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Der Internet Explorer und das Märchen vom unsicheren Browser

Mal angenommen, man würde auf die Straße gehen und wahllos hundert Passanten fragen, welcher Internet-Browser wohl der unsicherste und gefährlichste ist – wie würden die Antworten wohl ausfallen? Ich schätze mal, mehr als 90 Prozent der Befragten würden sagen: “Der Internet Explorer von Microsoft – da liest man ja immer so viel drüber”. Zumindest der zweite Halbsatz ist richtig. Noch fieser wäre die Frage, welcher Browser denn der mit den wenigsten Sicherheitslücken ist – und zwar mit derart wenigen, dass schon im zweitbesten Browser im vergangenen Jahr vier Mal mehr Lecks entdeckt wurden.
Oder Frage Nummer drei: Welcher Browser hatte in den letzten zwölf Monaten zehn Mal mehr kritische Schwachstellen als der mit den wenigsten?
Wieder würde die Antwort in den meisten Fällen “Internet Explorer” lauten, und nur wenige der Umstehenden würden widersprechen.

Soweit die öffentliche Wahrnehmung – die harte Wahrheit aber ist: Nur bei der zweiten Frage wäre “Internet Explorer” die richtige Antwort – kein anderer Browser hatte auch nur annähernd so wenig Schwachstellen wie der von Microsoft.

Glaubt Ihr nicht? Darüber gibt es Statistiken – und die fertigt nicht Microsoft an, sondern das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik, kurz BSI. Diese Statistiken sind öffentlich einsehbar, und zwar in der so genannten Schwachstellenampel. Neben den Browsern sind dort auch noch Betriebssysteme, sowie Flash und Java aufgelistet.
In dem Moment, als ich diese Zeilen schreibe, leuchtet die Ampel glücklicherweise bei allen vier großen Browsern grün. Weder im Internet Explorer noch in Firefox, Chrome oder Safari klafft derzeit eine ungepatchte Lücke – schön!
Schauen wir uns doch mal die Auflistung an – in alphabetischer Reihenfolge – und achtet dabei bei den Browsern auf die Zahl der insgesamt entdeckten und der kritischen Schwachstellen.
Lest und staunt:

Ganze 14 kritische Schwachstellen wurden in den letzten zwölf Monaten im Internet Explorer entdeckt. Safari hatte 67 Löcher, mehr als vier Mal so viel. Firefox kam auf 118 und Google Chrome gar auf 154 kritische Lücken. Hand aufs Herz, wer hätte das auch nur so ein bisschen ungefähr richtig geschätzt?

Ich will damit keinen Browser-Flame vom Zaun brechen – aber die Frage muss doch erlaubt sein, warum bei jeder Sicherheitslücke im Internet Explorer quer durch alle Medien vor dessen Nutzung gewarnt wird, während man Derartiges über die anderen Browser praktisch nie zu lesen bekommt?

Das soll kein Werbe-Artikel für den Internet Explorer sein – ich mag auch Firefox und Chrome, nutze alle drei Browser regelmäßig und gerne – ich wollte lediglich mal aufzeigen, welches Zerrbild in der Öffentlichkeit durch die Berichterstattung entsteht. Wenn also demnächst tatsächlich mal auf der Straße jemand mit einem Mikro vor Euch steht, dann kennt Ihr jetzt die richtigen Antworten.

Über den Autor

Martin Geuß

Martin Geuß

Ich bin Martin Geuß, und wie unschwer zu erkennen ist, fühle ich mich in der Windows-Welt zu Hause. Seit mehr als 16 Jahren lasse ich die Welt an dem teilhaben, was mir zu Windows und anderen Microsoft-Produkten durch den Kopf geht, und manchmal ist das sogar interessant. Das wichtigste Motto meiner Arbeit lautet: Von mir - für Euch!

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