BUILD 2019: Ausgerechnet Microsoft will den Sprachassistenten neu erfinden

Wenn man auf die Straße geht und Leute fragt, wer beim Thema Sprachassistenz zu den ganz Großen gehört, dann wird man in ungefähr null von hundert Fällen “Microsoft” als Antwort erhalten. Die Redmonder haben mit ihrem Ansatz bei Cortana zwar zuerst erkannt, dass ein “dummer” Sprach-Roboter, der stumpf Befehle ausführt, nicht das ist, was die Interaktion per Sprache revolutionieren wird. Als es jedoch darum ging, diese Idee mit Leben zu füllen, hat Microsoft einmal mehr den Schlaf des Gerechten geschlafen.
Trotzig erklären sie seither, dass die aktuellen Sprachassistenten wie Alexa, Siri oder Google Assistant ja eigentlich gar nicht smart sind, sondern auch nur auf einzelne Befehle reagieren. Echte Konversationen, bei dem der Assistent noch Bezug auf das nehmen kann, was man ein oder zwei Sätze vorher gesagt hat, sind noch nicht möglich.
Zum Start der BUILD 2019 stellt sich Microsoft nun hin und sagt: “Wir können das. Und wir machen das.”
“Vom Kommando zur Konversation” – mit diesem Leitspruch will man nun das Feld also von hinten aufrollen. Zusammen mit dem im letzten Jahr aufgekauften Unternehmen “Semantic Machines” habe man eine “bahnbrechende künstliche Intelligenz” entwickelt, die echte Unterhaltungen führen kann und die sich eigenständig mit den notwendigen Skills und Backend-Services verbinden kann.
Diese neue Technologie soll natürlich Bestandteil von Cortana werden, steht Entwicklern allerdings auch über das Bot Framework zur Verfügung und wird außerdem an verschiedene Azure-Dienste andocken.
Microsoft glaubt, dass in Zukunft jedes Unternehmen seinen eigenen Assistenten haben wird, genau so wie es heute selbstverständlich ist, dass man als Unternehmen eine Webseite oder eine App hat. Dafür will man die entsprechenden Technologien liefern.
Das folgende Video soll diese Vision mit Leben füllen (ich habe es aus dem Embargo-Briefing geschnitten, es gibt sicher bald eine bessere Version davon auf YouTube, dann tausche ich es aus).
Mir geht es wie vermutlich vielen anderen Lesern auch. Ich könnte aus dem Stand ein Dutzend sarkastischer Kommentare abfeuern und beispielsweise die Frage aufwerfen, woher ausgerechnet Microsoft das Selbstbewusstsein nimmt, bei diesem Thema auf dicke Hose zu machen. Oder ich könnte fragen, warum das außerhalb der USA irgend jemanden interessieren sollte, denn lokalisiert wird davon ja garantiert wieder gar nichts. Ich verkneife mir das, zumindest für den Moment. Die grundsätzliche Aussage, dass digitale Assistenten noch in den Kinderschuhen stecken, ist nämlich durchaus korrekt. Es gibt also tatsächlich noch Raum, mit Innovationen Punkte zu machen. Also lehne ich mich mit verschränkten Armen zurück und sage “lass mal kommen, Microsoft”. Zum Lästern bleibt ja immer noch Zeit.
Thema:
- Künstliche Intelligenz
Über den Autor

Martin Geuß
Ich bin Martin Geuß, und wie unschwer zu erkennen ist, fühle ich mich in der Windows-Welt zuhause. Seit 15 Jahren lasse ich die Welt an dem teilhaben, was mir zu Windows und anderen Microsoft-Produkten durch den Kopf geht, und manchmal ist das sogar interessant. Das wichtigste Motto meiner Arbeit lautet: Von mir - für Euch!