Am Puls von Microsoft

Hersteller von Antivirensoftware schwingen die Angstkeule – heute: McAfee

Kaufen Sie unsere Software, sonst gehen wir pleite!
Von einem solchen Werbeslogan würden wir uns sicher nicht dazu animieren lassen, ein bestimmtes Programm zu kaufen. Wir wollen schon auch von den Funktionen überzeugt werden. Im Falle von Bildbearbeitung gelingt das durch ein beeindruckendes Ergebnis, bei einem Office-Programm durch coole Features oder besonders einfache Bedienung. Wenn es dem Hersteller gelingt, das in eine griffige Werbebotschaft zu verpacken, dann hat er gute Chancen auf unsere Aufmerksamkeit – und unser Geld.
Die Hersteller von Sicherheitssoftware haben es da schon ungleich schwerer. Denn ein gutes Schutzprogramm verschwindet nach der Installation idealerweise auf Nimmerwiedersehen und werkelt im Hintergrund vor sich hin, in dem es sich selbst aktuell hält und uns zuverlässig vor den dunklen Bedrohungen des Internets schützt. Mit einer tollen Oberfläche lässt sich da schlecht werben.

Daher sind die meisten Hersteller derartiger Programme inzwischen zur Strategie ‘Marketing durch Panik’ über gegangen. Das Internet ist böse, Gefahren lauern überall, und wer unser Programm nicht verwendet, dessen Rechner ist quasi schon befallen, noch bevor er überhaupt ans Stromnetz angeschlossen wird. So oder so ähnlich lautet die Botschaft. Damit das aber nicht jeder Laie sofort durchschaut, muss das natürlich in hochtrabende Analysen verpackt werden.

So geschehen aktuell bei McAfee – in einem 16seitigen Dokument wird unter anderem von einem ‘rasanten Anstieg der Angriffe auf Windows 8’ gewarnt. Au weia, das klingt ja extrem gefährlich. Das will man natürlich genauer wissen und schaut gleich mal nach, was das im Detail zu bedeuten hat.
Das entsprechende Kapitel in diesem Report findet sich passender weise auf Seite 8 – bleibt aber die Antworten auf die aufgeworfenen Fragen vollkommen schuldig. Hinweise auf eventuelle Schwachstellen in Windows 8? Eine Abschätzung, welche Features in Windows 8 besonders anfällig und daher bei Hackern beliebt sein werden? Alles Fehlanzeige!

Stattdessen nur belangloses Wischi-Waschi, dass Windows 8 zwar bestimmt sicherer sei als Windows 7, trotzdem aber noch die Gefahr von Angriffen bestehe und die Hacker heute besser sind als vor drei Jahren….blahfasel.
Garniert wird das noch mit der Aussage, dass auch Windows 8 Rechner mit UEFI-Firmware genau so anfällig für MBR-Schädlinge und Rootkits sind wie die mit Windows 7. Das fällt bei mir dann schon in die Kategorie der ‘glatten Lüge’. Die Erwähnung von Secure Boot wurde hier ganz bewusst unterschlagen, damit es dramatischer klingt. Zumindest hoffe ich das – denn wenn der Autor des Reports das Feature nicht mal kennt, würde ich gänzlich vom Glauben abfallen.

Was will ich damit sagen? Dass der Himmel blau und Windows 8 absolut sicher ist?
Nein, natürlich nicht, woher sollte ich das auch wissen?
Es gibt allerdings auch keinen Grund, sich von irgendwelchen Marketing-Strategen verrückt machen zu lassen, die letztlich nur den Verkauf ihrer eigenen Produkte im Hinterkopf haben.
via

Über den Autor

Martin Geuß

Martin Geuß

Ich bin Martin Geuß, und wie unschwer zu erkennen ist, fühle ich mich in der Windows-Welt zu Hause. Seit mehr als 17 Jahren lasse ich die Welt an dem teilhaben, was mir zu Windows und anderen Microsoft-Produkten durch den Kopf geht, und manchmal ist das sogar interessant. Das wichtigste Motto meiner Arbeit lautet: Von mir - für Euch!

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