Connected Roadtrip – Live von der IAA 2017
Monatlich möchte ich Euch mit auf die Reise nehmen und erzählen, was es Neues gibt in Sachen Connected Cars. Die erste Folge des Connected Roadtrips spielt in Frankfurt.
Die IAA in Frankfurt ist mal wieder das Mekka für alle Autofans. Ich war für Euch vor Ort und habe mich etwas umgesehen. Nachfolgend nun eine Auswahl der Highlights.
Daimler – Zukunftsvisionen und mächtig PS
Beim Erfinder des Automobils kommt immer mehr Technologie zum Einsatz. Mir hat man das Prototyping mittels 3D-Drucker gezeigt. Es werden verschiedene Härtegrade von Kunststoff verwendet, um Bauteile zu drucken. Dabei dauert es – momentan noch – ein paar Tage, ehe beispielsweise ein Scheinwerfer-Rohling fertig ist. Ein großer Vorteil gegenüber Wochen, die es „früher“ gebraucht hat, um eine Designidee umzusetzen. Der 3D-Druck wird aktuell in der Fahrzeugentwicklung beim Daimler eingesetzt. Im fertigen PKW (oder LKW) ist davon nichts mehr zu finden. Bei Smart experimentiert man damit, Interieurleisten aus dem 3D-Drucker zu drucken. Auf der Messe hat der Besucher die Möglichkeit, eigene Leisten zu gestalten und sich diese anzusehen. Entweder direkt am Surface Pro oder mittels Oculus Rift. Allerdings testet Smart damit lediglich, ob es einen Markt für solch individuelle Innenraum-Gestaltung gibt. Ob und wann das in Serie kommen wird, konnte man mir nicht sagen.
Aktuell lieferbar ist die Sonderausstattung Mercedes me. Hierbei werden verschiedene Services rund ums Connected Car zusammengefasst. Dazu gehört nicht nur die Möglichkeit, das Auto mittels Smartphone zu orten, oder Navi-Ziele ans Fahrzeug zu schicken, sondern auch Office im Fahrzeug zu nutzen. Für den Dienst ist eine jährliche Pauschale zu zahlen. Ich werde in einer der nächsten Connected Roadtrip-Folgen näher darauf eingehen.
Die Messe gerockt, hat definitiv der Mercedes-AMG Project One. In dieses 2,5 Millionen Euro teure Spielzeug wurde der 1,6-l-6-Zylinder Benzinmotor aus dem Formel 1-Renner von Lewis Hamilton verpflanzt. Zusätzlich sorgen gleich vier Elektromotoren für noch mehr Vortrieb. Zusammen macht das mehr als 1000 PS! Die Schlüssel wollte man mir aus unverständlichen Gründen nicht geben 😉
BMW/MINI – Vernetzung ist DAS Thema
Der Konkurrent aus München hat einige Konzeptfahrzeuge im Gepäck. Eines ist das BMW i Vision Dynamics. Die viertürige Limousine wird rein elektrisch angetrieben, soll 600 Kilometer weit fahren können und autonome Fahrfunktionen offerieren. Die notwendigen Sensoren sind in der Niere verbaut, denn einen klassischen Kühlergrill braucht das Elektroauto nicht.
Außerdem zu sehen, ist ein Vortrag zu BMW Connected Drive. Das Prinzip ist es, wie bei Mercedes me, Zusatzdienste dem Fahrzeugeigner an die Hand zu geben. Es gibt die Vernetzung aus Smartphone und Fahrzeug jedoch nicht nur bei BMW, auch die Tochterfirma MINI bietet mit MINI Connected XL einen Dienst an. Dieser ist – im Gegensatz zu BMW Connected Drive und Mercedes me – sogar ohne jährliche Zusatzgebühr nutzbar, dafür laufen alle Daten über den eigenen Mobilfunktarif. Die einzige Voraussetzung ist, dass ein Radio mit Display oder Festeinbau-Navi im MINI verbaut sein muss. Hat man auf seinem iPhone oder Android-Telefon die kostenlose MINI Connected-App installiert, dann kann das Smartphone via Bluetooth mit dem Auto verbunden werden. Daraufhin kann man dann beispielsweise Navi-Ziele vom Smartphone an den MINI schicken oder den Kalender im Infotainment-Display bequem ansehen. Hierzu wird „later this year“ ein detaillierter Bericht folgen. Solltet Ihr also Fragen zum Dienst MINI Connected haben, schreibt mir bitte.
Zulieferer vernetzen Assistenzsysteme
Ich war auf dem Stand des baden-württembergischen Automobilzulieferers Bertrandt in Halle 5.1, Stand B20. Zu sehen war hier eine Demonstration verschiedener Felgendesigns. Hierzu wird die HoloLens verwendet. Dabei bekommt man diverse Felgen zu sehen und wie sich die Luftströme beim Bremsen verhalten – je nachdem, ob eine Variante windschnittiger ist oder größere Speichen hat. Letztendlich hat das Design Auswirkungen auf den Verbrauch.
Zudem entwickelt man derzeit IACC – sprich Intelligent Adaptive Cruise Control. Dabei wird der Abstandstempomat mit weiteren Daten gefüttert. So kann das System automatisch bei Regen oder Glatteis die Geschwindigkeit reduzieren. Bisher arbeiten Tempomat-Systeme immer gleich, egal, welche Wetterlage. Die Basis bilden Daten von Drittanbietern sowie eine Anbindung an die Cloud. Im Hintergrund laufen die Datenströme via Microsoft Cloud-Lösungen zusammen. Am Stand kann man das IACC in einem Fahrsimulator selbst ausprobieren.
Mit der Automotive Analytics and Development Platform können Fahrzeugdaten mittels Sensoren aufgezeichnet und dann in der Cloud weiterverarbeitet werden. Die ermittelten Daten werden über eine fest im Fahrzeug verbaute SIM-Karte an Microsoft Azure geschickt und in einer Azure-SQL-Datenbank abgespeichert. Mithilfe von Azure Stream-Analytics werden die Daten dann analysiert. Dabei greift man einerseits auf Algorithmen zurück und stellt die Ergebnisse in interaktiven Grafiken dar. Entwickler von einem Automobilhersteller können dann auf Grundlage dieser Daten, Ihre Systeme im Fahrzeug verbessern. Zusätzlich können – beispielsweise Behörden – durch die Analyse der Schwarmintelligenz Vorhersagen zum Straßenverschleiß machen. So könnte es eventuell sein, dass man nicht noch mehr Baustellen hat, weil mal wieder der Straßenbelag geflickt werden muss. Aber das ist noch Zukunftsmusik.
Auf jeden Fall zeigt die diesjährige IAA, dass das Rad in der Branche nicht stillsteht. Sei es nun bei Zusatzdienstleistungen für Festeinbau-Radio bzw. -Navisysteme oder quasi im Hintergrund mit Cloud-Lösungen.
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Über den Autor
Claus Ludewig
Ich bin mit Windows 98 aufgewachsen und habe seitdem jede Windows- und Office-Version genutzt. Zum Entspannen dient die Xbox. Neben der engen Verbundenheit zu Microsoft-Produkten, schaue ich auch gerne mal über den Tellerrand hinaus in die weite Welt. Ich interessiere mich für alles, was vier Räder hat. In diesem Sinne nehme ich Euch gerne zu einer Spritztour mit.