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Microsoft patcht den Internet Explorer und beerdigt seine Glaubwürdigkeit

Für die letztes Wochenende bekannt gewordene Sicherheitslücke im Internet Explorer hat Microsoft gestern Abend einen außerplanmäßigen Patch bereit gestellt. Das ist grundsätzlich lobenswert. Für Viele überraschend kam der Umstand, dass auch Windows XP einen Patch erhalten hat. Und zwar nicht nur für den unter XP aktuellsten Internet Explorer 8, sondern auch für die Versionen 6 und 7. Aus dem lange und immer wieder angekündigten Supportende für Windows XP hat Microsoft damit schlagartig einen Marketing-Gag gemacht.

Man kann nicht zählen, wie oft Microsoft auf allen Kanälen und bei jeder sich bietenden Gelegenheit immer wieder gepredigt hat, dass man Windows XP bis April 2014 unbedingt ablösen sollte, weil dann der Support eingestellt wird und es keinerlei Sicherheitsupdates mehr geben wird. Und die Aussage wurde auch dann noch aufrecht erhalten, als längst klar war, dass zum Supportende weltweit noch Millionen XP-Rechner in Betrieb sein werden. Jeder, der diese Botschaft weiter getragen hat, darf sich am heutigen Tage wie ein Idiot fühlen. Und das leider völlig zu Recht.

Natürlich ist es grundsätzlich gut, dass Microsoft auf so vielen Systemen wie irgend möglich für Sicherheit sorgen möchte, mit dieser Aktion hat man sich aber selbst einen Bärendienst erwiesen. Wir reden hier nicht von einem Leck epischen Ausmaßes, sondern von einer simplen Browser-Sicherheitslücke. Jeder wusste doch, dass es nach dem Supportende nicht allzu lange dauern würde, bis eine solche auftaucht.
Und Microsoft hat uns immer wieder glaubhaft versichert, dass man in diesem Falle keinen Patch mehr für XP liefern wird. Offensichtlich alles nur Schall und Rauch. Ob das längst vorher schon so geplant war oder ob man sich kurzfristig dazu entschlossen hat, doch noch einen Patch für XP zu bauen, spielt keine Rolle. Microsoft macht sich mit dieser Aktion ausgerechnet auf dem Gebiet der Sicherheit unglaubwürdig.

Was ist denn ein Supportende in Zukunft noch wert? Wer soll das jemals wieder ernst nehmen? Also ich gewiss nicht. Wie oft habe ich hier auf der Seite und auch im Familien- und Freundeskreis davor gewarnt, XP nicht rechtzeitig zu begraben, weil es keine Updates mehr geben wird? Ich stehe nun ganz offiziell als Lügner da – herzlichen Dank dafür!

Ich habe ja grundsätzlich nichts dagegen, wenn XP auch weiterhin gepatcht wird. Aber dann sollte man nun Flagge zeigen und eine Ansage machen, wie es denn nun weiter geht. Sich jetzt hinzustellen und zu sagen “Der Support für XP ist ausgelaufen und dabei bleibt es auch, trotzdem haben wir da aber mal einen Patch für Euch” klingt nach dem Auftakt für einen unverantwortlichen Eiertanz. Entweder es ist Schluss mit Updates oder nicht.

Für die Kunden mit erweiterten Supportverträgen (bekommen die jetzt eigentlich Geld zurück?) werden ja weiterhin Updates für XP entwickelt – dann kann man die ja genau so gut öffentlich verfügbar machen. An die Nummer mit dem Supportende glaubt ja jetzt sowieso niemand mehr. Der 8. April 2014 war letztlich nur ein Werbegag.

Über den Autor

Martin Geuß

Martin Geuß

Ich bin Martin Geuß, und wie unschwer zu erkennen ist, fühle ich mich in der Windows-Welt zu Hause. Seit mehr als 16 Jahren lasse ich die Welt an dem teilhaben, was mir zu Windows und anderen Microsoft-Produkten durch den Kopf geht, und manchmal ist das sogar interessant. Das wichtigste Motto meiner Arbeit lautet: Von mir - für Euch!

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