...Warum ist denn Windows 10 angeblich so komplex ? Das liegt doch teilweise an MS selber, wenn dort soviel untergebracht ist, was der Normalo gar nicht benötigt...
Willst Du denn mir, oder Millionen anderen vorgeben, was vom System wir benötigen? Ich habe mit absoluter Sicherheit ganz andere Anwendungsszenarien (3D Druck, Programmierung, demnächst eine kleine CNC Fräse - alles wird über Windows geregelt) als Du und dementsprechend setze ich, was die genutzten Systemkomponenten angeht, völlig andere Schwerpunkte als jemand, der lediglich daddelt, surft oder Briefe schreibt. Übrigens nutze ich immer noch überaus gerne den Media Player, weil der mir auch nach zwanzig Jahren noch völlig ausreicht, um meine Musik zu hören und meine Videos zu schauen.
Weil die Nutzung eines Computers und seines Betriebssystems bei jedem einzelnen Anwender also eine völlig andere ist, versucht Microsoft mit Windows möglichst viel Grundfunktionalität mitzuliefern, die den Grossteil aller denkbaren Anwendungen schon out of the Box möglich machen soll.
So überaus komplex ist Windows 10 schon deshalb, weil viele Umsteiger von XP zu Vista, zu Windows 7, zu Windows 8/8.1 und dann zu Windows 10 ihre überaus liebgewonnen, oft aber auch inzwischen überaus veralteten, Programme gerne unter Windows 10 auch noch nutzen möchten. Das bedeutet, dass Windows schon seit Jahrzehnten Schnittstellen mit sich rumschleppt, die MS furchtbar gerne loswerden würde. Dies geht aber nicht, weil sofort das Gezetere losginge, dass MS einen bevormundet und entmündigt, denn es würde sofort eine Reihe von Software den Betrieb einstellen.
Es sollen doch bitte zwanzig Jahre alte Drucker wie am ersten Tag laufen, obwohl die Hersteller der Geräte schon seit einem Jahrzehnt keine neueren Treiber dafür bereitgestellt haben. Scanner sollen funktionieren, deren Hersteller ihren Support schon vor zehn Jahren einstellten. Es sollen noch ganz andere Peripheriegeräte auch nach zwanzig Jahren noch funktionen und
immer soll MS dafür doch bitte die Treiber bereitstellen, die der Hersteller schon seit vielen Jahren nicht mehr entwickelt.
Genauso soll die älteste denkbare Software des Herstellers XY doch bitte so sauber und fehlerlos laufen, wie sie unter Windows XP lief. Der Hersteller liefert schon seit vielen Jahren keinerlei Aktualisierungen mehr - Microsoft soll diese Software aber auch unter Windows 10 doch gefälligst weiterhin am Laufen halten und das selbstverständlich völlig fehlerfrei.
Habt ihr euch schon jemals Gedanke darüber gemacht, was ihr da alle so verlangt? Ihr verlangt quasi von BMW, dass von denen kostenlose Reparaturen und Ersatzteile für Ferarris zu liefern sind. Das verlangt ihr, ohne auch nur eine Minute darüber nachzudenken, dass ihr Microsoft dazu zwingt völlig überalterte Systemteile irgendwie lauffähig zu halten
und sie gleichzeitig abzusichern, damit darin lange enthaltene Sicherheitslücken nicht ausgenutzt werden können. Diese Anspruchshaltung ist bei Windows 10 auch mit ein Grund, warum die Systemsteuerung immer noch parallel zur Einstellungsapp existiert, denn sehr viele ältere Software und Treiber benötigen diese Funktionalität, damit sie heute noch einwandfrei funktionieren können.
Die Komplexität von Windows ist also euren Wünschen nach möglichst langer Abwärtskompatibilität und möglichst langer Nutzungsdauer von Peripheriegeräten geschuldet. MS schleppt deshalb in Windows teilweise fast dreissig Jahre alte Systemteile (COM, DCOM) mit sich rum, die man lieber gestern als heute entfernen würde. Geht bloss nicht, weil das die Aufgabe eines Teils der Abwärtskompatibilität bedeuten würde.
All das macht, zusammen mit den so furchbar gerne genutzten Optimierungs-, Tuning- und Bereinigungstools und den beliebten Nutzereingriffen, praktisch jedes einzelne kumulative Update zu einer Gratwanderung, bei der Microsoft ohnehin grundsätzlich der moralische Verlierer ist. Denn wenn bei einem Update auch nur auf einem einzigen Rechner was nicht klappt, quellen die Foren nur so über vor lauter Häme.
Und deshalb ist es auch so überaus witzig, wenn jeder Hinweis auf diese Dinge direkt damit gekontert wird, dass man einem unterstellt, MS zu sehr in Schutz zu nehmen. Dabei zeichne ich lediglich ein realistisches Bild der eigentlichen Situation.