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Cloudspeicher: Bitte kein Preiskampf!

Auch wenn das Thema seit der NSA-Affäre deutlich kritischer gesehen wird und nach wie vor viele Nutzer fest entschlossen sind, niemals auch nur eine Datei in der Wolke zu speichern: Die Speicherung von Daten in der Cloud wird auch in Zukunft deutlich zunehmen und der Bedarf an Speicherplatz wird exorbitant steigen. Außerdem verlangen die Kunden nach innovativen Features, um ihre Daten jederzeit und überall griffbereit zu haben und sie entsprechend nutzen zu können – seien es Office-Dokumente oder Bilder, Musik und Filme.

Das alles kostet die Anbieter Geld – sowohl der Betrieb als auch die Weiterentwicklung verschlingen Unsummen. Und dieses Geld müssen wir Kunden den Unternehmen geben. Denn wer das Geld hat, hat die Macht. Cloud-Dienste müssen auf Gedeih und Verderb profitabel arbeiten, denn sonst holen sie sich das benötigte Kapital woanders, und dann haben andere Leute die Macht über unsere Daten.

“Kostenlos und werbefrei” – da schnappt der moderne Geiz-ist-geil-Bürger gerne zu und freut sich. Ohne sich Gedanken zu machen, dass niemand etwas verschenkt und irgendwo immer jemand ist, der die Rechnung zahlt. Kosten darf es nichts, weil ‘woanders gibt es das ja auch kostenlos’, und Werbung ist sowieso bäh.
Von dieser Mentalität sollten wir uns – nicht nur beim Thema Cloud – lieber heute als morgen verabschieden. Wer nichts bezahlt, der ist nicht der Kunde, sondern Teil des Produkts – so einfach ist das.

Google hat diese Woche die Preise für seinen Cloudspeicher Google Drive massiv gesenkt und ist damit von einem vergleichsweise teuren zu einem der günstigsten Anbieter geworden. Für 100 GB Speicherplatz musste man vorher rund 45 Euro im Jahr bezahlen, künftig nur noch knapp 17 Euro. Zum Vergleich: 100 GB Speicherplatz bei OneDrive kosten 37 Euro, bei Dropbox werden rund 70 Euro im Jahr fällig.

Wenn man diese Preise vergleicht und davon ausgeht, dass Dropbox in seinem Gewinnstreben nicht völlig maßlos ist, dann fragt man sich, wie Microsoft den Preis um die Hälfte unterbieten kann und Google gar nur ein Viertel davon haben will. Natürlich kann man das so direkt nicht vergleichen, denn bei Dropbox ist die Vermietung von Cloudspeicher das einzige Standbein, während es bei Microsoft und Google nur Teil eines gigantischen Ökosystems ist. Trotzdem drängt sich die Schlussfolgerung auf, dass da querfinanziert wird. Das ist bis zu einem gewissen Grad noch in Ordnung, es darf aber nicht dazu führen, dass sich das für die Anbieter nur noch rechnet, wenn die Kunden gleichzeitig noch genug andere Produkte nutzen.

Ich hoffe daher, dass die Preissenkung bei Google keinen Preiskampf einläutet. Die Ersten, die dabei nämlich vor die Hunde gehen, sind reinrassige Anbieter wie z.B. Dropbox, die eben nicht querfinanzieren können. Dabei gibt es durchaus gute Gründe, seine Daten nicht einem bestimmten Ökosystem anzuvertrauen, und sei es nur, um einfach ein wenig unabhängiger zu bleiben. Ich gebe zu, das ist ein theoretischer Gedanke – ich selbst hänge auch bei OneDrive fest, weil es sich eben am Besten in die von mir bevorzugte Welt integriert. Aus den oben genannten Gründen könnte mich aber eine deutliche Preissenkung eher zum Umdenken bewegen als eine Preiserhöhung.

Über den Autor

Martin Geuß

Martin Geuß

Ich bin Martin Geuß, und wie unschwer zu erkennen ist, fühle ich mich in der Windows-Welt zu Hause. Seit mehr als 17 Jahren lasse ich die Welt an dem teilhaben, was mir zu Windows und anderen Microsoft-Produkten durch den Kopf geht, und manchmal ist das sogar interessant. Das wichtigste Motto meiner Arbeit lautet: Von mir - für Euch!

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