon vorher Surface-Fan war. Dass Microsoft mit dem Surface Studio aggressiv im Territorium von Apple wildern gehen möchte, ist offensichtlich. Wie gut das gelingt, werden wir sehen.

Sofern Surface Studio nicht von irgendwelchen katastrophalen Kinderkrankheiten geplagt wird, kann man jedenfalls davon ausgehen, dass Microsoft hier erneut ein guter Wurf gelungen ist. Ich denke nicht, dass die Stückzahlen wahnsinnig hoch sein werden, aber wie schon geschrieben: Das ist zweitrangig. Surface Studio ist in erster Linie ein Image Produkt. Und es sieht so unverschämt gut aus. Ich habe die schlimme Befürchtung, das wird in grobem Unfug enden…