Microsoft droht empfindliche Strafe wegen Browserauswahl-Bildschirm

Wir erinnern uns alle noch sehr gut: Nach einem schier endlosen Streit um einen angeblichen Monopolmissbrauch verpflichtete sich Microsoft gegenüber der EU-Kommission, einen so genannten Browserauswahl-Bildschirm in Windows 7 zu integrieren, der den Anwendern neben dem vorinstallierten Internet Explorer auch alternative Browser zum Download anbietet.
Damit schien die Sache erledigt – doch jetzt droht Microsoft erneut Ungemach aus Brüssel, der eine empfindliche Strafe nach sich ziehen könnte: Auf Systemen, die mit vorinstalliertem Windows 7 inklusive Service Pack 1 ausgeliefert wurden, fehlte die Browserauswahl, und sie wurde auch nicht via Windows Update nachgeliefert.
Microsoft zeigt sich in einer Stellungnahme reumütig und kleinlaut:
Es sei ein bedauerlicher Fehler gewesen, und man hätte nach dessen Entdeckung innerhalb eines Tages reagiert. Außerdem habe man einen externen Berater damit beauftragt, die Prozesse bei Microsoft zu untersuchen, damit ein solcher Fehler nicht noch einmal passiert.
Der EU-Kommission bietet man in der Stellungnahme an, sich für weitere 15 Monate einer erweiterten Kontrolle zu unterwerfen.
Insgesamt waren laut Microsoft 28 Millionen ausgelieferte Systeme von dem Fehler betroffen.
Das klingt nach nackter Angst vor einer erneuten Rekord-Geldstrafe.
Erstaunlich ist allerdings, dass dieser Fehler sowohl bei Microsoft als auch bei den Wettbewerbshütern so lange unentdeckt blieb – das Service Pack 1 ist schon seit fast eineinhalb Jahren auf dem Markt.
Die EU hat bereits ein Verfahren eingeleitet, wie dieser Presseerklärung zu entnehmen ist. Joaquín Almunia, Vizepräsident der EU-Kommission, droht Microsoft darin bereits offen mit Sanktionen, sollte sich der Verdacht bestätigen.
Über den Autor

Martin Geuß
Ich bin Martin Geuß, und wie unschwer zu erkennen ist, fühle ich mich in der Windows-Welt zu Hause. Seit mehr als 17 Jahren lasse ich die Welt an dem teilhaben, was mir zu Windows und anderen Microsoft-Produkten durch den Kopf geht, und manchmal ist das sogar interessant. Das wichtigste Motto meiner Arbeit lautet: Von mir - für Euch!