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Deutsche Cloud: Auch für Privatnutzer eine Option?

Mit der “deutschen Cloud” will Microsoft das Interesse der Firmen wecken, die bisher datenschutzrechtliche und andere Bedenken gegen die Nutzung von Cloud-Diensten hatten. In den Kommentaren zu unseren Berichten über die entsprechenden Angebote tauchte immer wieder die Frage auf: Gibt es das auch für Privatnutzer? Grundsätzlich lautet die Antwort darauf “Ja” – ob es sich tatsächlich lohnt, will ich in diesem Beitrag beleuchten.

Consumer-Dienste kommen nicht in die deutsche Cloud
Ich habe Microsoft gefragt, ob damit zu rechnen sei, dass die Consumer-Dienste wie outlook.com oder Office 365 Personal und Home irgendwann optional über die deutsche Cloud verfügbar sein werden. Die diplomatische Antwort war: Dies ist derzeit nicht geplant.
Man ist wohl am besten beraten, wenn man davon ausgeht, dass sich diese Pläne auch nicht ändern werden, denn auch hier wäre das entsprechende Angebot mit Zusatzkosten verbunden, die im Consumer-Bereich kaum Aussicht auf Rentabilität hätten.

Office 365 Business ist offen für alle
Die deutsche Cloud steht aber dennoch jedem Interessenten offen, denn das Angebot richtet sich zwar an Unternehmen, kann aber problemlos von Einzelpersonen gebucht werden. Man braucht keine Umsatzsteuer-ID, keinen Gewerbeschein und keinen Handelsregister-Auszug, sondern lediglich eine Adresse, die im Geltungsbereich der Europäischen Freihandelszone (EFTA) liegt.

Es ist eine Kostenfrage
Die einzige Frage ist also: Lohnt sich das? Das könnte man sofort pauschal verneinen, wenn man auf die Preisschilder schaut. Office 365 Business kostet mehr als die Privatkunden-Version, und für die deutsche Cloud kommen nochmals 25 Prozent Aufschlag hinzu. Aber schauen wir uns die Optionen doch einfach einmal an.

Office 365 Business Essentials: 6,30 € pro Monat / 75,60 € im Jahr
Dies ist der günstigste Einstieg in die deutsche Cloud.
Dafür bekommt man ein professionelles, 50 GB großes E-Mail Postfach auf Unternehmens-Niveau, das man auch mit der eigenen Domain nutzen kann.
Außerdem sind in diesem Paket 1 Terabyte OneDrive Speicher und Skype for Business enthalten. Die Office-Programme stehen allerdings nur als Online-Version zur Verfügung.

Die Emails und die OneDrive-Daten sind nach dem Treuhandmodell auf deutschen Servern gespeichert. Die Nutzung von OneDrive for Business unterscheidet sich praktisch nicht von der Consumer-Version, denn die Apps sowie der Windows-Client sind identisch. Das gilt natürlich auch für die beiden folgenden Tarife.

Office 365 Business: 13,09 € pro Monat / 157,08 € pro Jahr
In diesem Tarif sind ebenfalls 1 TB Speicher auf OneDrive for Business enthalten. Außerdem gehört die komplette Office-Suite mit Word, Excel, PowerPoint, Outlook, OneNote, Access und Publisher zum Paket. Diese darf auf 5 PCs, 5 Tablets und 5 Smartphones aktiviert werden.

Im Wesentlichen entspricht der Leistungsumfang dem von Office 365 Home, allerdings mit dem gewichtigen Unterschied, dass bei Office 365 Business die Office-Lizenz auf genau diesen einen Nutzer beschränkt ist, während man bei Office 365 Home bis zu vier Familienmitglieder mitversorgen kann. Nutzt man Office 365 Home alleine, fällt der Unterschied zur UVP von 99 Euro gar nicht mal so hoch aus. Allerdings bekommt man das Abo meist deutlich günstiger, der Straßenpreis liegt bei etwa 60 Euro.

Office 365 Business Premium: 15,71 Euro pro Monat / 188,52 Euro pro Jahr
Dieses Paket kombiniert die Leistungen der beiden anderen, hier bekommt man also sowohl die E-Mail Lösung als auch den Office Client.

Es ist also letztlich eine reine Preisfrage: Will ich als sicherheitsbewusster Nutzer in die deutsche Cloud umziehen, dann muss ich bereit sein, dafür zusätzliches Geld auszugeben. Komplizierter wird es dadurch nicht, man muss kein Profi sein, um Office 365 Business nutzen zu können. Die Admin-Oberfläche sieht ein wenig anders aus, ist aber intuitiv bedienbar.

Mein Tipp für Interessenten: Die Angebote lassen sich kombinieren. Man kann den Office-Client aus Office 365 Business installieren und die Consumer-Variante von OneDrive als Speicherort verwenden – oder genau umgekehrt. Da kommt sich nichts “in die Quere”. Die Office-Programme sind übrigens auch genau gleich, es gibt keine funktionalen Unterschiede.

Wer die Office-Programme für die Familie benötigt, könnte sich Office 365 Home für rund 60 Euro kaufen und so den kompletten Haushalt versorgen. Dazu bucht man Office 365 Business Essentials und erhält so OneDrive- und Email-Hosting in Deutschland. Zusammen ist das immer noch günstiger als Office 365 Business, und man hat sogar in beiden OneDrive-Versionen je 1 TB Speicher zur Verfügung.

Nachtrag: Die Preise waren ursprünglich Netto ausgewiesen, also ohne Umsatzsteuer. Die muss man bei der privaten Nutzung natürlich einrechnen, weil man sie ja nicht zurück bekommt.

Über den Autor

Martin Geuß

Martin Geuß

Ich bin Martin Geuß, und wie unschwer zu erkennen ist, fühle ich mich in der Windows-Welt zu Hause. Seit mehr als 16 Jahren lasse ich die Welt an dem teilhaben, was mir zu Windows und anderen Microsoft-Produkten durch den Kopf geht, und manchmal ist das sogar interessant. Das wichtigste Motto meiner Arbeit lautet: Von mir - für Euch!

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