Bericht: Cortana wird zum Office-Feature
Wer die Berichterstattung hier auf Dr. Windows verfolgt, der weiß, dass ich schon längere Zeit sage: Cortana ist tot. Oder besser gesagt: Die Idee, die ursprünglich hinter Cortana stand, ist tot. So gut wie niemand glaubt mehr ernsthaft daran, dass Cortana in Konkurrenz beispielsweise zum Google Assistant oder zu Amazon Alexa treten wird. Dieser Zug war im Grunde schon im letzten Jahr abgefahren.
Einem Bericht von Brad Sams zufolge zieht Microsoft daraus nun auch endlich die entsprechende Konsequenz, statt weiterhin so zu tun, als würde da in Zukunft noch Großes passieren: Das Team unter dem neuen Cortana-Chef Javier Soltero, der diese Position seit März 2018 innehat, soll zur Office-Entwicklung verschoben werden. Bisher gehört Cortana zur AI-Organisation von Harry Shum, über dessen baldigen Abschied von Microsoft offenbar gemunkelt wird.
Deutlicher kann das Zeichen nicht sein. Cortana wird von der Assistentin für alles, die sie niemals war, zur Office-Sekretärin. Wenn es denn so kommt, eine gute Entscheidung, denn genau dort kann sie ihre wenigen Stärken zur Geltung bringen und hat ein klar abgegrenztes Aufgabengebiet. Vor allen Dingen Eines, das Microsoft selbst beackern kann, ohne auf die (nicht vorhandene) Entwickler-Unterstützung zu setzen.
Die “Degradierung” hat außerdem noch den positiven Effekt, dass damit der Weg frei wäre, Alexa zur Standard-Sprachassistentin unter Windows zu machen.
Was natürlich bleibt, sind die auf Azure basierenden Sprachdienste, auf denen auch Cortana aufsetzt. Das wiederum passt perfekt zur Vision von Microsoft als Plattformanbieter. Ich erwähnte es bereits vor Monaten: Für Cortana gibt es kein eigenes Geschäftsmodell – die Plattform zu verkaufen, auf der andere eigene Assistenten bauen können, ist da schon eher erfolgversprechend. Damit meine ich jetzt keine “großen Assistenten” wie Alexa oder den Google Assistant, sondern Lösungen, die sich Microsoft-Kunden auf deren Plattform für eigene Zwecke bauen, wie z.B. einen Sprachassistenten für’s Auto.
Das ist natürlich mal wieder nicht das, was sich der “Microsoft-Fan” wünscht. In diesem Fall aber hält sich der Schmerz bei mir wirklich in Grenzen, denn so wirklich gelebt hat die Cortana-Story ja ohnehin nie.
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Über den Autor
Martin Geuß
Ich bin Martin Geuß, und wie unschwer zu erkennen ist, fühle ich mich in der Windows-Welt zu Hause. Seit mehr als 16 Jahren lasse ich die Welt an dem teilhaben, was mir zu Windows und anderen Microsoft-Produkten durch den Kopf geht, und manchmal ist das sogar interessant. Das wichtigste Motto meiner Arbeit lautet: Von mir - für Euch!