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Windows Phone kostenlos: Wer soll das bezahlen?

Wenn Microsoft mit Windows Phone gegen Android bestehen will, dann muss es das Betriebssystem kostenlos anbieten. Diese vermeintlich logische Schlussfolgerung hat man schon so oft gehört. Und obwohl sie faktisch gesehen falsch ist, weil Android mitnichten kostenlos ist, sondern von den Herstellern mit weitreichenden Zugeständnissen an Google bezahlt wird und Google seine OEMs bezüglich Patentproblemen mit Android einfach alleine stehen lässt, hat Microsoft diesen Rat nun befolgt. Windows Phone ist ab sofort ‘Freeware’, ebenso wie Windows für Tablets mit einem Display kleiner 9 Zoll.

Bleibt speziell bei Windows Phone die Frage: Wie soll sich das finanzieren? Setzt Microsoft in Zukunft auf das selbe Modell wie Google, dass die Hersteller das System kostenlos bekommen und sich im Gegenzug verpflichten, die Microsoft-Dienste aggressiv zu pushen? Das würde Microsofts neuer Offenheit widersprechen, aber ganz abgesehen davon muss man ja gar nichts tun, um z.B. Google von der Plattform auszusperren, das können die im Moment noch viel besser selbst.

Ich glaube nicht, dass das neue Modell in irgendeiner Form mit Abschottung und dem Versuch verbunden ist, konkurrierende Dienste auf Windows Phone zu verdrängen. Dafür ist die Plattform noch viel zu klein und jede Form der externen Unterstützung viel zu wichtig.

Es ist durchaus vorstellbar, dass Microsoft im Moment selbst noch gar nicht so recht weiß, wie und wie viel Geld man in Zukunft mit Windows Phone verdienen wird. Vielleicht war es ja eine ganz pragmatische Fragestellung, die zu diesem Entschluss geführt hat:
Ist es besser, mit kleinem oder großem Marktanteil kein Geld zu verdienen?
Die Antwort liegt auf der Hand – aber selbst wenn der Marktanteil von Windows Phone in drei Jahren immer noch im einstelligen Bereich liegt, wird man die Plattform in einer ‘mobile first’ Welt nicht aufgeben können.

Und bei all dem Krisengerede darf man nicht vergessen, dass Microsoft immer noch hoch profitabel ist, ein Rekordquartal nach dem nächsten feiert und über gewaltige Geldreserven verfügt. Die könnten für lange Zeit nicht nur das System verschenken, sondern die Geräte gleich mit.

Wenn der Plan aufgeht, wird Microsoft über die Vermarktung seiner eigenen Dienste und die Beteiligung an den App-Verkäufen im Store auf jeden Fall viel mehr Umsatz mit Windows Phone generieren, als das aktuell inklusive der Lizenzgebühren der Fall ist. Und das Lumia 630 mit einem zu erwartenden Straßenpreis von rund 120 € zeigt schon mal, dass man nun in der Lage ist, die Geräte zu einem Preis anzubieten, der bei der Konkurrenz für Stirnfalten sorgt. Noch dazu, wenn man an die kostenlosen Mehrwertdienste wie MixRadio oder die vollwertige Navi-Lösung HERE Drive+ denkt, die auch bei den günstigsten Geräten schon im Preis mit drin sind.

Über den Autor

Martin Geuß

Martin Geuß

Ich bin Martin Geuß, und wie unschwer zu erkennen ist, fühle ich mich in der Windows-Welt zu Hause. Seit mehr als 16 Jahren lasse ich die Welt an dem teilhaben, was mir zu Windows und anderen Microsoft-Produkten durch den Kopf geht, und manchmal ist das sogar interessant. Das wichtigste Motto meiner Arbeit lautet: Von mir - für Euch!

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