Billige Windows- und Office-Lizenzen bei Edeka: Microsoft verklagt Anbieter Lizengo

Seit einiger Zeit vertreibt der Einzelhändler Edeka verdächtig günstige Windows- und Office-Lizenzen von Lizengo, das Thema hat bereits einige mediale Aufmerksamkeit erhalten. Nachdem sich in der Beschaffungskette von Lizengo offenbar diverse Unregelmäßigkeiten zeigen, geht Microsoft nun in die Offensive und zerrt den Anbieter vor Gericht.
Erst in der letzten Woche haben wir an dieser Stelle über das Thema gesprochen, nachdem heise den Lizengo-Keys quasi eine „Unbedenklichkeitsbescheinigung“ ausgestellt hat, obwohl deren Recherchen keine Aufklärung brachten, sondern neue Fragen aufwarfen. So tauchten bei der Untersuchung beispielsweise „Multi-Activation-Keys“ auf, die unter keinen Umständen für den Weiterverkauf bestimmt sind.
Wie CRN jetzt berichtet, haben eigene Testkäufe sowie Untersuchungen von Microsofts Produktidentifikationsdienst PID weitere zweifelhafte Quellen der über Lizengo verkauften Office-Seriennummern offenbart. So stammten einige Keys aus dem OEM-Programm für China, dürften also in Deutschland nicht verkauft werden. Weitere geprüfte Keys waren Volumenlizenzverträgen mit Universitäten aus diversen Ländern zuzuordnen, diese dürften auch nur in diesem Rahmen verwendet werden. Wie diese Keys überhaupt in den Handel kommen, ist völlig unklar – die betroffenen Unis wussten von diesen Aktivitäten jedenfalls nichts.
Zwei der untersuchten Windows 10-Seriennummern, die von Lizengo verkauft wurden, wurden im Rahmen eines speziellen Lizenzierungsprogramms an eine Bildungseinrichtung in den USA ausgegeben. Auch diese Keys dürften nirgendwo anders auftauchen, wurden aber teilweise sogar mehrfach verkauft. Der eine Key wurde siebenmal, der andere bereits neunmal aktiviert.
Mit diesen Erkenntnissen im Rücken zieht Microsoft jetzt gegen Lizengo vor Gericht. Der Anbieter beteuert stets, seine Keys ausschließlich aus einwandfreien Quellen zu beziehen, die günstigen Preise ergäben sich aus „Überkapazitäten“ bei den Distributoren. Von den Distributoren, die CRN befragt hat, will aber niemand jemals Lizengo mit Produktschlüsseln beliefert haben.
Die Angelegenheit entwickelt sich allmählich also zu einem echten Krimi. Mit einer kurzfristigen Klärung ist nicht zu rechnen, das Verfahren dürfte sich über längere Zeit hinziehen.
- Quelle: CRN
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Über den Autor

Martin Geuß
Ich bin Martin Geuß, und wie unschwer zu erkennen ist, fühle ich mich in der Windows-Welt zu Hause. Seit mehr als 17 Jahren lasse ich die Welt an dem teilhaben, was mir zu Windows und anderen Microsoft-Produkten durch den Kopf geht, und manchmal ist das sogar interessant. Das wichtigste Motto meiner Arbeit lautet: Von mir - für Euch!