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An Herrn Kaspersky: Microsoft schützt seine Nutzer und das ist gut so

Eugene Kaspersky, Chef des gleichnamigen, auf Sicherheitsprodukte spezialisierten Unternehmens, hat einen dicken Hals auf Microsoft. Er ist nämlich der Meinung, die Redmonder seien dafür verantwortlich, dass das Geschäft nicht mehr so läuft, wie er sich das wünscht. Kaspersky vertritt die Ansicht, Microsoft missbrauche seine Marktmacht, in dem es den Defender fest in Windows integriert und damit andere Antiviren-Programme überflüssig macht. Außerdem würde Microsoft mit unlauteren Mitteln gegen Sicherheits-Software von Drittanbietern vorgehen.

Ich habe Eugene Kaspersky schon zwei Mal persönlich gesprochen, daher erlaube ich mir mal die persönliche Ansprache, auch wenn er das hier vermutlich nicht lesen wird: Herr Kaspersky, was sie erzählen, ist Unsinn. Zumindest in weiten Teilen.

Microsoft hat den Defender in Windows 10 noch nie als alleinige Lösung angepriesen oder in irgendeiner anderen Form aggressiv vermarktet. Er wurde schon immer als “solider Grundschutz” bezeichnet. Dass ein solcher von Haus aus in einem Betriebssystem vorhanden sein sollte, darüber kann es eigentlich keine zwei Meinungen geben. Man sollte eher fragen, warum das so lange gedauert hat.

Moderne Sicherheits-Suiten bieten einen weitaus größeren Funktionsumfang, es gibt für sicherheitsbewusste Nutzer also nach wie vor genügend gute Gründe, zu einem solchen Produkt zu greifen.

Kaspersky kritisiert, dass inkompatible Software deaktiviert wird, wenn man ein Upgrade auf Windows 10 durchführt. Genau darauf wird man aber auch hingewiesen – der Vorwurf, dass das nicht passiert, ist schlichtweg falsch. Außerdem muss man darüber kaum mehr diskutieren, denn Upgrades auf Windows 10 finden nach dem Auslauf des Gratis-Angebots ja so gut wie überhaupt nicht mehr statt.

Dass der Defender automatisch einspringt, wenn das Abonnement eines Antivirus-Programms ausgelaufen ist bzw. die Definitionen veraltet sind, ist eine ebenfalls sinnvolle Funktion. Die Signaturen aktuell zu halten, ist Aufgabe des Nutzers und/oder des Anbieters. Der Defender springt hier nur helfend ein, wenn etwas schief geht, und deaktiviert sich auch sofort wieder, wenn er ein aktives und aktuelles Drittanbieter-Programm erkennt.

Wenn Kaspersky jetzt nach Regulierung schreit, dann ist das der Ruf nach einer größeren Gefahrenlage für die Nutzer. Wünscht er sich am Ende noch kostenlose Werbung für sein Produkt wie einst bei der Browserwahl?

Lieber Herr Kaspersky, Microsoft hält mit dem Defender trotz der Integration in Windows einen Marktanteil von 16 Prozent. Das heißt, 84 von 100 Nutzern bleiben für Sie und Ihre Wettbewerber übrig, da haben sie ganz viel Spielraum, ihren aktuellen Marktanteil von vier Prozent zu steigern, ohne dass Microsoft irgendwas an seiner Praxis ändern muss.

Vielleicht bestätigt sich ja die Befürchtung, dass man als Windows-Nutzer irgendwann kein Antivirus-Programm mehr braucht, dann werde ich auch das gutheißen. Sicherheit out of the Box kann nämlich nicht falsch sein. Wenn sich solche Programme für Windows irgendwann nicht mehr verkaufen lassen, dann ist das eben so. Kein Geschäftsmodell funktioniert ewig.

Über den Autor

Martin Geuß

Martin Geuß

Ich bin Martin Geuß, und wie unschwer zu erkennen ist, fühle ich mich in der Windows-Welt zu Hause. Seit mehr als 17 Jahren lasse ich die Welt an dem teilhaben, was mir zu Windows und anderen Microsoft-Produkten durch den Kopf geht, und manchmal ist das sogar interessant. Das wichtigste Motto meiner Arbeit lautet: Von mir - für Euch!

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