Am Puls von Microsoft

Moto 360 – mein Eindruck

Ich bin bekanntlich ein großer Fan der Smartwatches und ich sehe im Gegensatz zu vielen Anderen hier großes Potential für die Zukunft. Da wir Windows Phone User leider etwas limitiert in der Auswahl sind, muss ich zwangläufig in das Androidlager ausweichen – mit der Moto 360 hat sich Motorola an das „runde“ Konzept gewagt und auf den ersten Blick ein ansprechendes Design auf den Markt gebracht. Die Uhr kann entweder mit einem schwarzen oder silberfarbigen Gehäuse erworben werden, standardmäßig ist die Moto 360 mit einem Lederarmband versehen und verfügt über die Möglichkeit des schnurlosen Ladens nach Qi. Für mich machte das alles einen sehr guten Eindruck, so dass das gute Stück schnell bestellt war.

Die Verpackung macht einen sehr noblen Eindruck, alles ist gut gepolstert und gesichert und die Uhr wird gut präsentiert, eine erste Ernüchterung stellte sich für mich jedoch ein, als ich erstmals die Rückseite einer näheren Betrachtung unterzogen habe. Hier hat sich Motorola leider nicht mit Ruhm bekleckert, die Rückseite besteht aus einem durchsichtigen Plastik, welches enorm schnell die ersten Kratzer aufweist und dem wertigen Gesamteindruck der übrigen Bauteile in keiner Weise das Wasser reichen kann.

Die Ersteinrichtung und Koppelung der Uhr mit dem Android Handy (mindestens Version 4.3) verlief hingegen vorbildlich. Im Betrieb zeigten sich dann allerdings schon bald die nächsten Schwächen. Da die Moto 360 mit Google Wear als Betriebssystem läuft, ist ein besonderes Merkmal der Bedienung die Sprachsteuerung. Mit dem Befehl „Ok Google“ soll diese aktiviert werden und genau da war die größte Hürde, der Startbefehl wurde zumindest bei meiner Moto 360 so schlecht und unzuverlässig erkannt, das die Bedienung wirklich keinen Spaß machte, seltsamerweise wurden andere gesprochene Eingaben sehr zuverlässig verarbeitet. Was mich allerdings teilweise wirklich in die Verzweiflung getrieben hat, ist das angezeigt Ergebnis der Spracheingabe – obwohl die Frage nach den anstehenden Terminen richtig erkannt wurde, zeigt mir die Uhr nicht meine Termine an, sondern die Ergebnisse einer Googlesuche. Wie ich in diversen Foren lesen konnte, liegt das wohl daran, dass die Uhr die Anfrage genau nach dem vorgeschriebenen Wortlaut abarbeitet, weicht man nur geringfügig vom vorgeschriebenen Pfad ab, funktioniert die Erkennung nicht mehr.

Insgesamt erscheint mir das Konzept der Spracheingabe (zumindest mit deutscher Sprache) noch nicht ausgereift, auch der teilweise Verzicht auf eine Möglichkeit zur Fingereingabe, macht Google Wear Devices für mich zur Zeit nicht brauchbar. Ich möchte auch gerne ohne Verbindung zum Handy jederzeit meine Termine etc. einsehen können.
Das es auch anders funktioniert zeigt Samsung mit seinen „Eigengewächsen“ oder auch das Microsoft Band – bei diesen Geräten kann ich auch ohne bestehende Verbindung zum Mobiltelefon viele Dinge einsehen. Positiv hervorzuheben ist bei Google Wear allerdings die „offene“ Schnittstelle, anders als bei den meisten Samsung Uhren bin ich bei Google Wear nicht an ein Telefon des gleichen Herstellers gebunden, sondern kann frei wählen. Google hat zudem angekündigt, dass man in Zukunft wohl auch iOS mit Android Wear verbinden kannl, ob auch Windows Phone in den Genuss kommt, wage ich zu bezweifeln.

Aufgrund all dieser Softwareeinschränkungen habe ich mich schweren Herzens entschlossen, die Uhr zurückzuschicken und weiter auf die Apple Watch zu warten, es sei denn Microsoft zaubert doch noch eine „richtige“ Smartwatch aus dem Hut. Für Google besteht noch Handlungsbedarf, trotz der teilweise schönen Uhren, kommt Google Wear für mich zur Zeit noch nicht in Frage.
Trotz dieser ernüchternden Erfahrungen bin ich weiterhin überzeugt, dass die Smartwatch unser Leben in den nächsten 5 Jahren verändern wird.

Update: Ich war gerade eben noch im Elektronikmarkt meines Vertrauens und konnte die Moto 360 nochmals kurz ausprobieren und was soll ich sagen, hier funktionierten die Spracherkennung („OK Google“) ausgezeichnet. Es gab keinen Fehlversuch, trotz großer Umgebungslautstärke. Es könnte also sein, dass mein Gerät Probleme mit dem Mikrofon hatte. Von daher rate ich allen Käufern, die Probleme mit der Spracherkennung haben, diese mal an einem Gerät im Laden auszuprobieren. Mit funktionierender Spracherkennung hätte ich die Uhr wahrscheinlich behalten.

Über den Autor

Stephan Wilms

Stephan Wilms

Technikbegeisterter Zahnarzt aus Straubing mit einer Vorliebe für Microsoft-Produkte.

Anzeige