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Die ersten Tage mit den Surface Earbuds: Licht und Schatten

Die ersten Tage mit den Surface Earbuds: Licht und Schatten

Seit Montag habe ich die neuen Surface Earbuds und sie sind seither täglich für mehrere Stunden in Gebrauch. Nachfolgend möchte ich meine ersten Eindrücke schildern, die – wie man der Überschrift entnehmen kann – durchwachsen sind. Aber der Reihe nach.

Auspacken

In der Verpackung finden wir die Surface Earbuds in der Aufbewahrungs- und Ladebox, in die sie übrigens nur korrekt eingelegt werden können. Ein verpolter Magnet sorgt dafür, dass einem der linke Earbud sofort wieder entgegen springt, wenn man ihn in die rechte Mulde zu legen versucht.

Lieferumfang der Surface Earbuds

Außerdem finden wir in dem kleinen Karton noch eine bebilderte Schnellstartanleitung, ein USB-C Ladekabel sowie die Aufsätze in den Größen S und L, werksseitig ist Größe M vormontiert.

Inbetriebnahme

Es empfiehlt sich, die Surface Audio App für Windows, Android oder iOS herunterzuladen. Mit dieser ist die Inbetriebnahme ein Kinderspiel und es gibt auch ein paar Video-Anleitungen. Jeder, der schon mal ein Bluetooth-Gerät in Betrieb genommen hat, bekommt das natürlich auch ohne Anleitung hin.

Das Auf- bzw. Einsetzen der Earbuds muss man ein wenig üben. Sie werden nämlich nicht in den Gehörgang gedrückt, wie das bei In-Ears ansonsten üblich ist, sondern sitzen im äußeren Teil der Ohrmuschel. Ich hab mal versucht, das irgendwie festzuhalten. Eine noch detaillierte Aufnahme meines Ohres fand ich dann irgendwie selbst unappetitlich.

Surface Earbuds im eingesetzten Zustand

Auf jeden Fall sollte man die mitgelieferten Aufsätze alle der Reihe nach durchtesten, um so die optimale Größe zu finden. Für mich wäre Größe M ok, mit Größe L sitzen sie allerdings stabiler, ohne dass es sich dadurch unangenehmer anfühlt.

Die eingangs erwähnte Surface Audio App ist auch deshalb unerlässlich, weil direkt ein Firmware Update zur Verfügung steht und man ein weiteres Update laden muss, um die Sprache der Benutzerführung auf Deutsch umzustellen.

Tragekomfort

Ich muss eine Sache vorweg schicken: In-Ear Kopfhörer sind nicht mein Ding Nicht, weil ich sie grundsätzlich nicht mag, sondern weil ich bislang noch keine In-Ears gefunden habe, die wirklich zuverlässig sitzen und dabei gleichzeitig auch über einen längeren Zeitraum angenehm zu tragen sind.

In diesem Punkt sind die Surface Earbuds für mich eine Sensation: Man spürt sie kaum, auch nicht, wenn sie über einen längeren Zeitraum getragen werden. Ich hatte sie am Dienstag über sechs Stunden in den Ohren und spürte keinerlei Unbehagen oder Druckschmerz.

Gleichzeitig halten sie wirklich bombenfest – und ich habe wirklich intensiv versucht, sie los zu werden:

Was mein grundsätzliches Problem mit In-Ears angeht, könnte die Geschichte an dieser Stelle mit einem Happy End zu Ende sein.

Surface Earbuds

Sound- und Sprachqualität

Aus oben genannten Gründen bin ich grundsätzlich disqualifiziert, die Soundqualität der Surface Earbuds einzuschätzen. Ich müsste sie ja mit mindestens einem Konkurenzprodukt vergleichen können, um einen objektiven Anhaltspunkt zu haben.

So bleibt mir nur festzustellen: Ich finde den Klang in Ordnung, man sollte aber unbedingt die Surface Audio App und den darin enthaltenen Equalizer benutzen, um das Klangbild an den eigenen Geschmack anzupassen. In der Flat-Einstellung des Equalizer kommt der Ton in der Tat “flach” daher und es fehlt sowohl an Höhen als auch an Bässen.

Dafür, dass die Earbuds mehr auf als in den Ohren sitzen, ist der Klang insgesamt sehr satt. Wenn ich statt der Aufsätze in Größe L die Größe S nehme, kann ich mir die Earbuds auch wie sonst üblich in den Gehörgang schrauben, dann wird der Klang nochmals voller, allerdings ist dann der Langzeit-Tragekomfort dahin, nach einer halben Stunde bekam ich Druckschmerzen.

Ein paar Anrufe habe ich mit den Earbuds ebenfalls schon getätigt und ich habe mein Gegenüber auch gefragt, wie ich klinge. “Ganz normal” war die Antwort.

Die Surface Earbuds haben kein Noise Cancelling. Die Mikofone haben eine Funktion mit dem Namen “Noise Reduction”, die Hintergrundgeräusche ausfiltert und so dafür sorgten soll, dass beim Gegenüber nur das eigene gesprochene Wort ankommt.

Gestensteuerung

Das Design der Surface Earbuds war bereits reichlich Gegenstand von Kritik und Lästereien. Hier gilt “Form follows Function”. Die Earbuds verfügen über eine Gestensteuerung, also benötigt man zwangsläufig auch eine Fläche, über die man wischen kann.

Diese Gestensteuerung soll man später auch verwenden können, um beispielsweise in einer PowerPoint-Präsentation durch die Folien zu blättern, so braucht man keinen Klicker mehr und hat die Hände frei. Diese Funktion ist aber aktuell noch nicht verfügbar. (Nachtrag: Ist sie doch, aber mein PC hat offenbar Probleme mit der dafür notwendigen Bluetooth LE Kopplung.)

Am rechten Earbud regelt man die Lautstärke, indem man nach oben oder unten wischt, am linken Earbud wischt man nach vorne oder hinten, um zum nächsten oder vorherigen Musikstück zu springen. Mit einem Doppeltipp (links oder rechts) kann man die Wiedergabe pausieren und fortsetzen, durch Tippen und Halten wird der digitale Assistent aufgerufen.

Surface Earbuds Gestensteuerung

Die Gestensteuerung erfordert Übung und bis jetzt bin ich noch nicht damit warm geworden. Oft wird einfach gar keine Geste erkannt, wenn man nicht die volle Fläche dafür nutzt oder nur die Fingerspitze verwendet. Das führt bei mir aktuell häufig noch dazu, dass ich am Rand hängen bleibe. Wenn man sich dann auch noch etwas zu schnell bewegt, holt man sich das Ding aus dem Ohr, statt die gewünschte Funktion auszuführen.

Die Bewegungen müssen außerdem sehr akkurat ausgeführt werden. Wenn ein Earbud also nur ein kleines bisschen verrutscht oder er aufgrund der Anatomie nicht genau so sitzt, wie vom Hersteller vorgesehen, dann wird die Geste einfach nicht mehr erkannt. Da es keine diagnoale Wischgeste gibt, wäre hier durchaus ein wenig Toleranz bei der Erkennung angebracht. Vielleicht kann das per Firmware Update später noch nachjustiert werden.

Für den Moment würde ich die Gestensteuerung noch als Gimmick bewerten, keinesfalls aber als Kaufargument. Da ist noch reichlich Luft nach oben.

Die Surface Earbuds lösen mein Problem nicht

Der folgende Punkt hat nicht nur etwas mit dem Produkt zu tun, daher habe ich zuerst überlegt, ihn in einen eigenen Artikel auszulagern. Wie ihr sehen könnt, habe ich es doch nicht getan.

Ich wollte die Surface Earbuds benutzen, um am Schreibtisch sitzend Musik zu hören und gleichzeitig Anrufe annehmen und tätigen zu können. Das scheitert im ersten Moment daran, dass die Earbuds kein Multipoint Bluetooth beherrschen. Sie können sich also nicht gleichzeitig mit meinem Smartphone und meinem PC verbinden, wie das beispielsweise die Surface Headphones tun. Ich hatte das leider als selbstverständlich vorausgesetzt, und so hat mich meine fehlende Erfahrung mit In-Ears eingeholt. Es gibt nämlich aktuell keine In-Ears, die das können (korrigiert mich, wenn ich falsch liege). Offenbar ist das technisch noch nicht realisierbar.

Aber hey, wozu gibt es denn die App “Ihr Smartphone” für den PC, mit der man die Smartphone-Telefonie auch vom PC steuern kann. Also einfach Smartphone und Earbuds mit dem PC koppeln und glücklich sein, richtig? Nein, leider falsch, denn diese “doppelte Bluetooth-Verbindung” funktioniert nicht. Wenn der Anruf über die PC-Lautsprecher läuft, ist alles ok, aber sobald man die Earbuds aktiviert, geht die Audio-Verbindung vom Telefon zum PC verloren und der Ton kommt aus dem internen Smartphone-Lautsprecher. Mission impossible. Ich habe es mit meinem PC, dem Honor MagicBook und dem Surface Go 2 getestet, es ist überall gleich, es handelt sich also offenbar um eine grundsätzliche Bluetooth-Beschränkung, dass man den Ton nicht von einem Bluetooth-Gerät empfangen und an ein zweites Bluetooth-Gerät weitergeben kann.

Abgesehen von der fehlenden Multipoint-Unterstützung trifft die Surface Earbuds an diesem Dilemma keine Schuld, dennoch sind sie damit für genau den Zweck ungeeignet, für den ich sie eigentlich haben wollte. Sollte jemand einen Tipp für mich haben, wie das gelöst werden kann, bitte melden.

Über den Autor

Martin Geuß

Martin Geuß

Ich bin Martin Geuß, und wie unschwer zu erkennen ist, fühle ich mich in der Windows-Welt zu Hause. Seit mehr als 17 Jahren lasse ich die Welt an dem teilhaben, was mir zu Windows und anderen Microsoft-Produkten durch den Kopf geht, und manchmal ist das sogar interessant. Das wichtigste Motto meiner Arbeit lautet: Von mir - für Euch!

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