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Activision-Übernahme: Die Klage der FTC ist gar keine – und basiert auf Falschbehauptungen

Activision-Übernahme: Die Klage der FTC ist gar keine - und basiert auf Falschbehauptungen

Die amerikanische Regulierungsbehörde FTC klagt gegen die Übernahme von Activision durch Microsoft, so war es gegen Ende der letzten Woche überall zu lesen, auch bei uns. Das stimmt allerdings nicht, zumindest nicht in der Form, wie man sich das vorstellt. Die zitierte “Klage” ist vielmehr ein interner Prozess.

Als ich die Mitteilung der FTC las, bin ich zwar über den Begriff “administrative Complaint” gestolpert, konnte aber ehrlich gesagt nicht so wirklich etwas damit anfangen. Ich habe daher in den allgemeinen Tenor “die FTC klagt” eingestimmt.

Leser Alexander hat mich auf einen Artikel von Adam Adler im Magazin “the escapist”aufmerksam gemacht, der das Missverständnis ausräumt und etwas genauer erklärt, was es damit auf sich hat. Der Artikel beleuchtet außerdem die Auswirkungen, welche die Maßnahme der FTC auf den geplanten Deal haben kann.

Die “administrative Beschwerde” der FTC-Kommission ist keine Klage, die nun vor einem öffentlichen Gericht verhandelt wird. Vielmehr wird damit ein internes Schiedsgericht angerufen, welches im ersten Schritt darüber zu befinden hat, ob die geplante Übernahme den gesetzlichen Erfordernissen entspricht. Erst wenn hier die Entscheidung fallen sollte, den Deal abzulehnen, kann es zu einer Verhandlung vor einem öffentlichen Gericht kommen. Dass dies passieren wird, ist jedoch äußerst wahrscheinlich, denn entweder wird Microsoft nicht mit dem Ausgang zufrieden sein oder die Kommissare der FTC.

Microsoft hatte ursprünglich geplant, die Übernahme von Activision bis Mitte 2023 abzuschließen. Das erscheint nunmehr ausgeschlossen, denn Adam Adler schreibt unter Berufung auf Erfahrungswerte aus früheren Verfahren, dass mit einer Entscheidung der FTC nicht vor Anfang/Mitte 2024 zu rechnen ist. Sollte es im Anschluss noch eine Auseinandersetzung vor einem öffentlichen Gericht geben, könnten wiederum mindestens zwei Jahre vergehen, bis endlich Klarheit herrscht.

Die Beschwerde der FTC könne Microsoft allerdings nicht daran hindern, die Übernahme einfach trotzdem abzuschließen, so Adler. Die FTC müsste eine einstweilige Verfügung vor einem freien Gericht erwirken, um diesem Schritt einen wirksamen juristischen Riegel vorzuschieben. Wenn das nicht passiert, könnte Microsoft einfach weitermachen, würde allerdings das Risiko eingehen, Activision wieder ausgliedern zu müssen, sollte ein Gericht im Nachhinein die Übernahme für unzulässig erklären. Daher sei wohl damit zu rechnen, dass die Übernahme auf Eis liegt, so lange die juristische Kuh nicht vom selbigen ist.

Es gibt allerdings nach wie vor die Option, dass es Microsoft gelingt, die FTC mit entsprechenden Zugeständnissen milde zu stimmen, damit die Beschwerde wieder zurückgezogen wird. Die Chancen dafür scheinen derzeit gering, da das Vorgehen zu einem guten Teil politisch motiviert scheint.

Die FTC hat Microsoft der Lüge bezichtigt, was die Übernahme von Zenimax Media / Bethesda angeht. Zusagen gegenüber der EU, man würde die Bethesda-Games nicht exklusiv machen, seien nicht eingehalten worden. Dem hatte Microsoft widersprochen und darauf verwiesen, dass man diese Zusage nur für existierende, nicht aber für künftige Titel gegeben habe.

Noch schwerer wiegt allerdings, dass die EU der FTC-Argumentation in den Rücken fällt. Entsprechende Bedingungen habe es nicht gegeben und sie hätten bei der Entscheidung ohnehin keine Rolle gespielt (Quelle: Twitter).

Darüber hinaus führt Adler im oben verlinkten Artikel aus, dass die Beschwerde der FTC von grober Unkenntnis des Gaming-Marktes zeugt und sie außerdem überwiegend auf Befürchtungen beruht, was Microsoft tun könnte – wobei nichts davon logisch erscheint.

Vielen Dank an Alexander für den Hinweis!

Über den Autor

Martin Geuß

Martin Geuß

Ich bin Martin Geuß, und wie unschwer zu erkennen ist, fühle ich mich in der Windows-Welt zu Hause. Seit mehr als 16 Jahren lasse ich die Welt an dem teilhaben, was mir zu Windows und anderen Microsoft-Produkten durch den Kopf geht, und manchmal ist das sogar interessant. Das wichtigste Motto meiner Arbeit lautet: Von mir - für Euch!

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