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Porsche Design Book One im Test: Das bessere Surface Book?

Mit dem Book One hat Porsche Design Computing sein erstes 2in1-Notebook auf den Markt gebracht. Es soll den Auftakt einer ganzen Reihe von Geräten bilden und wurde in Kooperation mit Intel und Microsoft entwickelt. Vor allen Dingen Letzteres kann es kaum verheimlichen. Es hätte durchaus auch als Surface Book 2 erscheinen können, denn das “Erbgut” ist nicht zu übersehen, außerdem macht das Book One in der Tat einige Dinge besser als der “ultimative Laptop” aus Redmond.

Es beginnt bei den Äußerlichkeiten: Das Book One sieht meiner Meinung nach einfach schöner aus – was natürlich Geschmackssache ist. In praktischer Hinsicht vereint es alle Merkmale eines 2in1-Geräts: Der Bildschirm lässt sich sowohl um 360 Grad drehen als auch abnehmen, um das Book One im Tablet-Modus nutzen zu können. Das ist vollständige Flexibilität – mehr geht nicht. Was das Book One ansonsten so zu bieten hat, klären wir in diesem Test, der sich in vielen Punkten am Surface Book orientiert, welches hier ganz offensichtlich Pate stand.

Die technischen Daten:
Display: 13,3 Zoll Display mit 3.200 x 1.800 Pixel
CPU: Intel Core i7-7500U
Grafik: Intel HD 620
RAM: 16 GB
SSD: 512 GB
Betriebssystem: Windows 10 Pro
Speichererweiterung: micro SD Slot
Kamera: 5 MP Frontkamera, Windows Hello kompatible IR-Kamera
Stift: aktiver Wacom-Stylus (2.048 Druckpunkte)
Anschlüsse: je ein USB-C an Tablet und Tastatur, 2 x USB 3.0 an der Tastatur
Sonstiges: Precision Touchpad, Bluetooth 4.1
Akkulaufzeit: bis 14 Stunden (Tablet: 5 Stunden)
Gewicht: 1.580 Gramm (Tablet: 758 g)
Abmessungen: 311,40×226,50×15,90 mm (Tablet: 311,40×209,50×7,70 mm)

Verarbeitung, Design, Haptik
Das Gehäuse des Book One besteht aus CNC-gefrästem Aluminium, das zusätzlich sandgestrahlt und matt eloxiert ist. Tablet- und Tastatur-Einheit sind symmetrisch und jeweils 7,7 mm dick, quasi nebenbei ist das Book One damit auch eines der dünnsten Convertibles, die derzeit auf dem Markt sind. Durch das kantige Design wirkt es allerdings sehr viel klobiger, als es in Wirklichkeit ist.

Die Verarbeitung ist erwartungsgemäß perfekt, das muss man von einem Gerät für rund 2.800 Euro natürlich auch erwarten dürfen. Die Kanten sind sauber abgerundet, das fällt vor allen Dingen bei der Benutzung als Tablet angenehm auf. Fast unentschuldbar bei einem Premium-Gerät ist allerdings der Umstand, dass sich das Book One nicht einhändig öffnen lässt, ohne dass die Tastatur vom Schreibtisch abhebt.

Bei der Vorstellung des Book One hatte ich mich spontan in das Scharnier verliebt. Porsche Design hat es “VarioGrip” getauft, es besteht aus Edelstahl und soll an die Zahnräder eines Sportwagen-Getriebes erinnern. Funktional gesehen ist das natürlich nebensächlich, aber es ist einfach ein Hingucker und man spielt damit herum, um dabei zuzusehen, wie schön die Zahnrädchen (lautlos) ineinander greifen. So, wie das bei einem Designer-Stück auch sein muss.

Vermutlich ist es genau diesem optischen Leckerbissen geschuldet, dass der oben erwähnte Einhand-Test fehlschlägt. Davon abgesehen aber wird das Book One aber dem Label “Porsche Design” voll und ganz gerecht.

Display
Das Porsche Book One besitzt ein 13,3 QHD-Display mit einer Auflösung von 3.200 mal 1.800 Pixel, ist im 16:9 Format ausgeführt. Was die Bildqualität angeht, so kommt es sehr nahe an das sagenhafte Display im Surface Book heran, der Bildschirm spiegelt außerdem weniger stark als beim “Vorbild”, was der Lesbarkeit in besonders hellen Umgebungen oder bei direkter Sonneneinstrahlung zugute kommt. Farben stellt das Book One einen Tick besser dar als das Surface Book, welches im Gegenzug über deutlich mehr Reserven bei der maximalen Helligkeit verfügt.

Sound
Der Klang ist beim Porsche Book One leider ein Schwachpunkt. Er ist äußerst höhenbetont, fast schon blechern. Natürlich kann man aus dem 7,7mm dünnen Gehäuse keine wummernden Bässe erwarten, aber viele Geräte vor allen Dingen in den höheren Preisklassen bekommen das wesentlich besser hin. Zum Musikhören sollte man also immer einen guten Kopfhörer verwenden, die internen Lautsprecher sind dafür nicht ausreichend. Bei Filmen dagegen führt das Klangbild zumindest dazu, dass die Dialoge immer bestens verständlich sind. Insgesamt fehlt es aber auch hier an Dynamik.

Stift
Der Book One Pen ist der erste aktive Stylus für Windows, der von Microsoft und Wacom gemeinsam entwickelt wurde. Er unterstützt 2.048 Druckpunkte, ist 140 mm lang und wiegt 19 Gramm. Er ist genau wie das Book One aus eloxiertem Aluminium gefertigt.
Der Book One Pen verfügt über zwei Tasten, eine konfigurierbare Funktionstaste sowie eine zum Löschen von Inhalten. Wie beim Surface Book haftet der Pen magnetisch am Gehäuse. Die Batterie soll 7,5 Monate durchhalten, was ich natürlich in der Kürze der Zeit nicht verifizieren konnte.

Von den Spezifikationen her ist der Book One Pen dem Surface Pen der letzten Generation, die zum Surface Pro 4 und Surface Book gehört, überlegen. Und diese Überlegenheit kommt dann nicht nur in der Theorie, sondern auch in der Praxis zur Geltung. Die Latenz des Porsche-Stifts ist deutlich kürzer, das Schreibgefühl insgesamt besser. Auswechselbare Spitzen wie beim Surface Pen gibt es aber leider nicht.

Meine Stift-Künste reichen leider nicht aus, um ein kompetentes Urteil zu fällen, welches belastbar genug für Power-Nutzer wäre. Dennoch behaupte ich: Das Book One hat die bessere Stifteingabe. Kurz vor Ende des Tests traf das 2017er Surface Pro nebst neuem Pen ein. Erste kurze Schreibversuche deuten an, dass das Pendel dann wieder in die andere Richtung ausschlagen könnte.

Windows Hello
Das Book One unterstützt Windows Hello per Gesichtserkennung mittels Infrarot-Kamera. Mittlerweile gibt es einige Geräte, die diese Technologie unterstützen, den Maßstab in Sachen Zuverlässigkeit und Geschwindigkeit der Erkennung setzen aber nach wie vor die Surface-Geräte. Beim Surface Laptop und beim neuen Surface Pro funktioniert das “wie der Blitz”. Aber auch das Book One muss sich hier nicht verstecken. Fehlversuche hatte ich nur bei starkem Gegenlicht, da geben alle Hello-Kameras auf. Ansonsten funktioniert der Login tadellos und die Performance liegt auf dem Niveau des Surface Book.

Tastatur und Touchpad
Regelmäßige Leser wissen es: Das Urteil über ein Gerät steht und fällt bei mir mit der Tastatur. Ich schreibe mehrere Stunden täglich, darum macht eine gute Tastatur bei mir viele andere Schwächen wett, während umgekehrt eine schlechte Tastatur zum K.O.-Kriterium wird. Das Surface Book, mit dem ich hier immer wieder Vergleiche anstelle, hat das meiner Meinung nach derzeit beste Keyboard überhaupt. Leider kommt das Book One da nicht mal in die Nähe. Die Tasten fassen sich gut an und alles wirkt ebenso hochwertig wie der Rest des Geräts, aber der Tastenhub ist deutlich zu kurz und der Druckpunkt zu schwammig. Letzteres führte dazu, dass fehlende Buchstaben bei meinen Schreibversuchen der häufigste Fehler waren. Ich hatte insgesamt fünf Tage mit dem Book One – zu wenig für ein abschließendes Urteil. Aber ich fürchte, ich könnte mich an die Tastatur nicht gewöhnen. Wie immer ist das natürlich eine rein subjektive Sichtweise. Eine dimmbare Hintergrundbeleuchtung ist übrigens vorhanden.

Den Titel “Das Beste, was ich bisher benutzt habe” sichert sich das Precision Touchpad des Book One. Es ist nicht nur unfassbar glatt und gleitfähig, sondern arbeitet äußerst präzise. Ich mag Touchpads eigentlich nicht, weil ich Grobmotoriker bin und damit so selten das treffe, was ich eigentlich treffen will, in dieser Hinsicht hatte ich beim Book One aber keinerlei Probleme. Erste Sahne. Die Größe entspricht mit 10,5 x 7 cm genau jener des Surface Book.

Akkulaufzeit
Die Laufzeit des Book One ist mit “bis zu 14 Stunden” angegeben, was sich meist auf die Video-Wiedergabe bezieht. In der Praxis weichen die Herstellerangaben traditionell mehr oder weniger stark nach unten ab, bei meinem typischen Nutzungs-Szenario (Browser, Mail, Office, Bildbearbeitung und ganz viel Schreiben) liege ich meist deutlich drunter. Nicht so bei diesem Boliden: Auch ein 12-Stunden-Tag mit dem Book One lässt sich ohne zwischenzeitliche Suche nach einer Steckdose überstehen. Durchaus beeindruckend.

Sonstiges
Das Book One wird von Microsoft als “Signature PC” verkauft, das verspricht keinerlei Crap- und Bloatware. Ein Versprechen, das vom Windows 10 Standard-Image gebrochen wird. Spielchen wie Candy Crush Soda Saga oder Royal Revolt 2 und einige andere Spiele und Apps sind ungefragt vorinstalliert. Zwar lassen sie sich mit ein paar Klicks beseitigen, von einem bloatware-freien Gerät kann man aber nicht mehr sprechen. Diese gibt es mit Windows 10 grundsätzlich nicht mehr.

Erwähnenswert ist am Ende noch der Lüfter, der höchst selten in Aktion tritt, unter Vollast aber deutlich hörbar wird. Irgendwo muss die Wärme eben hin.

Fazit: Porsche Design Book One – das bessere Surface Book?
Die Antwort auf diese Frage wäre ein uneingeschränktes “Ja”, wenn da nicht die Sache mit der Tastatur wäre. Für mich persönlich käme ein Tausch nicht in Frage, aber es sei erneut darauf verwiesen, dass die Tastatur für mich eine deutlich höhere Priorität hat also bei vielen anderen Nutzern. Sie ist gut, aber für mich nicht gut genug. In allen anderen wichtigen Disziplinen hat das Book One die Nase vorn. Es bietet eine deutlich bessere Akkulaufzeit, hat die bessere Stift-Eingabe und bietet vielfältigere Verwendungsmöglichkeiten. Bedauerlich ist, dass keine dedizierte Grafikkarte mit an Bord ist. Unter dem Strich aber wäre das Book One ein würdiges “Surface Book 2” geworden. Ich könnte wetten, genau das ist auch der Grund, warum es existiert, und warum Microsoft bei der Entwicklung kräftig mitgeholfen hat.

Das Porsche Design Book One ist für 2.795 Euro unter anderem im Microsoft Store erhältlich. Der Preis ist fix, es gibt aktuell keine Online-Händler, die es günstiger anbieten.

Über den Autor

Martin Geuß

Martin Geuß

Ich bin Martin Geuß, und wie unschwer zu erkennen ist, fühle ich mich in der Windows-Welt zu Hause. Seit mehr als 16 Jahren lasse ich die Welt an dem teilhaben, was mir zu Windows und anderen Microsoft-Produkten durch den Kopf geht, und manchmal ist das sogar interessant. Das wichtigste Motto meiner Arbeit lautet: Von mir - für Euch!

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