Existenzkampf mit Google? Völlig irreal - und Google würde mit Sicherheit der haushoche Verlierer sein.
Microsoft braucht Google nicht,aber Google braucht Microsoft !
Wie gesagt, Microsoft und Google tun sich in der Hinsicht beide nichts, und deine Ansichten sind in diesem Punkt auch etwas daneben. Microsoft profitiert immer noch von drei Sachen: der traditionellen Stärke von Office und dem klassischen Windows-Desktop, dem gewissen Vorsprung von Xbox gegenüber Googles Ambitionen und der besseren Zugänglichkeit im Entwicklerbereich mit Visual Studio und anderen Produkten. Außerdem wäre es keine große Kunst, dass zum Beispiel Skype wesentlich "erfolgreicher" ist als alles, was Google im Messenger-Bereich vorweisen kann, so wie das da seit Jahren mit den ewigen Neustarts im Chaos versinkt.
Trotzdem würde Microsoft gegenüber Google schnell in die Defensive geraten, wenn die mal Ernst machen. Es gibt zwischen Google und Microsoft nämlich einen zentralen Unterschied. Google ist mit seinen Produkten fest beim Endkonsumenten verankert und stellt sie trotz Engagement bei den Unternehmen nicht wirklich schlechter, außerdem hat es seine Aktivitäten beim Consumer ganz fest in der eigenen Hand. Microsoft entwickelt in erster Linie für Unternehmen und abseits der Xbox sind alle anderen Produkte, die wir so als Consumer nutzen können, meistens welche, die vom Business-Sektor in angemessener Weise abgezwackt wurden und dann an uns weitergereicht werden. Damit will ich Office und Co. nicht schlecht reden, ich schwöre selbst auf sie, aber so sieht nunmal die Realität aus.
Außerdem: Microsoft braucht Google, aber Google braucht Microsoft nur bedingt. Microsoft ist auf iOS und noch mehr auf Android für seine Mobilstrategie angewiesen, da sie eben auf Partnerschaften wie die mit Samsung angewiesen sind und über Technologien wie Your Phone und den Microsoft Launcher hier andocken. Dazu kommt Kubernetes und Go in der Cloud, Chromium wegen Microsoft Edge und Angular wegen TypeScript und ASP.NET.
Google: Wovor sollten die bei Microsoft Angst haben? Richtig, nirgends. Die meisten Consumer-Produkte sind Webdienste, sie haben den stärksten Browser, die größte Videoplattform (Mixer ist dagegen ein Mückenpups), eigene Hardware, mit die besten KI, sehr gute Clouddienste (was man angesichts der Qualität nunmal neidlos anerkennen muss), mit Android Studio eine eigene IDE für die Endentwicklung (sie sind nicht mehr auf Eclipse angewiesen), crossplattform greifen sie mit Dart und Flutter an, sie haben den größten Werbedienst und was Microsoft so zu Chromium etc. beizutragen hat, nimmt man halt gerne mit. Ende. Der einzige Berührungspunkt, der von Google aus angestoßen wurde, ist Visual Studio Code als offizieller Editor für die eigenen Projekte. Gut, der ist aber quelloffen, den könnten sie notfalls forken. So what? Und wie gut Xbox und xCloud für die Zukunft tatsächlich aufgestellt sind, darüber reden wir, wenn wir genauer wissen, ob und wie gut Stadia langfristig funktioniert.
Letztlich kann man in der heutigen Zeit aber keine so scharfe Grenze mehr ziehen. Beide Unternehmen profitieren zu sehr voneinander und unterstützen sich auch oft gegenseitig. Microsoft trägt zum Chromium-Projekt bei, dafür ist Google ein Unterstützer bei der .NET Foundation, um nur mal ein Beispiel zu nennen. Insofern relativiert sich das am Ende ohnehin alles wieder.