Ich hatte allerdings auch schon recht früh den Gedanken geäussert, dass Microsoft die halbjährlichen Releases so lange verfolgen wird, bis Windows 10 zu einem grossen Teil auf eine neue Basis gestellt sein wird und den Realeasezyklus dann reduziert.
Richtig, aber wenn wir mal die momentane Situation betrachten, dann ist bei Windows 10 gerade im Unterbau noch sehr viel Bewegung drinne und das wird sich sicherlich noch weit bis in 2020 rein ziehen, bevor hier wirklich mehr Ruhe einkehrt. Nur mal als Beispiel: WSL 2 ist noch in aktiver Entwicklung, die moderne PowerShell Core soll als PowerShell 7 zusätzlich zur alten in Windows integriert werden, bei .NET werden ab November 2020 alle quelloffenen Varianten zusammengefasst (auch Parallelsituation zu .NET Framework 4.8), dann denkt Microsoft offen über Rust nach und, was man auch nicht vergessen darf, Windows 10 ist noch mitten in seiner Modularisierung. Rechnet man dann noch den Zirkus um Microsoft Edge mit ein und dass wir nicht wissen, ob mal eine Chromium-Engine statt EdgeHTML verbaut wird (was irgendwann kommen muss) und wie tief überhaupt Webtechnologien in Windows verankert werden (siehe React Native), dann sind wir noch weit davon entfernt, dass Windows 10, soweit es eben möglich ist, seine neue Basis bereit hat.
Abseits davon muss Microsoft auch noch sehr viel aufräumen. Von den Universal Apps kann man sicherlich diverse durch PWAs ersetzen, aber eben nicht alle, und dort, wo sich weiterer Ressourceneinsatz kaum lohnt (Sprachrekorder etc.), müssen sie in Redmond mal klären, ob für sie gelegentliche Fehlerkorrekturen und Sicherheitsupdates ausreichen (Brach liegen lassen dürfen sies nicht) oder ob sie den Quellcode genau wie bei der Rechner-App öffnen. Eine ganz eigene Qualität hat das nochmal bei den Multimedia-Apps. Groove Music ist ein wandelnder Zombie, Filme & TV ist vom Dienst dahinter vielleicht auf Abruf und die Grafik-Apps werden wegen Remix 3D bald zurechtgestutzt. Ich hatte zuletzt spekuliert, ob Microsoft es wie bei Paint handhabt und wir wieder Updates beim Windows Media Player sehen werden, aber da die Fotos-App demnächst ein größeres Update bekommt, fällt das sicherlich flach. Jedenfalls muss irgendwas in der Richtung noch passieren. Und dann ist da noch die Tatsache, dass die vielen neuen Funktionen, die der Microsoft Store bekommen sollte und die teilweise seit Anfang November 2018 getestet werden, bis heute nicht bei den normalen Nutzern angekommen sind.
Ich gebs gerne zu: Wenn wir diese Übergangsphase mal hinter uns haben und Technologien wie WSL 2, Windows Terminal und der neue Microsoft Edge mal stabil sind, dann hätte diese Vision von Windows 10 für mich durchaus was Reizvolles. Dazu dann die tiefe Gaming-Integration inklusive xCloud, kleinere neue Features u.a. bei Notepad über kumulative Updates und getrennt vom eigentlichen Unterbau, der dann vielleicht auch nicht immer über ein echtes Upgrade aktualisiert werden muss, oder dass Microsoft bei den Apps nicht immer über Windows gehen muss, da es PWAs sind... das hätte schon was. Aber momentan ist Windows 10 in der Hinsicht noch eine echte Baustelle.