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Bericht: Microsoft setzt künftig auf Chromium und begräbt EdgeHTML

Bericht: Microsoft setzt künftig auf Chromium und begräbt EdgeHTML

Microsoft arbeitet einem Bericht zufolge an einem neuen Browser für Windows 10, der auf der Chromium-Plattform basiert. Die hauseigene EdgeHTML-Engine soll demnach beerdigt werden und nur noch als technische Rückfallebene erhalten bleiben.

Wenn das stimmt, ist das natürlich erstmal eine Sensation. Und doch ist es nach kurzer Überlegung wieder einfach nur logisch und zeigt, wie pragmatisch und schmerzfrei Microsoft mittlerweile agiert.

Das Projekt läuft unter dem Codenamen „Anaheim“, und wenn der Bericht von WindowsCentral korrekt ist, dann wird schon im weiteren Verlauf der Entwicklung des 19H1-Updates für Windows 10 die Engine getauscht werden. Ob „Microsoft Edge“ als Name erhalten bleibt, ist allerdings noch unbekannt.

Ein solcher Schritt wäre natürlich eine Kapitulation, darum glaube ich auch, dass Microsoft versuchen wird, das eher so „nebenbei“ anzukündigen. Ich rechne daher auch nicht mit einem neuen Namen. Tatsächlich ist es so, dass der Nutzer den Unterschied ja in der Tat nicht sieht. Er merkt es nur in der Form, dass verschiedene Inkompatibilitäten, mit denen Edge zu kämpfen hat, nicht mehr auftreten.

Zu beschönigen gibt es da rein gar nichts: Microsoft ist mit Edge angetreten, um den Browser neu zu erfinden, und hat versagt. Unter Anderem auch deshalb, weil man sich selbst große Stolpersteine in den Weg gelegt hat. So hat man beispielsweise die Weiterentwicklung an den halbjährlichen Zyklus von Windows 10 gekoppelt und sie damit zur Langsamkeit verdonnert.

Google hat den Browserkampf gewonnen, ist sozusagen „Eigentümerin“ des Internet. Edge hat nicht nur wegen eigener technischer Schwächen Probleme mit diversen Webseiten, sondern auch deshalb, weil längst viele Seiten speziell für Chrome optimiert werden – so wie das einst beim Internet Explorer 6 der Fall war.

Wenn man nun einfach die selbe Engine benutzt, fördert man natürlich die Monokultur, aber man geht all diesen Problemen recht elegant aus dem Weg. Chromium gehört Google zwar praktisch ebenfalls, ist aber ein Open Source Projekt, an dem bereits jetzt Microsoft-Leute mitarbeiten.

Man kann lange darüber schwadronieren, was Microsoft im Bezug auf Edge alles verbockt hat, und da hätte man wahrlich genug zu tun. Das Ergebnis dieser Maßnahme aber wird unter dem Strich ein besserer Standard-Browser in Windows 10 sein, und nur darauf kommt es letztlich an.

Man erkennt damit Googles Führungsposition im Web an und ordnet sich widerspruchslos unter. Das ist die einzig vernünftige und letzte Option, die Microsoft noch hat. Gleichzeitig ist es aber auch ein Schachzug – denn er schützt Microsoft gleichzeitig davor, von eventuellen technischen Alleingängen seitens Google überrannt und abgehängt zu werden.

P.S.: vielleicht noch als technische Ergänzung: Chromium <> Google Chrome. Es ist „nur“ der technische Unterbau. Wer heute auf Edge setzt, muss also nicht fürchten, durch den Wechsel der Enginge plötzliche viele ungewollte Querverbindungen zu Google zu haben.

Über den Autor

Martin Geuß

Martin Geuß

Ich bin Martin Geuß, und wie unschwer zu erkennen ist, fühle ich mich in der Windows-Welt zu Hause. Seit mehr als 17 Jahren lasse ich die Welt an dem teilhaben, was mir zu Windows und anderen Microsoft-Produkten durch den Kopf geht, und manchmal ist das sogar interessant. Das wichtigste Motto meiner Arbeit lautet: Von mir - für Euch!

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