Erben von digitalen Gütern: Was passiert mit Microsoft-Konten und Windows-Lizenzen nach dem Tod?
Ob Testament oder gesetzliche Erbfolge: Das Erbrecht bietet uns exakte Bestimmungen rund um die Erbschaft von Geld, Gütern und Immobilien. Doch wie vererbt oder erbt man digitale Güter? Ist das möglich und wenn ja, wie müssen Sie die Nachlassregelung der digitalen Werte umsetzen? Dieser Beitrag bietet Ihnen wichtige Informationen rund um ein Thema, das nicht selten vernachlässigt wird.
Digitale Werte: Was macht die Nachlassplanung wichtig?
Noch vor einigen Jahrzehnten gab es das Thema der Erbschaft von digital gestützten Gütern kaum. Eher die Entscheider aus den Unternehmen waren es, die die Werte der jeweiligen Lizenzen, Konten und Daten hoch einschätzten und aus diesem Grund auch dieses Gut als Gegenstand einer Erbschaft verwirklichten. Doch gerade private Nutzer*innen vernachlässigen es – auch heute – digitale Güter in die Nachlassplanung aufzunehmen. Doch das hat hohe Bedeutung, weil die Digitalisierung zunimmt.
„Was genau passiert mit meinen Microsoft-Konten, meiner Windows-Lizenz oder meinen Cloud-Daten, wenn ich versterbe?“ – Diese Frage ist mehr als berechtigt, denn viele Nutzer*innen nutzen täglich solche digitalen Güter, die rund um die eigene Lebensplanung einen hohen Wert aufweisen. Um es klar zu sagen: Solche digital erstellten und verfügbaren Vermögenswerte sind eventuell nicht mehr verfügbar, wenn der Erbfall eintritt und keine Vorkehrungen getroffen wurden.
Microsoft-Konten und Windows-Lizenzen: nach dem Tod noch verfügbar?
Microsoft
Wenn Sie die Produkte der Microsoft-Konten nutzen, setzen Sie etwa Outlook als Mailprogramm ein oder OneDrive als Speicherlösung. Sie sollten jedoch wissen, dass durch Microsoft Ihren Erben kein direkter Zugriff gewährt wird, wenn diese die Konten prüfen und nutzen möchten. Während Ihnen andere Programme oder Plattformen die Möglichkeit bieten, dass Sie einen Nachlasskontakt ins System einpflegen dürfen, ermöglicht Microsoft das nicht. Prüfen Sie jedoch, ob der Microsoft „Inactive Account Manager“ nutzbar ist.
Aus Gründen des Datenschutzes müssen Angehörige der verstorbenen User die Kopie der Sterbeurkunde, die Kopie eines Ausweisdokuments ( Personalausweis oder Reisepasses der verstorbenen Person) und die Kopie des Erbscheins schicken. Auch die Ausweiskopie des Anforderers ist erforderlich.
Windows
Auch rund um die genutzten Windows-Lizenzen herrscht nicht selten Unsicherheit. Grundsätzlich gilt, dass die Windows-Lizenzen und der User oder ein Gerät verknüpft sind. Ob diese Bindung rund um die Erbschaft gilt, hängt von der Art der genutzten Lizenz ab. Wir unterscheiden die OEM-Lizenzen und die Retail-Lizenzen.
OEM steht für Original Equipment Manufacturer. Solche Lizenzen sind Teil der Erstausrüstung eines Geräts. Sie kaufen also einen PC und nutzen das aufgespielte Betriebssystem. Kaufen Sie jedoch als Privatperson die Windows-Lizenz, um einen Computer oder ein Endgerät auszustatten, ist dies die Retail-Lizenz, die man durch den Handel erwirbt. Die OEM-Lizenz und das Gerät sind verbunden. Deswegen gilt: Wer den PC oder Laptop erbt, erbt natürlich auch die Lizenz des eingesetzten Betriebssystems.
Warum der digitale Nachlass geregelt werden sollte
Es ist ratsam, rund um den eventuell eintretenden Erbfall auch vorzusorgen, was den digital vererbbaren Wert angeht. Das liegt vor allem daran, dass diese Art der Nachlassregelung rechtliche Grauzonen aufweist, die im geltenden Recht nicht vollständig geklärt sind. Doch auch außerhalb dieser unzureichend interpretierten Zonen existieren gute Gründe, dass Sie frühzeitig regeln sollte, wie man den Nachlass rund um die eigenen digitalen Gütern umsetzen soll.
Besondere Bedeutung hat die Privatsphäre und die Sicherheit der gespeicherten Daten. Sie sind es, die entscheiden, ob eventuell Angehörige, Geschäftspartner oder Freunde durch einen Zugang diese Daten nutzen dürfen. Oder, um es anders auszudrücken: Ohne klare Regelungen sind persönliche Daten, die eventuell per Einsatz eines Cloud-Dienstes gespeichert sind, unzugänglich.
Erbstreitigkeiten sind keine Seltenheit. Auch rund um das digital nutzbare Gut. Klare Regelungen, die Sie treffen, dienen der Vermeidung von Konflikten – und sind denen, die diese Güter nutzen sollten, gute Unterstützung, um dieses Recht auch durchzusetzen.
Rechtliche Aspekte der Vererbung digitaler Güter
Die AGBs von Microsoft regeln den Erbfall und die Nutzung des Accounts durch Angehörige explizit: „Kunden in Deutschland können sich an den Microsoft-Kundensupport wenden, um Zugriff auf das Konto zu erhalten. Kunden müssen einen Nachweis der Rechtsnachfolge sowie die folgenden Dokumente bereitstellen.“ Die Unterlagen, die Microsoft verlangt, sind Sterbeurkunde, Ausweis, Erbschein oder Vollmacht sowie den eigenen Ausweis.
Das deutsche Erbrecht prüft, ob die Erbschaft per Testament oder durch das Instrument der gesetzlichen Erbfolge abgewickelt wird. Auch das Erbrecht nutzt den Erbschein als wichtiges Dokument. Dennoch ist es vom Nachlassgericht kaum feststellbar, ob Software-Lizenzen vorhanden sind. Und auch wenn per Gesetz die Erbschaft geregelt ist, müssen die Berechtigten dennoch die Abwicklung nach den AGB von Microsoft durchlaufen.
Die Kanzlei CDR-Legal erklärt dazu: „Es ist von großer Bedeutung, dass digitale Nachlässe klar geregelt werden, um rechtliche Hürden für die Erben zu vermeiden. Gerade Software-Lizenzen oder Cloud-Daten sind oft ein rechtliches Graufeld, das frühzeitig geklärt werden sollte.”
Grundsätzlich gilt natürlich, dass Sie ohne explizite Regelung nicht die Sicherheit haben, dass Ihre Daten und Lizenzen diejenigen nutzen, die sie auch nutzen sollten. Durch den Einsatz eines Testament oder einer Vollmacht steuern Sie nach Bedarf, wie das digital erstellte Gut – etwa einer Windows-Lizenzen oder der Cloud-Daten umgesetzt wird. Deponieren Sie diese Bestimmungen und die Passwörter gut – etwa unter Nutzung der Dienste des Anwalts oder des Notars.
Praktische Tipps: So regeln Sie Ihren digitalen Nachlass
Der solide Start Ihrer individuell erstellten Regelungen ist die lückenlose Auflistung der Accounts, Software-Lizenzen und anderer digital gespeichterer Daten, die etwa per OneDrive, Outlook, Windows-Lizenzen verfügbar sind. Diese Werte sind erst nach Nutzen der jeweiligen Zugangsdaten nutzbar, sodass Sie durch den Einsatz eines Passwort-Manager die geordnete und sichere Verwaltung der Zugangsdaten umsetzen. Per Testament verfügen Sie das Nutzungsrecht und ob dies durch gewisse Richtlinien geregelt ist.
Nachlass digital gestützte Werte – durch gute Vorsorge
Auch wenn moderne User*innen heute rund um die Nutzung von Softwareprodukten echte Profis sind, herrscht rund um den Nachlass Unsicherheit. Wir raten, dass Sie rechtzeitig Regelungen treffen, was mit Ihren digitalen Gütern geschehen soll, um Ihren Erben unnötige Hürden zu ersparen. Besonders dann, wenn das digital aufgestellte Vermächtnis umfassend oder hochwertig ist oder wenn Sie von Streitigkeiten um die Erbschaft ausgehen, bietet der Anwalt oder Notar die passende Expertise und Unterstützung.
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