Suchmaschinen-Markt: Bing holt weiter auf

In Deutschland führt Google ein mehr oder weniger ungestörtes Monopolisten-Dasein im Bereich der Suchmaschinen. Man durchsucht nicht das Internet – man googelt. Eine Zeit lang hatte Microsoft gehofft, die Leute würden irgendwann nicht mehr googeln, sondern bingen – aber von dieser Hoffnung, sich im allgemeinen Sprachgebrauch zu etablieren, hat man sich unlängst verabschiedet. Jetzt hofft man darauf, dass ein paar Internet-Nutzer wenigstens ab und zu Bing benutzen, um zu googeln…
Ganz anders sieht das in den USA aus, hier ist Bing eine feste Größe, die Google langsam aber sicher das große Fürchten leert. Zwar ist Google auch dort Marktführer, aber längst nicht so dominant wie hierzulande. „Nur“ 65,7 Prozent betrug der Marktanteil im August 2012 – was im Vergleich zum Vorjahr einen Rückgang von 2,6 Prozent bedeutet.
Gelandet sind diese 2,6 Prozent bei Bing, dessen Marktanteil nun bei 34,3 Prozent liegt (die auf Bing basierende Yahoo-Suche eingeschlossen).
Ob so etwas in Deutschland auch vorstellbar ist? Grundsätzlich schon, aber bis dahin ist es noch ein weiter Weg. Bing ist in Deutschland schlecht gestartet, weil man am Anfang nur die neue Oberfläche drüber stülpte, drunter aber noch der für deutsche Webseiten grottenschlechte Index von Windows Live Search steckte. Diesen schlechten Ruf abzustreifen, braucht Zeit – obwohl die Qualität der Suchergebnisse inzwischen wirklich vergleichbar geworden ist.
Ein weiteres Problem ist, dass Microsoft die deutsche Bing-Präsenz nach wie vor nur mit Zeitverzug auf den aktuellen Stand bringt. Neue Features werden grundsätzlich zuerst für den amerikanischen Markt ausgerollt, für Deutschland kommen sie erst irgendwann später – das erweckt so ein wenig den Eindruck, als glaube man selbst nicht daran, die Google-Übermacht brechen zu können.
Vielleicht kommt der Erfolg aber auch durch die Hintertür, wenn z.B. der Marktanteil von Windows Phone deutlich gesteigert werden kann (ja, ich halte das für möglich!) oder Microsoft seine Such-Technik auf anderen Geräten (z.B. Smart-TVs) unterbringt – es steht ja unter anderem das Gerücht im Raum, der neue Kindle Fire HD von Amazon könnte – obwohl von Android angetrieben – mit Bing als Standardsuche ausgeliefert werden.
Auch ich bin ein „Googler“ und verspüre aktuell wenig Drang, daran etwas zu ändern – da Konkurrenz aber immer etwas Gutes bringt, würde ich mir diese durchaus auch für den deutschen Suchmaschinenmarkt wünschen.
Über den Autor

Martin Geuß
Ich bin Martin Geuß, und wie unschwer zu erkennen ist, fühle ich mich in der Windows-Welt zu Hause. Seit mehr als 17 Jahren lasse ich die Welt an dem teilhaben, was mir zu Windows und anderen Microsoft-Produkten durch den Kopf geht, und manchmal ist das sogar interessant. Das wichtigste Motto meiner Arbeit lautet: Von mir - für Euch!