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Nein, Lenovo, das kostenlose Windows 10 Upgrade ist kein Fehler – verkauft eure Hardware selbst

Yang Yuanqing, Chef des PC-Weltmarktführers Lenovo, hat der deutschen Presseagentur ein Interview gegeben und in diesem Microsoft dafür kritisiert, das Upgrade auf Windows 10 kostenlos zu verteilen. Wenn ein derart wichtiger Mann sich so äußert, horcht die Technikwelt natürlich auf, und so waren Zitate aus diesem Interview auf zahlreichen Seiten zu lesen. Warum der Lenovo–Chef das sagt, dürfte klar auf der Hand liegen: Der PC-Markt schwächelt und man hätte Windows 10 gerne dafür genutzt, zusätzliche Nachfrage zu generieren. Weil Microsoft das Update kostenlos verteilt, habe das aber nicht funktioniert.

Yuanging macht sich Sorgen, dass viele Nutzer nun nicht das beste Erlebnis unter Windows 10 haben, weil sie mit veralteter Hardware arbeiten. Eine Lösung hätte er dafür natürlich auch: Kauft Euch einen neuen PC von Lenovo. Das sagt er im Interview natürlich nicht, sondern gibt sich einfach nur besorgt. Wie mitfühlend.

Lernt es endlich: Die Zeiten haben sich geändert
Liebe Leute von Lenovo und von allen anderen PC-Herstellern: Habt Ihr es denn immer noch nicht verstanden? Die Zeiten, in denen Microsoft Eure Hardware verkauft, in dem es eine neue Windows-Version veröffentlicht, sind vorbei. Endgültig. Schluss. Aus. Ende. Das wird es nie wieder geben. Statt darüber zu lamentieren, solltet Ihr lieber darüber nachdenken, wie ihr Hardware entwickelt, die die Leute wirklich haben wollen. Niemand sollte ein neues Gerät kaufen müssen, nur weil die Software es von ihm verlangt. Stattdessen sollte man im Laden stehen und sagen: “Hey, wie cool ist das denn. Das will ich haben!”

Es war vorauszusehen
Dass Windows 10 den PC-Markt nicht beleben wird, darüber waren sich alle Experten schon lange vor dessen Start einig. Die Systemvoraussetzungen sind gleich geblieben – selbst wenn das Upgrade ein paar Euro gekostet hätte, wären viele Leute einfach nur umgestiegen, ohne gleich ihr ganzes Equipment auszutauschen. Vermutlich wäre es den OEMs am liebsten gewesen, Microsoft hätte Windows 10 nur für Neugeräte und überhaupt nicht als Upgrade angeboten. Aber warum hätten sie das tun sollen? Fremde Hardware zu verkaufen, ist nicht deren Job.

Behauptung: Mehr Nachfrage nicht trotz, sondern wegen Gratis-Update
Ich gehe sogar noch einen Schritt weiter und behaupte: Es ist gerade das kostenlose Upgrade, welches dafür sorgt, dass hier und da neue PCs gekauft werden. Ich habe in meinem Bekanntenkreis einige Rechner auf Windows 10 umgestellt, die schon vorher keine Raketen waren. Die laufen mit Windows 10 nicht besser oder schlechter, aber der Reiz des neuen Systems hat bei einigen meiner Bekannten dazu geführt, dass sie sagten: “Ach komm, vielleicht ist es jetzt doch mal Zeit für einen neuen PC.” Das wäre ohne das Upgrade nicht passiert.

Wo ist die innovative Windows 10 Hardware?
Es ist ja nicht so, dass Windows 10 keinerlei Anreize bietet, sich ein neues Notebook oder einen neuen PC zu kaufen. Man muss nur die passende Hardware dafür anbieten. Ich kenne niemanden, der Windows Hello nicht cool findet. Und wo ist die Gesichtserkennung im aktuellen Lineup der OEMs? Man muss sie mit der Lupe suchen, und das ist traurig. Das alleine hätte natürlich nicht Millionen von neuen PCs verkauft, aber es wäre ein Innovations-Signal gewesen. Und davon gibt es nach wie vor viel zu Wenige.

Zuerst musste Intel mit dem Ultrabook-Konzept zeigen, wie man moderne Notebooks baut. Dann machte Microsoft mit dem Surface vor, wie ein zeitgerechtes 2in1 auszusehen hat. In beiden Fällen mussten die OEMs nur auf den Zug aufspringen. Nun wird es Zeit, dass sie endlich selbständig werden.

Liebe Hersteller, hört auf zu lamentieren und die Schuld bei Anderen zu suchen. Das PC-Geschäft wird nie wieder so werden, wie es einmal war. In Zukunft wird nur noch Derjenige gut verkaufen, der mit seiner Ware Kaufreiz erzeugt. Deal with it!

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Über den Autor

Martin Geuß

Martin Geuß

Ich bin Martin Geuß, und wie unschwer zu erkennen ist, fühle ich mich in der Windows-Welt zu Hause. Seit mehr als 16 Jahren lasse ich die Welt an dem teilhaben, was mir zu Windows und anderen Microsoft-Produkten durch den Kopf geht, und manchmal ist das sogar interessant. Das wichtigste Motto meiner Arbeit lautet: Von mir - für Euch!

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