Interessante Artikel. Frage:
Was hälst du von den Plänen einiger Stadtverwaltungen zu Linux zu wechseln, zumal München schon mal von Linux zu Windows zurück gewechselt ist. Wie ist der Arbeitsfluss aus deiner Sicht mit Linux, benötigt der normale Anwender (Stadtverwaltungsbeamter) hin und wieder zusätzliche Kenntnisse oder zusätzlichen Aufwand?
Der Teufel steckt bei sowas immer im Detail, Linux mag zu >90% vergleichbar gut funktionieren, wird ein gewöhnlicher Stadtbeamter jedoch trotzdem manchmal an seine Linux-Grenzen (Kenntnisse) stoßen?
Ich habe es selbst erlebt, im Rathaus der Stadt München (ich hatte dort ein Termin gehabt), als ein Stadtbeamter (noch zu Linux Zeiten) aus einem benachbarten Büro über seine Anwender-Software, über Linux OS, die ganze Zeit am fluchen war...
Entschuldige, meine Antwort hat ein bisserl gedauert.
Als Laie der keine Ahnung von Linux und LiMux hat, aus der LHM (Stadt München) ein paar interne Einzelmeinungen sowie Presseberichte kennt aber keinen Überblick über das Thema hat, kann ich folgendes sagen:
Die Gründe, warum nach Einführung von LiMux ständig bzw. immer wieder über eine Rückkehr zu Windows gesprochen, diskutiert, angestoßen und zuletzt 2017 durch den Stadtrat bestätigt wurde, sind vielfältig.
- So wie AfDler alle echten und alle vermeintlichen Probleme auf die Merkelregierung schieben, wurden und werden von LHMlern alle echten und alle vermeintlichen Probleme auf das LiMux System geschoben
- Viele Beschwerden über angebliche Probleme entpupp(t)en sich nur als Nichtgefallen und Unwille, vom Gewohnten abzuweichen. Beispielsweise motzten Stadträte dass auf den ihnen zur Verfügung gestellten Computern das "Outlook" nicht so ausschaut, wie das Outlook auf ihren Computern daheim ausschaut.
- Die Systemadministration der LHM verärgert mit manchen Sachen die Mitarbeiter. Beispielsweise in dem Teile des Systems nach bestimmten Uhrzeiten heruntergefahren werden und der Mitarbeiter seine Arbeit nicht mehr weitermachen kann. Auch wenn es klar ist dass das nicht am BS liegt, sorgt es für schlechte Stimmung und ein schlechtes Image des ganzen IT-Systems.
- Bei der von Anfang an erfolgenden Argumentation, dass LiMux gar nicht so viel billiger ist als Windows, wurde m. E. zu wenig drauf eingegangen, dass man Äpfel mit Birnen vergleicht und LiMux als eigenes Produkt Investitionskosten erfordert. Diese hätte man wieder reinholen können indem man Lizenzen an andere Kommunen verkauft.
- Einige kritisieren, dass unter der Überschrift "Linux Software ist kostenlos" der Eindruck entstanden ist, auch die Wartung, Betreuung und Weiterentwicklung wäre irgendwie kostenlos oder müsste dies sein und deshalb oder aus allgemeinem Sparwillen wurde das vernachlässigt.
- Einige LHMler die ich kenne haben schon vor Jahren einen PC mit Windows angestrebt und auch ergattert. Vergleichbar damit, wenn man einen Audi als Firmenauto ergattert während die meisten anderen Mitarbeiter einen VW fahren. Aber wenn ich dann nachfragte was jetzt genau an ihrem Windows-PC besser ist als beim LiMux, konnte mir keiner konkrete Beispiele nennen. Ausnahme war die bessere Kompatibilität ohne den Einsatz von Konvertern etc. beim Datenaustausch mit externen Unternehmen, Planern und anderen Kommunen.
- Bei dem Wunsch nach einem Windows-PC spielt(e) wahrscheinlich auch eine Rolle, dass die Windows-PCs neuer und leistungsfähiger sind und die vorhandenen Kisten mit LiMux relativ alte Gurken sind. Ich habe mal einen Zettel gesehen was bei der LHM ausgemustert wird. Das waren um die 15 Jahre alte, einfachste Kisten mit magerster Ausstattung (wenig RAM).
Zur Spaltung und dem schlechten Image von LiMux haben Oppositionspolitiker sowie einige Medien beigetragen, welche Probleme aufbauschten und skandalisierten.
Der Wechsel von LiMux auf Windows ist nach wie vor umstritten und wird inzwischen wieder durch Open Source Projekte aufgeweicht:
Windows, Linux, wieder Windows, jetzt wieder Open Source: Seit knapp zwei Jahrzehnten wechselt die Stadt München munter ihre digitale Infrastruktur. Nun will die neue grün-rote Stadtregierung einen neuen Anlauf hin zu mehr Offenheit unternehmen.
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