Enterprise, beam me up – oder warum Google Microsoft Office-Freaks sucht

„Unser Ziel ist es, 90 Prozent der Office-Benutzer anzusprechen, die die erweiterten Funktionen von Office nicht benötigen.“
Aber vorweg: Was ist denn „Enterprise Business“ überhaupt?
Hier geht es sicher nicht um die gleichnamige TV-Serie aus den 60er Jahren, sondern um den Trend einer Firmen-Philosophie, die weltweit immer mehr eingesetzt wird. Enterprise Business ist eine Form der Produktivitätsoptimierung, Umsatzsteigerung und Kostensenkung durch individuelle Anpassung aller Produktionsprozesse.
Klingt vielleicht hochtrabend, ist es aber nicht. Dahinter versteckt sich der Gedanke, jeden einzelnen Prozess, der für die Herstellung eines Produktes oder einer Dienstleistung erforderlich ist, so klein und trotzdem effektiv zu halten, wie es irgend möglich ist.
Jedes Produkt benötigt für seine Herstellung nur bestimmte Werkzeuge, Hilfsmittel und Teams, die nur auf Nachfrage (on demand) abgerufen werden.
Da vor allem der Mensch mit seiner Eigeninitiative gefordert ist, für die Planung, Entwicklung, Produktion und schließlich der Koordinierung aller Abläufe zu sorgen, wird ihm der Umgang mit den hierfür notwendigen Werkzeugen so einfach wie nur möglich gemacht. Das spart Zeit, senkt Lager-und Arbeitskosten und steigert die Effektivität einer Produktion.
Eines der Hauptmerkmale von Enterprise Business ist aber die soziale Komponente der beteiligten Mitarbeiter. Je sozialer der Umgang der Mitarbeiter untereinander ist, desto besser sind die Resultate, die ein Team erarbeitet. Dadurch lassen sich Wareneinsatz, Produktionsschritte und Manpower optimal anpassen.
Das gilt natürlich auch für die Hilfsmittel wie die Office-Programme. Für viele Planungen, Dienstleistungen und Produktionen werden keine Spezial-Tools gebraucht, die normalerweise und kostenintensiv mit den Office-Suiten ausgeliefert werden.
Google setzt nun alles daran, um mit abgespeckten Versionen der Office-Programme den Weltmarkt, und damit allen voran Microsoft, die Anteile abzujagen, und das nicht zu knapp. 90% der Microsoft Office-Benutzer abgreifen zu wollen, ist in der Tat eine Hausnummer. Wie will das Google anstellen?
Amit Singh spricht die Gruppe der User und Firmen an, die oft nur die Kernfunktionen eines Office-Produktes nutzen, wie z.B. in Word einen Text erstellen, korrigieren und formatieren, um ihn dann auszudrucken oder per EMail verschicken zu können. Auch zum Erstellen einer Tabellenkalkulation, Präsentation, Statistik oder bei der Planung genügen meist die Grundfunktionen, die ein Office-Programm enthält.
Dafür möchte Google nun, auch auf Hinblick darauf, den Anschluss an Enterprise-Programmen nicht zu verpassen, seine eigene Produktpalette entwickeln. Neben Google Cloud, GMail und anderen sozialen Kommunikations-Anwendungen will Google nun ein festes Standbein bei der Dokumentenverarbeitung aufbauen.
90% aller Office-Benutzer ist unser Ziel!
Das könnte auch die Schlagzeile für diesen Artikel sein, wenn da nicht eine kleine Ironie das komplette Konzept von Google auf den Kopf stellen würde. Microsoft bietet mit Office 365 sein Komplettpaket auch als Abo-Produkt an. Eine Firma nutzt das Programm, wenn es benötigt wird. Dabei können die Mitarbeiter, für den schnelleren Informationsfluss und schnellere Verfügbarkeit die Microsoft Cloud nutzen, um online Daten abzuspeichern und anderen Mitarbeitern zur Verfügung zu stellen. Zusammen mit Lync und Sharepoint können so Dokumente effizient und produktiv über die Cloud besprochen und bearbeitet werden.
Google will die umfangreichen Programme auf ein Minimum reduzieren, nämlich auf das, was die Nutzer gerade benötigen. Um eine Übersicht darüber zu bekommen, was den zukünftigen Kunden bei Google Office (Namensgebung d. Autors) benötigen, sucht die Firma jetzt ausgesprochene Analysten und Spezialisten auf dem Gebiet MS Office-Anwendungen.
Und das ist in der Tat eine Ironie:
Abgucken und Filtern beim Konkurrenten, um ihm anschließend seine Kunden abzuluchsen, weil zu faul und geizig oder einfach unwissend, eigene Analysen zu erstellen und Cloud-Programme zu entwickeln. China läßt grüßen.
Quellen:
Google – Product & Customer Support
Google – DoubleClick Account Manager
Google – nsights and Innovation Analyst, Partner Solutions
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