Billige Windows- und Office-Lizenzen von Lizengo: Offizielles Statement von Microsoft

Die von Lizengo vertriebenen Windows- und Office-Lizenzen sind seit ein paar Wochen Dauergast in den Schlagzeilen, so auch bei uns. Bislang haben uns alle Informationen zu diesem Thema auf indirektem Weg erreicht, nun liegt mir aber ein offizielles Statement von Microsoft vor. Auf sechs Seiten dokumentiert das Unternehmen den Fall und erläutert dabei sehr detailliert die entdeckten Unstimmigkeiten, die Microsoft letztlich dazu bewogen haben, juristisch aktiv zu werden.
Eine Sache muss dabei vorweg gerade gerückt werden. Ich hatte unter Berufung auf einen anderen Bericht geschrieben, Microsoft würde Lizengo verklagen. In dem Microsoft-Statement ist dagegen von „rechtlichen Schritten“ die Rede. Das kann beispielsweise auch eine Abmahnung oder die Beantragung einer einstweiligen Verfügung sein.
Zu Beginn seiner Stellungnahme erläutert Microsoft zunächst, dass ein funktionierender Produkt-Key nicht zwangsläufig bedeutet, dass man auch eine gültige Lizenz besitzt. Es wird auch die grundsätzliche Problematik erläutert, dass man beim Kauf eines Produktschlüssels über Zwischenhändler nicht zweifelsfrei prüfen kann, ob das Angebot rechtlich einwandfrei ist. Wer Verdacht schöpft, kann sich an den Produktidentifikationsservice von Microsoft wenden und erhält dann von dort eine Auskunft, was die Prüfung ergeben hat. Ersatz leistet Microsoft bei einer ungültigen Lizenz natürlich nicht.
Mehrere Kunden, die unter anderem bei EDEKA einen Lizengo-Gutschein gekauft und diesen gegen einen Produkt-Key eingelöst hatten, haben diese Schlüssel zur Überprüfung eingereicht. Die Ergebnisse, die wir schon im Beitrag von vorletzter Woche aufgezählt haben, finden sich auch in der vorliegenden Stellungnahme wieder. Die Schlüssel stammten aus dem OEM-Programm für China oder aus anderen speziellen Lizenzprogrammen, keines davon war für den Weiterverkauf bzw. den Vertrieb in Deutschland vorgesehen.
Weitere Fälle, die genannt werden: Ein von Lizengo verteilter Office-Key gehört zu einem Volumenlizenzvertrag mit einer bulgarischen Universität über eine einzige Lizenz. Dieser Key wurde bereits 24 Mal zur Aktivierung benutzt. Konkret auf Lizengo bezogen kann Microsoft nachweisen, dass diese den Schlüssel an mindestens zwei Kunden ausgegeben haben.
Einen gleich gelagerten Fall gibt es mit einer dänischen Uni, auch hier gibt es einen „Volumenvertrag“ über eine einzelne Office-Lizenz. Der zugehörige Key wurde schon 30 Mal benutzt, außerdem ergab eine Überprüfung, dass besagte Uni nie einen Vertrag mit Microsoft abgeschlossen hat. Offenbar hat also ein unbekannter Dritter diesen Vertrag unter Angabe falscher Daten abgeschlossen.
Inwieweit Lizengo von der zweifelhaften Herkunft der Produktschlüssel wusste, wird eine der Fragen sein, auf die wahrscheinlich vor Gericht eine Antwort gefunden werden muss. „Die bei uns erworbenen Produktschlüssel sind ausschließlich neu“ schreibt Lizengo auf seiner Homepage. Dieser Aussage hält Microsoft entgegen, dass einige der überprüften Schlüssel schon vor dem erstmaligen Verkauf durch Lizengo für die Aktivierung von Office oder Windows benutzt wurden.
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Über den Autor

Martin Geuß
Ich bin Martin Geuß, und wie unschwer zu erkennen ist, fühle ich mich in der Windows-Welt zu Hause. Seit mehr als 17 Jahren lasse ich die Welt an dem teilhaben, was mir zu Windows und anderen Microsoft-Produkten durch den Kopf geht, und manchmal ist das sogar interessant. Das wichtigste Motto meiner Arbeit lautet: Von mir - für Euch!