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Microsoft räumt ein: Windows RT hätte nicht Windows heißen dürfen

Windows RT wurde zweifellos noch kontroverser diskutiert als Windows 8. Die Zahl seiner Freunde und Fans ist nach wie vor überschaubar. Oft ist bei Windows RT von dem ‘beschnittenen System’ die Rede, und man empfiehlt gerne, stattdessen lieber zum ‘richtigen Windows’ zu greifen.
Ich habe diese Vergleiche nie so richtig verstanden, denn die beiden Systeme eignen sich überhaupt nicht für einen Vergleich. In entsprechenden Diskussionen verweise ich gerne darauf, dass Android und iOS ja auch erfolgreich wurden, obwohl sie keine ‘normalen Windows-Programme’ ausführen können. Vergleicht man die Features von Windows RT und die Hardware-Kompatibilität entsprechender Geräte mal mit iOS und Android, dann wird schnell klar, welche Systeme hier die beschnittenen sind. Die App-Ökosysteme sind dort ausgereifter, die besseren Basics hat jedoch eindeutig Windows RT.

Aber diese Diskussion wollen wir an dieser Stelle gar nicht führen, ich weiß ja selbst, dass ich in diesem Punkt befangen bin. Aufgrund der oftmals gezogenen Vergleiche zwischen Windows RT und Windows 8 kam ich schnell zu dem Schluss, dass man RT nicht hätte Windows nennen dürfen, um den entsprechenden Vergleich gar nicht erst nahe zu legen (leider finde ich den Beitrag nicht mehr, wo ich das geschrieben habe, aber vielleicht erinnert Ihr Euch noch).

Genau diese Erkenntnis hat sich nun offenbar auch bei Microsoft durchgesetzt. Julie Larson-Green hat auf dem UBS Global Technology Summit ein Interview gegeben und erklärt, was der eigentliche Ansatz von Windows RT ist: Ein schnelles, vereinfachtes System, das anders als ein herkömmliches Windows keinen Registry-Rost ansetzt und andere Verschleißerscheinungen zeigt, ‘inkompatibel’ mit Schadsoftware ist, keine Toolbars und sonstigen Crap zulässt, aber trotzdem die volle Office-Power entfaltet und offen für die modernen Apps ist. Das sei nur über ein geschlossenes System zu erreichen gewesen, wie es iOS eben auch ist.
Sie räumte anschließend ein, dass es Microsoft nicht gelungen sei, dies den Kunden transparent zu machen, und schließt mit der Erkenntnis: Wir hätten es nicht Windows nennen sollen.

Genau mein Reden – in der Folge kündigte sie dann eine Änderung an, die zwar noch nicht offiziell ist, von der wir aber alle wissen, dass sie kommen wird, weil sie einfach kommen muss: Nämlich das Zusammenwachsen von Windows RT und Windows Phone.
Im Moment habe man Windows Phone, Windows RT und das komplette Windows – in Zukunft werde man keine drei Systeme mehr haben.
Es wird also ein mobiles System für Tablets und Smartphones geben, und eines für den klassischen Desktop. Ich bin gespannt, ob sich die Erkenntnis, dass Windows nicht der passende Name ist, dann auch tatsächlich auf den Namen der künftigen RT/Phone-Fusion auswirken wird. Das wäre ein gewichtiger Schritt, den sich Microsoft sicher nicht leicht machen würde. Ich persönlich halte das Risiko, wenn man den Namen Windows über Bord wirft, für überschaubar – im Gegenteil: Gerade wenn ich mit Leuten über Windows Phone spreche, rümpfen die oft schon beim Namen die Nase.
Während Smartpones nämlich etwas Modernes, Neues und Schickes sind, verbinden die Leute mit dem Namen Windows oft immer noch das, was sie seit 15, 20 oder noch mehr Jahren kennen – und was nicht immer unbedingt Spaß gemacht hat.

Über den Autor

Martin Geuß

Martin Geuß

Ich bin Martin Geuß, und wie unschwer zu erkennen ist, fühle ich mich in der Windows-Welt zu Hause. Seit mehr als 17 Jahren lasse ich die Welt an dem teilhaben, was mir zu Windows und anderen Microsoft-Produkten durch den Kopf geht, und manchmal ist das sogar interessant. Das wichtigste Motto meiner Arbeit lautet: Von mir - für Euch!

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