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Windows 10: Explorer kann Inhalte mit Apps teilen

Der Explorer von Windows 10 ist um eine Funktionalität erweitert worden, die für sich genommen alles andere als spektakulär und damit eigentlich kaum eine Erwähnung wert ist. Diese kleine Erweiterung wirft jedoch interessante Fragen auf, was die Interaktion von Store-Apps und klassischen Desktop-Programmen angeht.
Handeln wir kurz den Aufhänger ab: Im Reiter “Share” des Explorers von Windows 10 befindet sich ein Button, den wir aus der Charms Bar von Windows 8 kennen und der eben jenes “Teilen” anstößt. Damit können zum Beispiel interessante Links in der Leseliste abgelegt, Bilder an Facebook gesendet oder Musik zu Xbox Musik hinzugefügt werden.

Jener Teilen-Button im Explorer stößt also genau diese Funktion an. Als einziges Ziel steht in meiner Testinstallation die Mail App von Windows 10 zur Wahl (Twitter würde bei Fotos auch gehen, wenn vorhanden).

Wie gesagt, bis hierhin reichlich unspannend. Wäre da nicht die Tatsache, dass Microsoft damit eine bisher streng verlaufende Grenze aufbricht. In Windows 8 laufen (wie in Windows Phone) alle Apps in einer eigenen Sandbox. In welcher Form Apps unter- und miteinander kommunizieren dürfen, ist über so genannte Kontrakte geregelt. Das “Teilen” ist Einer davon. Für jeden dieser Kontrakte gibt es eine Liste gültiger Aktionen. Einer der Gründe, warum man das so macht, ist die Abschottung gegen Malware.
Letzteres ist wiederum der Grund, warum die Apps unter Windows 8 völlig getrennt vom Rest des Systems laufen. Darum konnte vom Desktop aus bislang nichts außer einem Screenshot geteilt werden.

Wenn in Windows 10 Apps und Desktop-Programme nebeneinander in Fenstern laufen, dann werden die Nutzer automatisch das Bedürfnis haben, diese auch gleichwertig zu nutzen. Genau das ist aber ein Problem – denn so simple Dinge wie Drag&Drop funktionieren zwischen Apps und Desktop-Programmen nicht.

Das oben erwähnte Explorer Feature ist deshalb aus technischer Sicht äußerst spannend, denn es ist sozusagen der erste Kontakt zwischen alter Desktop- und neuer App-Welt. Und ich interpretiere es als Zeichen dafür, dass man sich der Problematik bewusst ist, Lösungen finden zu müssen.
Drag&Drop ist ein Basisfeature von Windows. Die Nutzer erwarten, dass das funktioniert, sie wollen keine technische Erklärung, warum es aus Sicherheitsgründen gut so ist, dass das nicht geht. Ich bin daher sehr gespannt, wie weit Microsoft das geschlossene App-System öffnen kann und wird, und ob das ohne Kompromisse bei der Sicherheit möglich ist.
Quelle

Über den Autor

Martin Geuß

Martin Geuß

Ich bin Martin Geuß, und wie unschwer zu erkennen ist, fühle ich mich in der Windows-Welt zu Hause. Seit mehr als 16 Jahren lasse ich die Welt an dem teilhaben, was mir zu Windows und anderen Microsoft-Produkten durch den Kopf geht, und manchmal ist das sogar interessant. Das wichtigste Motto meiner Arbeit lautet: Von mir - für Euch!

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