Ausprobiert: Erster Kontakt mit Microsoft Edge unter iOS

Trotz der vorherigen Gerüchte war die offizielle Ankündigung von Microsoft Edge für Android und iOS dann doch eine Überraschung. Vorerst ist Edge allerdings nur für iOS verfügbar, und das gleich als doppelte Preview. Zum Einen ist Edge selbst noch eine Vorabversion, zum Anderen muss man Windows Insider sein und das Fall Creators Update bereits installiert haben, um die Funktion „Continue on PC“ nutzen zu können, mit der sich Webseiten vom iPhone an den PC senden lassen.
Ich habe mich für die iOS-Preview registriert, am gestrigen Abend auch die Test-Einladung erhalten und dann natürlich gleich eine erste „Probefahrt“ gemacht. Dass die eigentliche Motivation hinter diesem Schritt nicht die ist, einen neuen mobilen Browser auf den Markt zu bringen, sondern dass es darum geht, Windows-PCs besser mit der mobilen Welt zu verbinden, wird schon auf dem Begrüßungs-Bildschirm deutlich. Mein bereits auf dem iPhone hinterlegter Microsoft-Account wurde sofort erkannt und genutzt. Wie man sieht, hätte ich aber auch einen anderen wählen können.
Man fühlt sich in der Tat sofort zu Hause, dass Design eines neuen, leeren Tabs ist dem von Edge unter Windows 10 sehr ähnlich. Wer hier einen Suchbegriff eingibt, sucht natürlich mit bing, gleichwohl besteht die Möglichkeit, in den Einstellungen die bevorzugte Suchmaschine in Google oder auch Yahoo zu ändern.
Da Edge unter iOS die Webkit-Engine verwendet, sind hinsichtlich der Kompatibilität keine Probleme zu erwarten. Zumindest keine solchen, die nicht jeder andere Browser unter iOS ebenfalls hätte. Die Adressleiste ist oben und die Menüleiste unten, so ist das für mich ok, lediglich der Zugriff auf die Favoriten über den kleinen Stern oben rechts ist meiner Meinung nach ungünstig und etwas fummelig.
Besagtes Sternchen öffnet das Favoriten-Menü, wie man das auch von Edge unter Windows kennt. Hier finden sich die Lesezeichen, die Leseliste, eBooks und der Verlauf. Die Favoriten und die Inhalte der Leseliste waren übrigens schnell synchronisiert. Bis ich dort zum ersten Mal rein geschaut habe, war schon alles da. Favoriten und Leseliste können derzeit in der Preview nur genutzt, aber nicht verwaltet werden.
Das Menü und die Einstellungen sind übersichtlich und entsprechen vom Look&Feel her dem iOS-Standard (ich kann mir nicht helfen, aber immer wenn ich diese Oberfläche länger als fünf Minuten betrachten muss, habe ich Mühe, wach zu bleiben. Aber das ist ja (m)ein grundsätzliches iOS-Problem).
So furchtbar viel gibt es im Moment also noch nicht zu sehen. Ein paar essentielle Funktionen wie die Favoriten-Verwaltung fehlen noch, aber es ist ja auch die erste Preview. Überhaupt wird Edge ganz sicher nichts Neues auf iOS und Android bringen, was andere Browser nicht mindestens genau so gut können. Wer aber Edge am Desktop nutzt, wird seinen Lieblingsbrowser künftig auch unter iOS und Android finden, und das ist eine gute Sache. Es wäre vermessen, deshalb einen Erdrutsch zu erwarten, ich bin aber dennoch sicher, dass sich das in der Statistik bemerkbar machen wird.
Sehr viel spannender ist für mich allerdings die Frage, was sich Microsoft darüber hinaus einfallen lassen wird. Ich spreche von Funktionen, die das Zusammenspiel von Windows 10 und Smartphone optimieren und die dann eben nur mit Edge funktionieren. Den Browser auf iOS und Android zu bringen, war die Pflicht, um wenigstens die existierenden Nutzer zu halten. Die Kür wird sein, neue Nutzer zu gewinnen. Mein diesbezüglicher Optimismus ist überschaubar, ich halte andererseits aber überhaupt nichts davon, die Sache gleich wieder zu zerreden. Edge für iOS und Android war ein wichtiger und richtiger Schritt, und ich beobachte neugierig und gespannt, wie die Geschichte weiter geht.
Über den Autor

Martin Geuß
Ich bin Martin Geuß, und wie unschwer zu erkennen ist, fühle ich mich in der Windows-Welt zu Hause. Seit mehr als 17 Jahren lasse ich die Welt an dem teilhaben, was mir zu Windows und anderen Microsoft-Produkten durch den Kopf geht, und manchmal ist das sogar interessant. Das wichtigste Motto meiner Arbeit lautet: Von mir - für Euch!