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Das Samsung Galaxy Book S im Test: So geht Windows on ARM

Das Samsung Galaxy Book S im Test: So geht Windows on ARM

Lange haben wir auf das Samsung Galaxy Book S mit Windows on ARM warten müssen, doch die Geduld hat sich ausgezahlt. Das Galaxy Book S zeigt, was mit dieser Plattform möglich ist. Es ist und bleibt ein Kompromiss, doch es könnte sich durchaus lohnen, ihn einzugehen.

Die Einleitung hat es bereits unmissverständlich verraten: Das Galaxy Book S hat mich überzeugt, und zwar noch mehr, als das beim Surface Pro X der Fall war. Warum das so ist, konnte ich mir zunächst selbst nicht erklären, denn so riesig sind die Unterschiede gar nicht.

Ich glaube, am Ende war es auch ein psychologischer Effekt. Dadurch, dass sich Samsung an den klassischen Laptop-Formfaktor gehalten hat, konnten sie besser demonstrieren, welche Freiheiten sich durch Windows on ARM beim Design ergeben. Das Galaxy Book S ist schlicht und einfach das schickste Laptop, welches ich bisher in den Fingern hatte.

Samsung Galaxy Book S Seitenansicht

Beginnen wir wie üblich mit dem Steckbrief, bevor wir einen allgemeinen Blick auf die Hardware werfen.

Technische Daten

  • Display: 13,3 Zoll, 1.920×1.080 Pixel, Multi-Touch
  • CPU: Qualcomm Snapdragon 8cx mit Adreno 680 GPU
  • 8 GB RAM
  • 256 GB SSD
  • WLAN 802.11a/​b/​g/​n/​ac/​ad
  • Bluetooth 5.0 LE
  • LTE (Nano SIM)
  • microSD Slot
  • Frontkamera mit 720p
  • Windows Hello über Fingerprint
  • Anschlüsse: 2xUSB-C, 3,5mm Audio
  • Abmessungen: 305,2 x 203,2 x 6,2 – 11,8
  • Gewicht: 961 Gramm
  • Betriebssystem: Windows 10 Home
  • Preis: 1.099 Euro
  • Farben: Mercury grey und Earthy gold

Samsung Galaxy Book S von oben

Hardware allgemein

Das Galaxy Book S wirkt zwar regelrecht zierlich, aber nicht zerbrechlich. Das Metallgehäuse macht sogar einen äußerst robusten Eindruck. Den einhändigen Aufklapp-Test besteht das Galaxy Book S gerade so nicht, dafür ist das Scharnier minimal zu schwergängig – oder das gesamte Gerät einfach zu leicht. Das FullHD-Display bietet eine erstklassige Bilddarstellung, von Samsung darf man das natürlich auch erwarten. Der Sound ist für das kleine Gehäuse ebenfalls überraschend kräftig.

Die Tastatur ist gewöhnungsbedürftig, denn sie hat einen recht kurzen Hub und verlangt einen vergleichsweise strammen Anschlag. In den ersten beiden Tagen, die ich das Galaxy Book S benutzt habe, hatte ich häufig mit fehlenden Buchstaben zu kämpfen, weil ich nicht fest genug gedrückt hatte. Letztlich gewöhnt man sich aber daran. Qualitativ gibt es an der Tastatur nichts auszusetzen.

Samsung Galaxy Book S Tastatur

Die Beurteilung der Empfangsqualität des integrierten LTE-Moduls in freier Wildbahn muss mangels Reiseaktivität entfallen, was allerdings nicht weiter stören soll. Die Zuverlässigkeit der Snapdragon-Plattform in diesem Bereich ist hinlänglich bekannt und es gibt keinen Grund, warum das Galaxy Book S hier eine Ausnahme bilden sollte.

Wie beinahe jedes Gerät hat auch das Samsung Galaxy Book S einen Schwachpunkt, für den es keine Erklärung gibt. Hier ist ist es die Tastaturbeleuchtung, denn die ist so schwach, dass sie selbst bei maximaler Helligkeit praktisch keine Wirkung hat, außerdem deaktiviert sie sich regelmäßig von selbst.

Performance und Akkulaufzeit

Ich fasse diese beiden Punkte zusammen, weil in ihrer Kombination sichtbar wird, dass Samsung die Idee hinter Windows on ARM besser umgesetzt hat als Microsoft.

An dieser Stelle böte sich eine hübsche Benchmark-Tabelle an, welche die Leistungswerte des Snapdragon 8cx mit denen des Microsoft SQ1 und einer typischen Intel-CPU vergleicht, aber das ist nicht mein Ding. Mich interessiert alleine die gefühlte Arbeitsgeschwindigkeit. (Schaut gerne bei Computerbase rein, die haben in ihrem Testbericht des Galaxy Book S diverse Benchmarks aufgeführt. Bei Golem gab es außerdem kürzlich einen Benchmark-Vergleich zwischen Snapdragon 8cx und Intel.)

Verglichen mit dem Microsoft SQ1 im Surface Pro X kann ich sagen, dass ich hinsichtlich der Leistung nicht den geringsten Unterschied bemerkt habe. Da es sich beim SQ1 nur um eine Variante des SD 8cx handelt, habe ich das von Anfang an für einen Marketing-Stunt gehalten und sehe ich mich nun bestätigt. Microsoft hat die theoretische Mehrleistung mit einer zu kurzen Akkulaufzeit bezahlt, was in Summe die schlechtere Lösung ergibt.

Dazu gleich mehr, lasst uns zunächst über die Arbeitsgeschwindigkeit sprechen. Am Softwareangebot hat sich seit dem Test des Surface Pro X nichts geändert. Es ist immer noch Windows on ARM, d.h. alle 32 Bit Programme werden emuliert, Universal Apps laufen nativ, auch Microsoft Office, Teams und der neue Edge Browser stehen als native Versionen für Windows on ARM zur Verfügung. Auf nicht-native 64 Bit Programme muss man weiterhin verzichten.

Zu den Programmen, die ich täglich und regelmäßig auf dem Galaxy Book S nutze, gehören:

  • Enpass Passwort Manager *
  • Excel
  • IrfanView *
  • Microsoft Edge
  • OneNote
  • Outlook
  • SnagIt 2020 *
  • Spotify *
  • Teams
  • Telegram *
  • To Do
  • Twitter
  • WhatsApp Desktop *
  • WinSCP *

Die mit einem Sternchen gekennzeichneten Programme laufen in der 32 Bit Emulation, bis auf zwei Ausnahmen klappt das auch sehr gut. Spotify benötigt sehr lange zum Starten (etwa 12 Sekunden), wenn es aber mal läuft, ist die Performance in Ordnung. Ähnlich verhält es sich bei SnagIt, auch hier dauert der Start länger (5 Sek.), allerdings nur beim ersten Mal. Bei weiteren Aufrufen ist der Editor sofort da.

Bei allen anderen emulierten Programmen gibt es keine spürbaren Performance-Nachteile, die nativen Apps machen ihren Job perfekt. Outlook startet auf dem Galaxy Book S beispielsweise sogar schneller als auf meinem Surface Laptop 2 mit Intel Core i5. Die Desktop-Version von Microsoft Teams hat einen großen Sprung nach vorne gemacht und läuft nun sehr viel flüssiger.

Samsung Galaxy Book S Frontansicht

Insgesamt ist die Leistung des Galaxy Book S absolut in Ordnung. Betrachtet man diesen Punkt isoliert, würde man im Zweifel allerdings dennoch auf ein klassisches x86-Laptop zurückgreifen. An diesem Punkt kommt nun die Akkulaufzeit ins Spiel.

“Bis zu 25 Stunden” verspricht Samsung für das Galaxy Book S. Das unterliegt der üblichen Übertreibung, dennoch würde ich bei typischem Office-Mix eine Laufzeit von 13-14 Stunden als durchaus realistisch ansehen. In diesem Punkt wird das Surface Pro X von Microsoft deutlich übertroffen, mit dem ich bei etwa 10 Stunden gelandet bin. Damit wird klar, was ich weiter oben gemeint habe: Microsoft hat den SQ1 auf Leistung optimiert, damit aber keinen entscheidenden Vorteil generiert, stattdessen aber mit weniger Laufzeit bezahlt. Hier hat Samsung ganz eindeutig den besseren Job gemacht.

Statt “14 Stunden” könnte man die Laufzeit des Galaxy Book S auch mit “egal” beschreiben. Es spielt keine Rolle, wie lange der Akku hält – geladen wird, wenn man gerade daran denkt. Für eine komplette Aufladung benötigt das Galaxy Book S mit dem mitgelieferten Netzteil rund zweieinhalb Stunden, eine halbstündige Ladung sorgt für etwa 30 Prozent Akku-Kapazität.

Ein weiterer Punkt, der mir aufgefallen ist: Das Surface Pro X hatte sich nach der Installation von Win32-Software über Nacht öfter mal komplett entladen, dieser Effekt tritt beim Galaxy Book S nicht auf (siehe dazu: Surface Pro X gegen Surface Laptop 3: Wer ist hier eigentlich “always on”?)

Fazit

Das Microsoft Surface Pro X bezeichnete ich im Herbst als “das Beste, was man derzeit aus Windows on ARM machen kann”. Nun setzt sich das Galaxy Book S an die Spitze. Es bietet die gefühlt gleiche Leistung bei deutlich längerer Akkulaufzeit, die Hardware ist noch ein wenig “sexyer” und der Preis im Vergleich zum Surface Pro X inklusive Type Cover rund 200 Euro günstiger.

Windows on ARM bleibt ein Kompromiss, mit dem Galaxy Book S kann es sich aber durchaus lohnen, ihn einzugehen. Wenn man mit den Einschränkungen bei der Software-Auswahl leben kann, bekommt man im Gegenzug ein superschickes und leichtes Laptop mit konstanter Konnektivität und überragender Akkulaufzeit.

Über den Autor

Martin Geuß

Martin Geuß

Ich bin Martin Geuß, und wie unschwer zu erkennen ist, fühle ich mich in der Windows-Welt zu Hause. Seit mehr als 17 Jahren lasse ich die Welt an dem teilhaben, was mir zu Windows und anderen Microsoft-Produkten durch den Kopf geht, und manchmal ist das sogar interessant. Das wichtigste Motto meiner Arbeit lautet: Von mir - für Euch!

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