Erinnert mich an den ein oder anderen Artikel hier in letzter Zeit. Hatte das schon in einem anderen Thread geschrieben: Sich sein eigenes Inselsystem zu bauen, und zu behaupten, man würde und könne alles anders machen als die Konkurrenz funktioniert so leider nicht.
Es ist schon ein wenig heuchlerisch, immer gegen Google und den Chrome zu schießen, und gleichzeitig zu deren großen Profiteuren zu zählen.
Das wäre schön, wenn man es so allgemein sagen könnte, aber die Situation ist da deutlich schwieriger. Das Ironische an der Geschichte ist ja, dass an Mozilla tatsächlich kein Weg vorbei führt, wenn es um einen neuen Webstandard geht. Du brauchst Implementierungen in mindestens zwei unabhängigen Engines, um einen neuen Webstandard zu verabschieden, und Microsoft und Google können da nur eine aufbieten: Blink. Da sich Apple aus dem Standardisierungsprozess meistens raushält und mit Safari/Webkit2 sein eigenes Ding dreht, bleibt nur ein möglicher Partner übrig, das ist Gecko. Deswegen mögen sich die unterschiedlichen Entwickler öffentlich zwar anbellen, aber wirklich beißen tut sich da keiner. Hinter den Kulissen geht das Hand in Hand und gerade Microsoft, Google und Mozilla tauschen sich wirklich ständig miteinander aus.
Außerdem sind Gecko und andere Basistechnologien von Mozilla wie die JavaScript-Engine SpiderMonkey mit Sicherheit keine solchen Insellösungen, wie du dir das vielleicht denken magst. Das stimmt sicherlich im Browserbereich, wo hinter Firefox als nächst-kleinere Browser vor allem der Tor Browser, Waterfox und GNU IceCat folgen, aber die Basis steckt auch noch in einigen Mailclients oder wird durch IBM, Red Hat und der Gnome Foundation durch den Gnome-Desktop in die großen Enterprise-Linux-Distributionen getragen, denn das clientseitige Rendering mit gjs basiert auf SpiderMonkey und der Epiphany-Browser greift trotz Webkit2-Basis auch auf zahlreiche Elemente von Mozilla zurück. Den Einfluss, den sie in den Bereichen AR/VR, Sprachtechnologien oder über die Programmiersprache Rust nehmen, ist da noch gar nicht eingerechnet. In allen Dreien sind sie massiv dabei, insofern sollte man sich vom Marktanteil von Firefox selbst nicht so sehr täuschen lassen.
Was wir unter Windows wirklich bräuchten, wäre aber wieder ein offizielles Release von Safari. Nicht, dass ich den Browser mag, aber für Webentwickler, die so unter Windows eingeschränkt wären, wäre das sicherlich eine Entlastung.