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Endlich offiziell: Microsoft hakt Cortana ab

Endlich offiziell: Microsoft hakt Cortana ab

Es hat lange gedauert, aber nun hat Microsoft-Chef Satya Nadella endlich ausgesprochen, was schon lange Realität ist: Microsoft hat den Markt der digitalen Assistenten verpasst, Cortana ist gegenüber Google Assistant und Amazon Alexa nicht konkurrenzfähig.

Wer hier regelmäßig und schon länger liest, der kennt meine Haltung dazu. Schon vor rund zwei Jahren, als der Hype um Alexa gerade erst so richtig begann, schrieb ich: Cortana: Das Windows Phone unter den digitalen Assistenten? In dem Beitrag zeigte ich auf, wie Microsoft den Smartphone-Boom verpasst hat und wie sich abzeichnet, dass sich die Geschichte bei den digitalen Assistenten wiederholen wird. Ich weiß, man mag es als Leser nicht, wenn ein Autor die Hosenträger schnalzen lässt, und ich weiß selbst, dass ich mit meinem Prognosen auch oft genug daneben liege, in diesem Fall aber bleibt mir nur die Feststellung: Genau so ist es gekommen.

Als Microsoft aus dem Smartphone-Business ausgestiegen ist, kündigten sie an, sie wollen bei der „nächsten großen Welle“ mit dabei sein. Diese nächste Welle ist das „Ambient Computing“, zu dem auch digitale Sprachassistenten gehören. Und Microsoft hat sie verpasst, zumindest mit einem eigenen Produkt. Es gibt Firmen, da würde der CEO nach einem solchen Fehlschlag in Frage gestellt werden, allerdings hat Nadella Microsoft insgesamt zu erfolgreich gemacht, als dass man ihm daraus einen Strick drehen könnte.

Eine persönliche Niederlage ist es für ihn aber dennoch. Er führt seit mehr als einem Jahr ein verbales Rückzugsgefecht rund um Cortana, darum schafft er es auch jetzt noch nicht, sie für komplett gescheitert zu erklären. Stattdessen sieht er Cortana künftig als Skill von Alexa und träumt sogar davon, dass Google Cortana integrieren könnte, sodass Cortana eben kein eigenständiges Produkt, sondern ein überall verfügbarer Service ist.

Wenn wir die Parallele zu Windows Phone ziehen, dann sind wir jetzt an dem Punkt, an dem Microsoft damals die Windows Phones als perfekte Business-Lösung angepriesen hat. Mal sehen, ob Cortana im nächsten Schritt nun ebenfalls komplett verschwindet und ob ihr wenigstens ein langes Siechtum erspart bleibt.

Im Frühjahrs-Update für Windows 10 wird Microsoft die Suche und Cortana voneinander trennen. Ich hatte ja bereits die Vermutung geäußert, dass es sich dabei um eine vorbereitende Maßnahme handelt, um Cortana schließlich vollständig durch einen anderen digitalen Assistenten zu ersetzen. Nun bin ich bereit, Wetten darauf anzunehmen, dass es genau so kommen wird.

Nach wie vor bin ich der Meinung, dass es unter dem Strich für Windows eine gute Sache ist. Ich habe seit ein paar Tagen einen Echo Show im Einsatz. Das Ding macht wirklich Spaß, aber ich hab schon ein paar Mal gedacht: Wenn das Teil jetzt noch ein Windows-PC wäre, könnte man noch viel mehr damit anstellen. Ich glaube, selbst Amazon sieht das so.

Über den Autor

Martin Geuß

Martin Geuß

Ich bin Martin Geuß, und wie unschwer zu erkennen ist, fühle ich mich in der Windows-Welt zu Hause. Seit mehr als 17 Jahren lasse ich die Welt an dem teilhaben, was mir zu Windows und anderen Microsoft-Produkten durch den Kopf geht, und manchmal ist das sogar interessant. Das wichtigste Motto meiner Arbeit lautet: Von mir - für Euch!

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