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Kein Rückschritt: Intels neue Strategie passt perfekt zum echten Surface Phone

Intel hat eine einschneidende Änderung seiner Strategie verkündet: Die Entwicklung der aktuellen Chipsätze für ultramobile Tablets und Smartphones wurde komplett eingestampft. Natürlich befeuert das die Spekulationen um ein Surface Phone von Microsoft mit x86 Prozessor. Was wie der Todesstoß aussieht, wenn man es so oberflächlich betrachtet wie fast alle Artikel zum sagenumwobenen Surface Phone, ist für mich dagegen ein Startschuss. Intels neue Strategie legt den Grundstein dafür, dass es mittelfristig ein Gerät geben kann, welches genau das kann, was man dem “Surface Phone” so gerne andichtet.

Intel-Boss Brian Krzanich hat in einem Beitrag auf dem offiziellen Blog die neue Konzernstrategie und deren fünf Säulen dargelegt. Prozessoren für Smartphones waren nicht dabei. Später folgte dann auch die explizite Bestätigung, dass die Plattformen Sofia und Broxton offiziell eingestellt sind, man also aktuell keine Chips für Smartphones mehr im Programm hat.

Natürlich beeinflusst das die Kooperation zwischen Intel und Microsoft: Beide Konzerne arbeiteten gemeinsam schon sehr lange an einem x86-basierten Smartphone, in letzter Zeit wurde aber immer mehr deutlich, dass es noch sehr lange dauern wird, bis man ein wirklich marktreifes Produkt haben wird. 2017 wäre es so oder so nicht der Fall gewesen.

Im Grunde hat Intel hinsichtlich Smartphones die selbe Entscheidung getroffen wie Microsoft im letzten Juli: Man hört auf, einen Kampf zu kämpfen, den man ohnehin längst verloren hat, ohne aber gleichzeitig aufzuhören, die eigenen Visionen und Ziele zu verfolgen.

Welche Konsequenz die aktuelle Entscheidung insbesondere für Windows 10 Mobile hat, kann derzeit niemand seriös beantworten. Denn Hand auf’s Herz: Die Nummer mit dem x86 Phone war für viele Leute ein Hirngespinst, das man zwar fröhlich gehyped hat – aber so richtig erklären, welchen Vorteil ein solches Geräte denn ganz konkret jetzt und heute bieten würde, konnte niemand.

Meine Vision von Continuum habe ich ja schon öfter dargelegt: Ein Phone, welches sich wie ein Phone anfühlt, so lange ich es wie ein solches nutze, und welches sich auch in Punkto Oberfläche in einen vollwertigen PC verwandeln kann. Ich bin einigermaßen sicher, dass dies auch die Vision von Microsoft und Intel ist und diese auch weiterhin lebt. Es wird nur einfach noch sehr lange dauern, bis das technisch möglich ist. Die fünfte Säule von Intels neuer Strategie ist Moore’s Gesetz, und genau dort ist auch das künftige, “echte” Surface Phone zu finden. Sobald es die Leistungssteigerung der Prozessoren bei fortschreitender Miniaturisierung zulässt, wird das Thema wieder aktuell.

Es ist falsch zu denken, dass Microsoft jetzt umplanen und stattdessen wieder an Geräten mit Qualcomm Chip arbeiten muss, denn damit haben sie niemals aufgehört. Ein neues “Flaggschiff” mit Snapdragon-Prozessor war und ist in Arbeit, nur wann es auf den Markt kommt, scheint offen. Selbst Leute wie Mary Jo Foley, die nicht jedes Gerücht nachplappern, können da im Moment nur raten. Das Frühjahr 2017 gilt momentan als wahrscheinlichster Termin. Und wer denkt, das sei “zu spät”, dem halte ich entgegen: Nein, Microsoft hat alle Zeit der Welt, denn so gut wie niemand wartet auf ein neues Windows Smartphone. Und je später man neue Hardware vorstellt, desto besser kann man die Altlasten abschütteln.

Paul Thurrott glaubt, Intels Kurswechsel hätte großen Einfluss auf das, was wir Surface Phone nennen. Ich glaube das wie gesagt nicht, denn marktreif wäre das Konzept in 2017 ohnehin nicht geworden. Der Beginn der “Post-Smartphone-Ära” ist einfach nur auf unbestimmte Zeit vertagt.

Im Bereich von Tablets und günstigen Notebooks hat das mutmaßliche Ende der Atom-CPUs (dass es diese in Zukunft überhaupt nicht mehr geben wird, ist noch nicht bestätigt) dagegen einen kleineren Einfluss. Der Core M ist mit der aktuellen Generation endgültig alltagstauglich geworden, die kommenden Generationen werden noch kleiner, besser und sparsamer werden. Da braucht es eigentlich keinen Atom mehr, Intel muss natürlich die Preise entsprechend anpassen.

Über den Autor

Martin Geuß

Martin Geuß

Ich bin Martin Geuß, und wie unschwer zu erkennen ist, fühle ich mich in der Windows-Welt zu Hause. Seit mehr als 17 Jahren lasse ich die Welt an dem teilhaben, was mir zu Windows und anderen Microsoft-Produkten durch den Kopf geht, und manchmal ist das sogar interessant. Das wichtigste Motto meiner Arbeit lautet: Von mir - für Euch!

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