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Angespielt: FIFA 20

Angespielt: FIFA 20

Alle Jahre wieder kommt das Christ…ähm der Fußballplatzhirsch.

Heute erscheint FIFA 20 offiziell, während EA Access Inhaber seit vorletzter Woche bis zu 10 Stunden probeweise spielen konnten und Vorbesteller der Champions Edition drei Tage eher anstoßen konnten.

Ich konnte den Titel in den letzten Tagen schon anspielen und gebe euch einen kleinen Überblick.

Was gibt’s neues im Vergleich zu Fifa 19?

Das Rollenspiel “The Journey” mit dem Protagonisten Alex Hunter ist passé. Der Junge lebt seinen Traum bei Real Madrid oder Liverpool und konnte seine schwierigen Familienverhältnisse klären.
Dafür gibt es im neuen Modus “Volta” ein semi-geführtes Rollenspiel. In dem neuen Ableger, der stark an das frühere FIFA Street erinnert, seid ihr ein Straßenfußballer, der einer “Crew” beitritt, die das Ziel verfolgt, die erfolgreichsten Kicker abseits des Rasens zu werden!
FIFA 20 Screenshot

Die Cutscenes zwischen den Spielen sind ohne Einflussnahme von euch und können glücklicherweise mit X übersprungen werden. Dazu kommt, dass die Lokalisierung in der deutschen Version versuchte, so hip wie möglich zu sein, was am “Straßen-Sprech” so wirkt, als würde Philipp Amtor versuchen, den Grünen junge Wähler abzuwerben.
FIFA 20 Screenshot

Volta an sich ist sehr unterhaltsam und ein Mittelweg zwischen dem herkömmlichen FIFA und dem früheren FIFA Street. Ihr könnt tricksen, Banden nutzen, euren Gegner schwindlig spielen oder aber auch FIFA-mäßig sehr direkt mit Pass-und Abschlussspiel die Partie gewinnen.

Dafür gibt es in Volta den zuvor genannten “Karriere”-Modus, oder aber ihr könnt Freihand-Turniere und Einzelspiele anwählen. Als Belohnung gibt es XP, die dann Talentepunkte ergeben, welche ihr in Talentbäumen für mehr Fähigkeiten und Tricks einsetzen könnt. Am Ende eines Turnieres könnt ihr sogar einen Spieler des Finalgegners in eure Crew aufnehmen und so euer Team aufwerten.
Außerdem erhaltet ihr Volta-Credits mit dem ihr neuen, heißen Swag im Volta Store shoppen könnt.Nachteil von Volta ist, ihr benötigt eine permanente Online Verbindung, selbst wenn ihr lokal eine Partie gegen andere spielen wollt.
FIFA 20 Screenshot

Natürlich gibt es auch wieder den aus FIFA bekannten Karriere Modus, in dem ihr euch einen eigenen Spieler oder Manager kreiert und euren Lieblingsverein zum Ruhm führt, sowie die bekannten Modi Seasons und Pro Club.

Mit am Start ist natürlich das Fifa Ultimate Team. Dieses ist bunter und hipper als je zuvor. Ihr habt mannigfaltige Möglichkeiten, euer absolutes Traumteam zu fertigen. Neben den Squad Battles gegen NPC Teams, gibt es wieder die Division Rivals gegen echte Gegner, die Squad-Building Channels und neu: Saisons.

Die Saisons sind an XPs gebunden und der Fortschritt in der Saison gewährt euch Ausnahmespieler als Leihspieler, FUT Packs, Münz-Boost und anderen Schabernack.

Die XP erhaltet ihr, wenn ihr bestimmte Aufgaben erledigt, die sich täglich, wöchentlich oder zum Saisonende ändern.
Insgesamt hat man das Gefühl, EA will noch mehr Geld mit FUT machen, als sie das bislang ohnehin schon taten, denn alles wirkt sehr viel bunter, hipper und ist durch die vielen Möglichkeiten des Teamausbau darauf ausgelegt, möglichst wenig Zeit in den anderen Modi zu verbringen, in denen es keine Mikrotransaktionen gibt.
Dazu kommt, dass es zum ersten Mal möglich ist, sich neben den üblichen optischen Spielereien wie Trikots, Stadien und Fußball-Personalisierungen noch eigene Choreo- und Mittelkreis-Plane auszusuchen. Ich weiß nicht, wer darauf Wert legt, ich persönlich habe nach dem Ladebildschirm die Stadionszenen immer direkt übersprungen, um zum Spiel zu gelangen.
FIFA 20 Screenshot

Wirklich essentieller Kritikpunkt ist für mich dieses Jahr die Menüführung in FIFA 20. Sie ist von Grund auf überarbeitet worden und viele Dinge sind über Submenüs beziehungsweise mehrere Klicks erst nutzbar. Dieses wird gerade im Team-und Spielermanagement von FUT ersichtlich. Wollt ihr zum Beispiel einen Spieler aus dem Team in den Kader oder auf die Transferliste verschieben, genügen nicht mehr 1,2 Klicks, sondern ihr habt ein Jog-Dial bei dem ihr die entsprechende Aktion mit dem Thumbstick erst anwählen und den Stick in der Position halten müsst, während ihr A gedrückt haltet, um zu bestätigen.
In Zeiten, wo der Fokus auf Accessibility liegt, finde ich das schon am Rande der Unzumutbarkeit, denn selbst als Mensch ohne Einschränkungen braucht es manchmal mehrere Anläufe, die passende Aktion durchzuführen.
FIFA 20 Screenshot

Im Spiel selbst bemerkt ihr auch schnell diverse Änderungen. EA beschreibt ein natürlicheres Spielverhalten, was bedeutet, dass die Ballannahme und Ballführung schwieriger ist, da der Ball für die Spielfigur schwerer unter Kontrolle zu bringen ist. In meinen Testspielen waren die Gegner deutlich defensiver eingestellt, sodass ein einfaches Durchrushen wie letztes Jahr mit einem Sané, Mané, Salah oder Gnarbry erschwert wurde.

Umgekehrt landet im Moment fast jeder Schuss von der Strafraumgrenze im Tor. Ähnliche Phänomene gibt es jedes Jahr, bevor gepatcht wird. Dazu kommt, dass die Torwarte dieses Jahr im Fokus der Änderung waren und deutlich seltener den Ball fangen oder ins Strafraum-Aus lenken. Stattdessen lassen sie den Ball gerne mal zur Seite oder nach vorne abklatschen.Das sorgt einerseits für Chancen in der schnellen Verwertung, aber auch für Frust beim eigenen Torwart. Nicht selten brauchte ein Torwart zwei bis drei Anläufe, den Ball festzuhalten, oder aber stellt sich so ungeschickt an, dass der Ball im eigenen Tor landet.

Die Freistöße sind ebenfalls überarbeitet worden. Während ihr früher hoffen musstet, dass ihr einen echten Künstler am ruhenden Ball habt, so habt ihr dieses Jahr mehr Kontrolle und könnt mit einem Fadenkreuz genau zielen und zusätzlich den Ball mittels Bewegung des rechten Sticks beeinflussen. Soll er scharf geschossen werden, ein Flatterball oder mit viel Effet? Ihr bestimmt.

Mein Fazit?

Durchwachsen. Einerseits ist mit Volta ein spaßiger neuer Modus in Fifa, andererseits hat man das Gefühl, es wurde viel verschlimmbessert. Neben der Menüführung ist gerade das sehr viel buntere, hippere Design mit den Anpassungsmöglichkeiten bis zum Smartphone-Selfie-Jubel ein Indiz dafür, dass man versucht, jüngeres Klientel anzusprechen.
FIFA 20 Screenshot
Da FUT jedes Jahr ein Vielfaches des eigentlichen Verkaufspreises einspielt, ist es unwahrscheinlich, dass EA mit FIFA mal ein Jahr aussetzt, um mal eine grundsätzliche Erneuerung vorzunehmen, so wie sie es bei Need for Speed taten. Persönlich hoffe ich, dass sie eventuell irgendwann dazu übergehen, beim jährliches Erscheinen eher auf ein kostenpflichtiges Update zu setzen, als einen Vollpreis zu verlangen.

Seid Ihr Hardcore FUT-Zocker oder wollt schon lange einen FIFA Street Ableger, habt ihr natürlich einen triftigen Grund, euch FIFA 20 zuzulegen, für alle anderen tut’s auch FIFA 19 noch ne Weile.

EA SPORTS™ FIFA 20
EA SPORTS™ FIFA 20
Entwickler: Electronic Arts
Preis: Kostenlos

Über den Autor

Daniel Heithorn

Daniel Heithorn

Seit 386er Zeiten und MS-DOS 5.0 mit der PC-Welt verbunden. 2010 startete ich beim deutschen Xbox Support und bin seitdem mit der Xbox Marke verbunden.

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