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Cloud Gaming: Apple schützt mit der Blockade sein Service- und Hardwaregeschäft

Cloud Gaming: Apple schützt mit der Blockade sein Service- und Hardwaregeschäft

Mit der Blockade der Cloud Gaming Angebote von beispielsweise Microsoft, Google oder Nvidia schützt Apple nicht nur sein eigenes Service-Geschäft, sondern auch seine Gewinne beim Hardwareverkauf. Zu diesem Urteil gelangt die britische Wettbewerbs-Aufsichtsbehörde CMA (Competition and Market’s Authority).

Die CMA hatte untersucht, ob und in welcher Form die beiden dominierenden Anbieter von mobilen Plattformen, also Google und Apple, ihre Markstellung dazu missbrauchen, den freien Wettbewerb zu behindern. Die Ergebnisse sind in einem mehr als 350 Seiten starken Bericht zusammengefasst. Unter anderem geht es in diesem Bericht auch um das Thema Cloud Gaming.

Apple blockiert entsprechende Angebote auf seiner Plattform bzw. verlangt von den Anbietern die Einhaltung von Regeln, die ein solches Angebot de facto unmöglich machen. Die App Store Regeln würden beispielsweise von Microsoft verlangen, jedes einzelne Spiel im Xbox Game Pass, welches über die Cloud gestreamt werden kann, als separate App zertifizieren zu lassen. Auch jedes Update für ein Spiel müsste von Apple freigegeben werden, außerdem müssten die entsprechenden Abos innerhalb der App abgeschlossen werden, damit Apple seinen 30-Prozent-Anteil bekommt.

Kritiker ziehen nicht ganz zu Unrecht einen Vergleich mit Netflix. Die gleichen Regeln auf Videostreaming angewendet würden bedeuten, dass Netflix jeden Film und jede Serienepisode bei Apple zertifizieren lassen muss, was für jedermann leicht nachvollziehbar, vollkommener Blödsinn wäre.

Die CMA hat in ihrem Bericht gleich mehrere Gründe dafür gefunden, warum Apple beim Thema Cloud Gaming so streng agiert – und zumindest einer davon ist ein wenig überraschend.

Dass Apple die Konkurrenten behindert, um seinen eigenen Dienst Apple Arcade zu pushen, liegt auf der Hand. Auch das Bestehen auf dem 30-Prozent-Anteil bei den damit erzielten Umsätzen lässt sich nachvollziehen. Umso mehr, wenn man weiß, dass Apple (ebenso wie Google) fast die Hälfte seiner App Store Provisionen mit Spielen generiert. Wenn man hier an einzelne Anbieter Zugeständnisse macht, könnte man eine Lawine auslösen, die zu massiven Einnahmeausfällen führen würde.

Der dritte Grund klingt abenteuerlich: Apple mag grundsätzlich keine Cloud-Dienste, weil die Kunden sonst die hohen Preise für die leistungsfähige Premium-Hardware hinterfragen könnten. Acht von zehn Dollar, die Apple verdient, stammen aus dem Hardwaregeschäft, das wiederum zum Großteil aus dem iPhone besteht. Diese Begründung würde ziemlich abenteuerlich klingen, wenn sie jemand als Behauptung in den Raum stellt – die Aussage stammt aber von Apple selbst.

Auf Seite 251 des Berichts wird aus Unterlagen zitiert, die im Gerichtsverfahren zwischen Epic Games und Apple vorgelegt wurden (dabei geht es um den Rauswurf von Fortnite aus dem App Store aus den oben genannten Gründen). Im Jahr 2020 soll ein hochrangiger Apple Mitarbeiter den Vorschlag abgelehnt haben, einen Cloudstreamingdienst zu übernehmen. Als Begründung wurde genannt, dass Apples Stärke und wichtigster Umsatztreiber lokales Hochleistungs-Computing sei und Clouddienste dazu führen könnten, dass die Kunden genau das in Frage stellen.

Unmittelbare Konsequenzen hat der Bericht der CMA nicht, aber beinahe überall auf der Welt werden die App Store-Praktiken der großen Player mehr und mehr kritisiert und auf den Prüfstand gestellt. Microsoft spielt hierbei den “Good Boy” mit seinen inzwischen sehr liberalen Regeln. Das fällt ihnen selbstverständlich deutlich leichter als Apple oder Google, denn sie haben auf diesem Gebiet nichts zu verlieren, der Microsoft Store unter Windows hat noch nie Geld verdient.

Über den Autor

Martin Geuß

Martin Geuß

Ich bin Martin Geuß, und wie unschwer zu erkennen ist, fühle ich mich in der Windows-Welt zu Hause. Seit mehr als 16 Jahren lasse ich die Welt an dem teilhaben, was mir zu Windows und anderen Microsoft-Produkten durch den Kopf geht, und manchmal ist das sogar interessant. Das wichtigste Motto meiner Arbeit lautet: Von mir - für Euch!

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