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Alle Jahre wieder: Das Geschäft mit den superbilligen Windows- und Office-Keys

Alle Jahre wieder: Das Geschäft mit den superbilligen Windows- und Office-Keys

Windows 10 Professional für drei Euro, Office 2016 für einen Fünfer gleich noch mit dazu. In zahlreichen Internet-Shops, auf eBay und auch im Amazon Marketplace wimmelt es von Händlern, die angeblich offiziell lizenzierte Software zu unfassbar günstigen Preisen anbieten. Da fragt man sich natürlich, warum man für die offiziellen Versionen, die es bei Microsoft und seinen Handelspartnern gibt, ein Vielfaches davon ausgeben sollte?

Merke: Ist ein Angebot zu gut, um wahr zu sein, dann ist was faul

Die Antwort ist ganz simpel: Weil man nur mit diesen hochoffiziellen Versionen sicher sein kann, dass sie über einen längeren Zeitraum funktionieren und dass Microsoft bei Aktivierungs-Problemen Unterstützung bietet.

Die ausführliche Antwort ist etwas komplizierter, denn man muss die Begrifflichkeiten auseinander halten. Nicht alles, was gegen die Lizenz-Bestimmungen verstößt, ist deshalb auch illegal. Es ist eine komplizierte rechtliche Grauzone, und die ist auch der Grund, warum es all diese Händler, teils sogar mit offiziellem Sitz in Deutschland, überhaupt gibt. Gäbe es eine einwandfreie rechtliche Handhabe, hätte Microsoft diese Shops längst alle platt gemacht.

Diese günstig gehandelten Lizenzen stammen aus unterschiedlichen Quellen. Teils ist es gebrauchte Software, teils handelt es sich um nicht eingelöste OEM-Lizenzen, oder es sind Lizenzen, die zusammen mit Komplett-PCs an Firmen verkauft wurden, die ihrerseits eine Volumen-Lizenz besitzen und die Schlüssel daher gar nicht einlösen. Es gibt viele verschiedene Konstellationen, und zu einigen davon gibt es Gerichtsurteile, die mal für und mal gegen Microsoft, die natürlich versuchen, diese Form des Lizenzhandels generell zu unterbinden, ausgefallen sind, .

Natürlich gibt es unter den “billigen Jakobs” auch richtig schwarze Schafe, die Aktivierungs-Keys mehrfach verkaufen und diese auch selbst erzeugen. Mit pauschalen Vorwürfen gegen diese Billigangebote muss man aber sehr vorsichtig sein, denn trotz bzw. gerade wegen der niedrigen Preise handelt es sich hier um ein lukratives Geschäft, bei dem sich niemand in die teils trübe Suppe spucken lassen will – da werden auch ganz schnell die Anwälte los geschickt. Als Beispiel sei erwähnt: Obwohl die Leute von “PC Fritz” am Ende im Knast landeten, erwirkten sie noch während des Verfahrens erfolgreich eine einstweilige Verfügung, die Microsoft die Behauptung untersagte, PC Fritz würde Raubkopien verkaufen.

Sieht das wirklich wie ein seriöses Angebot aus?

Ich kenne natürlich die Diskussionen, die rund um dieses Thema in den Foren stattfinden. Da berichten zufriedene Kunden solcher Händler, dass sie dort immer einkaufen und dass diese Versionen allesamt super funktionieren. Dazu gesellen sich Hobby-Juristen, die genau erklären können, warum das auf jeden Fall legal ist und man da ganz unbesorgt sein kann. Ihr dürft aber sicher sein: Wenn Microsoft euren billig gekauften Key sperrt, dann werdet ihr von diesen Leute euer Geld nicht zurück bekommen. Und natürlich gibt es auch von Microsoft in einem solchen Fall keine Hilfe und schon gar keinen Ersatz.

Letztlich ist es genau eine Sache, die ihr wissen müsst, wenn ihr einen solchen Billig-Key im Internet kauft. Ihr müsst nicht wissen, woher dieser stammt, ihr müsst auch keine Experten im Lizenzrecht sein. Alles, was ihr wissen müsst: Es besteht das grundsätzliche Risiko, dass Microsoft diesen Key sperrt und ihr euer Geld zum Fenster raus geworfen habt. Und dafür sind sogar drei Euro zuviel.

Über den Autor

Martin Geuß

Martin Geuß

Ich bin Martin Geuß, und wie unschwer zu erkennen ist, fühle ich mich in der Windows-Welt zu Hause. Seit mehr als 16 Jahren lasse ich die Welt an dem teilhaben, was mir zu Windows und anderen Microsoft-Produkten durch den Kopf geht, und manchmal ist das sogar interessant. Das wichtigste Motto meiner Arbeit lautet: Von mir - für Euch!

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