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Connected Roadtrip: Alexa wird zur Beifahrerin

Connected Roadtrip: Alexa wird zur Beifahrerin

Die Steuerung von Radio und Navigation während der Fahrt kann ganz schön gefährlich sein. Man ist abgelenkt von der Straße, und sei es auch nur für ein paar Sekunden. Sekunden, die über Leben und Tod entscheiden können. Um während der Fahrt möglichst komfortabel und sicher Radio, Navigation und Co. bedienen zu können, offerieren immer mehr Autohersteller Sprachsteuerungen. Diese sind jedoch – je nach verbauter Hard- und Software – mal besser, mal schlechter verständlich. Hilfestellung kommt von verschiedenen Firmen, die auf anderen Endgeräten schon bereits eingesetzte Sprachsteuerungen anbieten.

Amazon hat nun ein eigenes SDK veröffentlicht, mit dem man seine virtuelle Assistentin Alexa auch in Festeinbau-Navigationssysteme bringt. Entwickler können via GitHub – das ja bekanntlich zu Microsoft gehört, aber eigenständig bleiben soll – das Projekt „Alexa Auto SDK“ einsehen (siehe hier) und selbst dazu beitragen, ihre Alexa-Skills auch ins Festeinbau-Navigationssystem zu bringen.

Alexa selbst funktioniert im Auto wie gewohnt über den Befehl „Alexa…“, auch sollen sich die Alexa-Skills nutzen lassen. Amazon kommt somit in einen weiteren Markt hinein, nachdem ich hier bereits von ersten Automobilherstellern berichtet hatte, die eine Integration von Amazon Alexa vorbereiten. Alexa wird in Festeinbau-Radio-Navigationssystemen bei folgende Funktionen assistieren können:

  • Anrufe. Auf Kommando wird man Telefonate tätigen können und aufs Adressbuch des Smartphones zugreifen können.
  • Media Streaming. Um verschiedene Streaming-Dienste, wie Amazon Prime Music, Audible, Spotify und Co. bedienen zu können, kann Alexa verwendet werden.
  • Navigation. Zur Adresseingabe wird Alexa bereitstehen, so genügt ein Sprachbefehl mit der Adresse und dann wird es in die Navigationslösung eingegeben.
  • Lokale Suche. Egal, welches Geschäft man gerade sucht, es wird möglich sein, Alexa danach zu fragen. Ist das gewünschte Geschäft gefunden, kann Alexa die Navigation im Festeinbau-Navigationsgerät starten.

Konkurrenzkampf um den Beifahrersitz

Neben Amazon drängen aber auch andere Hersteller von Sprachsteuerungen ins Auto. Wer Apple CarPlay über sein Festeinbau-Navigationssystem nutzt, der verwendet heute schon Apples Siri zur Steuerung. Android Auto, das Pendant aus Mountain View, setzt  hingegen natürlich auf den Google Assistant. Beide Systeme sind bereits heute in vielen Fahrzeugen verbaut, doch bisher haben die Autohersteller selbst das letzte Wort. Egal, ob Siri, Google Assistant oder Amazon Alexa, alle drei können nur innerhalb Ihres geschützten und vorab definierten Bereiches agieren.

Befehle, wie „Wie voll ist mein Tank?“ oder „Mir ist kalt.“ (Temperatur der Klimaanlage erhöhen) führen ins Leere. Solche Fragen können – bisher – ausschließlich die proprietären Sprachsteuerungen der Autohersteller verarbeiten, da nur diese vollen Zugriff auf die Fahrzeugdaten erhalten. Hinter diesen spezifischen Sprachsteuerungssystemen steckt eigens angepasste Technologie des Unternehmens Nuance (siehe hier). Bei Mercedes etwa gibt es in Verbindung mit dem MBUX-System eine neue Sprachsteuerung, die auf den Befehl „Hey Mercedes“ hört (siehe hier). Der Münchner Konkurrent BMW setzt schon etwas länger auf eine eigene virtuelle Dame, die auch offline verwendet werden kann. Dabei greift man auf eine Standardbefehlsliste zurück, allerdings kann optional gegen eine Gebühr von 25 Euro pro Jahr eine Online-Sprachverarbeitung ergänzt werden. Siehe hier. Dadurch soll die virtuelle Assistenz von BMW immer klüger werden und es ist möglich, E-Mails und SMS zu diktieren. Nichtsdestotrotz wird es auch bei BMW – sowie auch bei Ford und VW – eine Integration von Amazons Alexa geben.

Der Vorteil von Alexa gegenüber allen anderen aktuell in Autos verfügbaren Sprachsteuerungen ist, dass es ein für Skill-Entwickler offenes System ist. Der Fahrer kann sich die Erweiterungen installieren, die er haben möchte. Beispielsweise gibt es einen Skill zu den Nachrichten der „Tagesschau“. Dabei werden auf Zuruf die aktuellen Nachrichten in 100 Sekunden langen Schnipseln vorgelesen. Laut Amazon existieren momentan mehr als 15.000 Skills für Alexa. Zum Vergleich: Die Erweiterbarkeit des Google Assistant dagegen ist eingeschränkt und im Auto via Android Auto auf das Android-Smartphone zugeschnitten. Es soll eben vor allem die Google Suche mit Daten gefüttert werden. Amazons Alexa nutzt für die Webrecherche Microsofts Suchmaschine Bing.

Was macht Microsoft?

Es gab letztes Jahr eine Ankündigung von BMW, dass man Cortana in sein Festeinbau-Navigationssystem integrieren möchte. Seitdem ist es allerdings still geworden. Microsoft hat sich immer mehr von Cortana als Sprachassistenz verabschiedet. Wie Martin hier schrieb, wird sich Cortana zukünftig im Hintergrund aufhalten. So ist es denkbar, dass Cortana sich beispielsweise in Outlook einquartiert und automatisch generierte Einladungen zu Meetings aussendet, diese im Auto vorliest und dazu passend den jeweiligen E-Mail-Verkehr mit anzeigt. So könnte man alle Teilnehmer direkt vor dem Treffen mit allen wichtigen Infos versorgen. Aber das ist natürlich – noch – Zukunftsmusik. Fakt ist, dass Cortana momentan nicht im Auto vertreten ist. Schon heute ist aber Microsoft Office 365 als kostenpflichtiger Dienst im Auto verfügbar, sowohl BMW als auch Daimler offerieren die Büro-Suite aus Redmond in Ihren Fahrzeugen. So sollen Outlook-Kontakte aus der Cloud synchronisiert und im Festeinbau-Navi dargestellt werden können. Zudem hat man dann Zugriff auf seine E-Mail-Konten, die im Outlook-Desktop-Programm hinterlegt sind. Eingehende Nachrichten können so während der Fahrt vorgelesen werden.

Ob es wohl zu Streitigkeiten zwischen den verschiedenen virtuellen Assistenten kommt? Denkbar wäre, dass sich die vom Autohersteller selbst entwickelte Sprachsteuerung automatisch abschaltet, wenn man das Codewort „Alexa“ nennt und somit signalisiert, dass man mit Amazons Helferlein sprechen möchte.

Ich bin gespannt, wie sich das Rennen um die virtuelle Beifahrerin in Zukunft entwickeln wird.

Über den Autor

Claus Ludewig

Claus Ludewig

Ich bin mit Windows 98 aufgewachsen und habe seitdem jede Windows- und Office-Version genutzt. Zum Entspannen dient die Xbox. Neben der engen Verbundenheit zu Microsoft-Produkten, schaue ich auch gerne mal über den Tellerrand hinaus in die weite Welt. Ich interessiere mich für alles, was vier Räder hat. In diesem Sinne nehme ich Euch gerne zu einer Spritztour mit.

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