Werbeindustrie klagt über Do not Track im IE 10

Microsofts Entscheidung, die Funktion „Do not Track“ im Internet Explorer 10 standardmäßig zu aktivieren, sorgt in der Werbebranche für Verärgerung. Normalerweise verfolgen die Werbenetzwerke Besucher über mehrere Seiten hinweg, um so besser angepasste Werbung anzeigen zu können. Ist „Do not Track“ aktiviert, entfällt diese Verfolgung – allerdings nur dann, wenn sich die Webseite auch daran hält. Denn technisch ist „Do not Track“ keine Sperre, sondern eher eine Willenserklärung des Benutzers, dass er diese Art der Datenerhebung nicht möchte.
Browser wie Firefox, Chrome oder Safari unterstützen die Funktion, sie muss aber erst explizit vom Anwender aktiviert werden – folglich nutzen es nur sehr Wenige. Das würde sich schlagartig ändern, wenn die Option von Haus aus aktiviert wäre, wie es Microsoft mit dem Internet Explorer 10 plant.
Die Zusage der Werbeindustrie, „Do Not Track“ zu respektieren, bezieht sich aber ausdrücklich darauf, dass es sich um ein optional zuschaltbares Feature handelt – so Stu Ingis, Sprecher des US-Branchenverbandes Digital Advertising Alliance, gegenüber dem Wall Street Journal.
Microsofts Entscheidung, die dem Anwender eigentlich mehr Privatsphäre bescheren soll, könnte somit den gegenteiligen Effekt haben: Die Werbeindustrie könnte sich, wenn keine einvernehmliche Lösung gefunden wird, beispielsweise entschließen, „Do Not Track“ im Internet Explorer grundsätzlich zu ignorieren.
Der Umgang mit Werbung ist für die Browser-Hersteller eine ständige Gratwanderung. Bisher herrschte hier weitgehende Zurückhaltung, lediglich die Anfang des letzten Jahrzehnts um sich greifende Popup-Pest führte dazu, dass in die Browser entsprechende Blocker eingebaut wurden. Weitergehende Werbefilter sind dagegen nur als optionale AddOns verfügbar – und das ist auch gut so. Denn Werbeblocker sorgen lediglich dafür, dass es im Internet weniger kostenlose Inhalte gibt oder Werbung immer aggressiver werden muss, um die nötigen Einnahmen zu erzielen. Diejenigen, die keine Werbung blocken, „bezahlen“ somit auch für die, welche die Werbung aus den Seiten ausfiltern. So lange Letztere in der Minderheit bleiben, ist alles in Ordnung. Würde das Verhältnis kippen, würde das nicht weniger als das Ende des Internets in seiner jetzigen Form bedeuten.
Von daher sind die Browser-Hersteller gut beraten, sich auch in Zukunft zurück zu halten und die Nutzung entsprechender Funktionen und AddOns dem Anwender zu überlassen.
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Über den Autor

Martin Geuß
Ich bin Martin Geuß, und wie unschwer zu erkennen ist, fühle ich mich in der Windows-Welt zu Hause. Seit mehr als 17 Jahren lasse ich die Welt an dem teilhaben, was mir zu Windows und anderen Microsoft-Produkten durch den Kopf geht, und manchmal ist das sogar interessant. Das wichtigste Motto meiner Arbeit lautet: Von mir - für Euch!