wenn publizierte Fallzahlen nicht mal innerhalb vom Ländle (Ba-Wü) übereinstimmen, was bedeuten dann die Werte überhaupt?
Wer nicht verstehen will, daß die einen Zahlen direkt von den lokalen Gesundheitsämtern, etc. aggregiert werden und die anderen Zahlen von den Landesbehörden bzw. für ganz Deutschland dann vom RKI über die offiziellen Kanäle (häufig digital, manchmal leider noch analog) zusammengestellt werden, muß dahinter ja eine Statistikfälschung oder sogar die große Verschwörung vermuten.
Die Landesbehörden und das RKI können für die offiziellen Zahlen nicht die Pressemitteilungen oder die Webseiten der Gesundheitsämter abklappern, wie es einige Medien oder Universitäten für ihre inoffiziellen Statistiken machen, sondern die nehmen die Zahlen, die digital oder fernmündlich vom jeweiligen Gesundheitsamt an die Landesbehörde bzw. dann weiter ans RKI gemeldet wurden. Letzteres erfolgt mit einigem Zeitverzug. Da aber in den Zahlen der Gesundheitsämter immer auch das Datum vermerkt ist, hat das RKI mit einigen Tagen Zeitverzug aussagekräftige Zahlen über die tägliche Entwicklung der Infektionszahlen. Siehe
Experience rechts unten die Neufälle des aktuellen Tages in Orange.
Es ist auch von untergeordneter Bedeutung, daß die Zahlen, die der Bevölkerung zur Verfügung gestellt werden, top aktuell sind. Es reicht wenn die Zahlen denjenigen zur Verfügung stehen, die damit arbeiten müssen.
Was viele nicht kapieren, diese Zahlen (Entwicklung der Infizierten- und Totenzahlen) sind zwar relevant für die Planung der Maßnahmen, aber eben nicht der Grund für die harten Maßnahmen, sondern das ist, die Zahlen der intensiv- und beatmungspflichtigen Patienten unter der Kapazitätsgrenze des Gesundheitssystems zu halten. Nur gab es in keinem westlichen Land, vermutlich auch sonst keinem anderen Land, bisher eine Meldepflicht bei Infektionskrankheiten, die derart ins Detail geht. Genauso wenig wie es eine Meldepflicht für die Anzahl von belegten und unbelegten Intensiv- und Beatmunskapazitäten gab. Das sind sicherlich Versäumnisse, die jetzt teilweise hektisch aufgearbeitet werden, aber diese Zahlen kann man jetzt nicht auch noch täglich melden.
Was wohl allen irgendwann klar wird ist daß die Sparmaßnahmen in der Gesundheitspolitik (also die eingesparten Gelder) vieler westlichen Länder in der Bilanz des Schadens jetzt gravierend negative Auswirkungen haben.
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Wer in Afghanistan und anderswo rumturnen konnte, hätte sich diesen Luxus leisten können.
Das sehe ich auch so. Es wurden auch gravierende Fehler bei der Einschätzung des allgemeinen Risikos einer Pandemie gemacht. Das liegt jedoch nicht daran, daß die Experten das nicht gesagt haben, sondern daß die Politiker einfach nicht zugehört haben. Daß jetzt noch sämtliche westliche Politiker in der Vorbereitung im Januar und Februar kollektiv versagt haben, kommt noch hinzu.