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Your Groove ausprobiert: Was kann die neue Erweiterung in Microsofts Musik-App?

Mit “Your Groove”, in der deutschen Version “Ihr Groove”, fügt Microsoft dem Standard-Musikplayer von Windows 10 ein mächtiges Feature hinzu. Es wird von einem der Steckenpferde angetrieben, auf dem die Redmonder derzeit am liebsten und schnellsten reiten: Maschinenbasiertes Lernen. Vorerst steht das neue Feature nur Insidern zur Verfügung, und das hat auch einen guten Grund. Im ersten Eindruck kann “Ihr Groove” überzeugen und begeistern, offenbart aber auch noch Schwächen, die allerdings gut nachvollziehbar sind.

Um die neue Funktion zu verstehen, muss man vielleicht zuerst erklären, was sie nicht ist: Es ist kein redaktionell betreutes Angebot, wie man es aus anderen Musikdiensten kennt – oder kannte, wenn man mal wieder eine Sekunde lang wehmütig an MixRadio denken darf. Hinter den generierten Playlisten stecken keine Menschen, sondern Maschinen. Diese erzeugen aus Eurer Musiksammlung Playlisten zu verschiedensten Themen.

Lokal gespeicherte Musik wird hierbei leider nicht einbezogen, sondern nur das, was im OneDrive-Ordner gespeichert ist oder über den Music Pass der eigenen Sammlung hinzugefügt wurde. Wenn man einen solchen Pass hat, werden den erzeugten Wiedergabelisten in vorsichtiger Dosierung Titel aus dem Groove-Katalog hinzugefügt, von denen der Generator “denkt”, dass sie dem Nutzer gefallen könnten. Im Moment kommt bei mir auf 3-4 Titel aus der einen Sammlung einer aus dem Katalog. Für meinen Geschmack zu wenig, für andere Nutzer vielleicht genau richtig oder sogar schon zu viel. In Zukunft könnte es eventuell einstellbar gemacht werden, wie viel “fremde Musik” man an dieser Stelle vorfinden möchte.

Bei mir hat “Ihr Groove” insgesamt 29 Wiedergabelisten erzeugt. Sie sind gegliedert nach verschiedenen Genres, verschiedenen Zeiten, aus denen die Musik stammt, oder sie sollen zu einer bestimmten Situation (früher Morgen, Arbeit, Party) passen. Also das, was man standardmäßig so kennt. Es sind aber auch ein paar pfiffige Ideen dabei, so gibt es zum Beispiel eine Liste, die nur Live-Musik enthält oder eine mit den mutmaßlichen Lieblingsliedern eines Lieblings-Künstlers. Am besten gefallen hat mir “Unplayed Favorites”: Hier findet man möglicherweise unentdeckte Songs eines Künstlers, den man mag. Und in “Forgotten Favorites” fand ich in der Tat einige Perlen aus der Kategorie “schon viel zu lange nicht mehr angehört”.

Ihr erkennt schon an den Bezeichnungen und seht es auch im folgenden Screenshot: Das ist im Moment noch nicht lokalisiert, was sich hoffentlich bald ändern wird.

Wie gut ist die Musikauswahl?
Das ist wohl die entscheidende Frage: Passen die Titel in den erzeugten Wiedergabelisten überhaupt zu deren Bezeichnung, und sind es die Songs, die ich zu diesem Thema auch selbst ausgesucht hätte?

Wenn man ein Meckerfritze ist, dann findet man im Moment in der Tat noch einige Punkte, die man kritisieren könnte. In der Liste “Mainstream Rock in the 80s” findet sich zum Beispiel kein einziger echter Hit, dafür aber ein alter Beatles-Song. Die waren in den 80ern aber nicht mehr so wahnsinnig aktiv. Außerdem sind manche Listen zu sehr von einer bestimmten Band oder einem Interpreten dominiert. Das kann aber auch daran liegen, dass ich z.B. von AC/DC oder Udo Lindenberg die gesamte Diskographie in meiner Sammlung habe.

Diese “Mängel” will ich aber nicht überbewerten, genau dafür ist “Ihr Groove” ja auch noch in der Preview. Und es dürfte auf der Hand liegen, dass ein solcher Automatismus erst lernen muss, im Lauf der Zeit sollten die Ergebnisse also immer besser werden.

Der erste Wurf ist meiner Meinung nach geglückt und “Ihr Groove” stellt eine erhebliche Aufwertung dar. Sein ganzes Potenzial beweist das Feature in der Wiedergabeliste, die am Besten als Begleitmusik zum Arbeiten geeignet sein soll. Hier finde ich “Keine Lust” von Rammstein. Passt!

Über den Autor

Martin Geuß

Martin Geuß

Ich bin Martin Geuß, und wie unschwer zu erkennen ist, fühle ich mich in der Windows-Welt zu Hause. Seit mehr als 17 Jahren lasse ich die Welt an dem teilhaben, was mir zu Windows und anderen Microsoft-Produkten durch den Kopf geht, und manchmal ist das sogar interessant. Das wichtigste Motto meiner Arbeit lautet: Von mir - für Euch!

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