Am Puls von Microsoft

Desktop-Apps im Windows Store und die 30-Prozent-Hürde

Seit der Vorstellung von Windows 10 S in der letzten Woche wird wieder sehr viel über den Windows Store diskutiert. Klassische Desktop-Programme werden unter Windows 10 S nämlich nur dann unterstützt, wenn sie auch im Store verfügbar sind. Microsoft erhofft sich so einen kräftigen Push für seinen Desktop App Converter “Project Centennial”. Als Stolperstein sehen nicht wenige Beobachter den Umstand, dass sich Microsoft eine Umsatzbeteiligung in Höhe von 30 Prozent nimmt.

Das tun Apple und Google in ihren Stores auch, und ich will an der Stelle einfach mal erwähnt haben, dass ich die Höhe dieser Beteiligung gnadenlos unverschämt finde. Jemand, der nichts zur Entwicklung der App beigetragen hat, will jeden dritten verdienten Euro, das ist ein Unding. Für das Bereitstellen der Plattform soll der Store-Betreiber durchaus angemessen entschädigt werden, aber 30 Prozent sind viel zu viel.

Bei den eigentlichen Apps hat der Entwickler keine Wahl, für die klassischen Desktop-Programme aber gibt es eben noch den “freien” Vertrieb. Stellt ein Anbieter sein Programm in den Store, muss er sich also entscheiden, ob er Microsofts Beteiligung selbst schluckt oder ob er sie an den Kunden weiter gibt. Letzteres ist wahrscheinlicher, denn man will ja nicht drauflegen. Ein schönes Beispiel habe ich bei Magix gefunden. Das Programm “Video deluxe Plus” gibt es unter dem Namen “Movie Edit Pro Plus” auch im Windows-Store, und der Preisunterschied ist deutlich:

Es gibt durchaus Dinge, die für den Store sprechen. Es ist ja auch für den Entwickler von Vorteil, wenn er sich sicher sein kann, dass seine Kunden immer die aktuellste Version des Programms nutzen, das wirkt sich positiv auf die Zufriedenheit aus. Auch muss er sich nicht mehr um eine funktionierende Deinstallations-Routine kümmern, die gesparte Zeit kann er in neue Features investieren.

Aber ich will gar nicht versuchen, es schön zu reden. 30 Prozent sind eine schwere Hypothek, die sicherlich viele Entwickler fernhalten wird. Die Lösung scheint nahe liegend: Microsoft soll einfach auf die Umsatzbeteiligung ganz oder teilweise verzichten. Das macht allerdings keinen Sinn, denn natürlich drängt man die Entwickler in den Store, weil man genau dieses Geld verdienen möchte. Einen solchen Rabatt könnte man außerdem nicht nur bei den Desktop-Programmen einräumen, die Proteste der anderen App-Entwickler würden garantiert nicht lange auf sich warten lassen.

Für Freeware-Entwickler dagegen ist der Store überaus attraktiv, sie profitieren von allen Vorteilen, ohne Einbußen hinnehmen zu müssen und haben darüber hinaus noch den Vorteil, dass sie sich nicht mehr um das Hosting ihrer Installationspakete kümmern müssen.

Irgend einen Weg wird Microsoft finden müssen, um die Anbieter kommerzieller Software indirekt zu entschädigen. Am Ende des Tages geht es allen Beteiligten nur ums liebe Geld, und kein Entwickler wird sein Desktop-Programm in den Store stellen, um Microsoft einen Gefallen zu tun. Ich hoffe, es findet sich eine Lösung, mit der Microsoft, die Entwickler und wir Kunden leben können.

Über den Autor

Martin Geuß

Martin Geuß

Ich bin Martin Geuß, und wie unschwer zu erkennen ist, fühle ich mich in der Windows-Welt zu Hause. Seit mehr als 17 Jahren lasse ich die Welt an dem teilhaben, was mir zu Windows und anderen Microsoft-Produkten durch den Kopf geht, und manchmal ist das sogar interessant. Das wichtigste Motto meiner Arbeit lautet: Von mir - für Euch!

Anzeige