Wenn eine Festplatte 10 Millionen Jahre überdauern soll

Viele Menschen, Firmen, Organisationen und Regierungen stellen sich immer wieder die gleiche Frage: Wie sichere ich meine Daten dauerhaft und ohne Verlust?
Das fragten sich auch schon unsere Vorfahren. Ob es nun Menschen aus der Steinzeit durch ihre kunstvollen Wandmalereien, Pharaonen im alten Ägypten mit eindrucksvoll gemeißelten Hieroglyphen oder sumerische Gelehrte, die ihre Informationen auf einfache Tontafeln und kleinstem Raum ritzten. Sie fanden die Lösungen für ihre Epoche, wenn auch auf dem Stand der jeweiligen technologischen Entwicklung. Papier hingegen ist sicher nicht der beständigste Datenträger, aber Informationen können millionenfach kopiert und verbreitet werden.
Daten wollen immer gesichert werden, natürlich auch heutzutage mit den zur Verfügung stehenden Mitteln. Wobei sich dennoch die Frage stellt: Wie lange sind Daten lesbar und gibt es vor Ablauf der Halbwertszeit immer noch Lesegeräte für die Daten.
Wissenschaftler der ANDRA, die französische Organisation, die für die Entsorgung und Endlagerung radioaktiver Stoffe verantwortlich ist, suchen ebenfalls seit Jahren ein Medium, das unseren Nachfahren mitteilen kann, wo radioaktive Stoffe lagern und welche Gefahr davon ausgeht.
Wir kennen alle die Piktogramme für Radioaktivität, Biohazard oder Explosion. Wenn wir sie sehen, wissen wir Bescheid, meistens jedenfalls. Aber wir wissen nicht, wie unsere Welt und Gesellschaft in 1, 5 oder 10 Millionen Jahren aussehen wird und welche Technologien, Zeichen, Sprachen und Konventionen vorherrschend und in Gebrauch sind.
Verstehen Archäologen der Zukunft unsere Symbole, Sprachen und Texte?
Vermutlich nicht, denn sonst könnten wir aktuelle Nachrichten in Keilschrift lesen, es gäbe Krimis im Hieroglyphen-Format und das Einmaleins würde in Latein gelehrt, oder noch viel besser, wir würden Windows endlich verstehen.
Diese Problematik ist nur ein Teil dessen, warum es so wichtig, aber auch schwierig ist, eine Form zu finden, die in hundert, tausend oder in 10 Millionen Jahren, Informationen immer noch lesbar und verständlich widergeben kann. Wir haben heute schon einige Probleme, eine alte Floppy-Disk abzuspielen zu können.
Hinzu kommt die Frage der Energiequelle und -verbindung zum Abspielen und Ausgabe der Daten auf einem grafischen Medium. Diese profanen Fragen müssen sich Wissenschaftler heutzutage stellen, um ein einigermaßen ein dauerhaftes System zur Datenspeicherung und dessen Anzeige zu entwickeln.
Auf dem Euroscience Open Forum 2012 in Dublin stellte ANDRA den Prototyp einer Festplatte vor, die diesen Anforderungen für fast eine Ewigkeit erfüllen soll. Die Festplatte selbst besteht aus 2 einzelnen Platten aus Sapphirquarz, welche auf Molekularebene miteinander verschmolzen wurden. Die Platte wurde zu Testzwecken einem Säurebad ausgesetzt, um einen natürlichen Alterungsprozess zu simulieren. Die Messergebnisse ergaben, dass die Festplatteneinheit mindestens 1 Millionen Jahre ohne Datenverlust und Korrission überstehen kann. Die Forscher hoffen nun, mit weiteren Tests an die 10 Millionen Jahre heranzukommen.
Das Problem von fehlenden Lesegeräten in der Zukunft soll damit umgangen werden, dass die Daten auf der Festplatte bereits für Mikrosokope lesbar sind.
Vorausgesetzt, es gibt in 1 Millionen Jahre noch Mikroskope heutiger Bauart, stellt sich nun aber die Frage, welche Sprache und welche Zeichen verwendet werden, damit der aufmerksame Leser in der fernen Zukunft nach dem Entziffern und Verstehen der Daten erfährt, dass er sich in der Nähe eines radioaktiven Gebiets befindet.
Entziffern ist das eine, aber Verstehen kann dauern.
Quelle: Euroscience Open Forum 2012
Quelle: scienceNOW