Am Puls von Microsoft

Ein sauberes Windows für 99 Dollar

Stellen Sie sich vor, Sie kaufen ein neues Auto, und die Werkstatt bietet Ihnen an, einige ab Werk vorhandene Fehler zu beheben, damit es besser fährt – gegen Bezahlung, versteht sich.
Sie kämen sich völlig zu Recht verschaukelt vor.
Ein Produkt zu erhalten, dass von Haus aus schlechter funktioniert, als es eigentlich könnte – das ist leider der Normalfall, wenn man einen Computer mit vorinstalliertem Windows kauft.
Der Grund dafür ist Crapware: Software, die der Kunde mutmaßlich gar nicht möchte, die aber dennoch vorhanden ist und nicht selten nervige Kauf-Aufforderungen einblendet oder das System einfach nur ausbremst.
Viele Kunden reiben sich verwundert die Augen, wenn Sie auf diesen Computern eine saubere Neuinstallation von Windows vornehmen und diese plötzlich deutlich schneller starten und reibungsloser arbeiten.
Vor einer solchen Radikalkur scheuen die meisten Anwender zurück, für sie gibt es Programme wie den PC Decrapifier, der die unerwünschten Gratis-Beigaben entfernt.

Wie der Wall Street Journal berichtet, bietet Microsoft in seinen US-Stores einen neuen Service an, der das selbe leistet:
Für 99 Dollar können Kunden ihren gekauften, crapware-verseuchten Computer in einen so genannten “Signature PC” verwandeln lassen. Unter diesem Namen verkauft Microsoft in seinen eigenen Ladengeschäften Geräte populärer OEM-Hersteller mit einem sauberen Windows 7 – ohne Zusatzsoftware.
Grundsätzlich ja eine gute Sache – wie der Autor des Artikels feststellt, funktionieren die “behandelten” Computer danach wirklich besser. Doch es ist eine paradoxe Situation: Microsoft duldet es, dass die Hardware-Hersteller die Systeme “zumüllen”. Wenn Windows auf diesen Geräten dann nicht sauber funktioniert oder gar regelmäßig abstürzt, ist der Kunde sauer auf Microsoft, und nicht auf den eigentlich Verantwortlichen, nämlich den Hersteller selbst.
Für die Beseitigung des überflüssigen Software-Ballasts wird der Kunde dann erneut zur Kasse gebeten.
Statt von diesem Dilemma zu profitieren, sollte sich Microsoft vielleicht überlegen, ob man die Hersteller nicht doch an eine etwas kürzere Leine nimmt und ihnen weniger “Gestaltungsspielraum” bei der Ausstattung der Systeme gibt – auch wenn dann vermutlich sofort wieder von Bevormundung gesprochen wird.
Zumindest sollte dem Kunden beim ersten Einschalten die Möglichkeit gegeben werden, alles., was nicht zu Windows gehört, von vorne herein zu deaktivieren.

Über den Autor

Martin Geuß

Martin Geuß

Ich bin Martin Geuß, und wie unschwer zu erkennen ist, fühle ich mich in der Windows-Welt zu Hause. Seit mehr als 17 Jahren lasse ich die Welt an dem teilhaben, was mir zu Windows und anderen Microsoft-Produkten durch den Kopf geht, und manchmal ist das sogar interessant. Das wichtigste Motto meiner Arbeit lautet: Von mir - für Euch!

Anzeige