EU-Kommission leitet Antitrust-Verfahren gegen Microsoft wegen Teams ein
Nun ist offiziell, worüber seit Monaten spekuliert wurde: Die EU-Kommission hat ein offizielles Ermittlungsverfahren gegen Microsoft wegen potenziell wettbewerbsschädigendem Verhalten eingeleitet. Es geht um die Bündelung von Microsoft Teams mit Microsoft 365.
Berichte, dass ein solches Verfahren wohl nicht mehr abzuwenden sei, hatte es in den vergangenen Wochen mehrfach gegeben. Obwohl Microsoft das Gespräch suchte und die Kartellwächter zu überzeugen versuchte, kommt es jetzt zu einem Antitrust–Verfahren.
In der Pressemitteilung der EU von heute heißt es:
Microsoft integriert Teams in seine gut etablierten Cloud-basierten Produktivitätssuiten für Geschäftskunden Office 365 und Microsoft 365. Die Kommission befürchtet, dass Microsoft seine Marktposition im Bereich Produktivitätssoftware missbrauchen und verteidigen könnte, indem es den Wettbewerb im Europäischen Wirtschaftsraum (im Folgenden “EWR”) für Kommunikations- und Kollaborationsprodukte einschränkt.
Insbesondere befürchtet die Kommission, dass Microsoft Teams einen Vertriebsvorteil verschaffen könnte, indem es den Kunden nicht die Wahl lässt, ob sie den Zugang zu diesem Produkt in das Abonnement ihrer Produktivitätssuiten einbeziehen oder nicht, und dass es die Interoperabilität zwischen seinen Produktivitätssuiten und konkurrierenden Angeboten eingeschränkt haben könnte.
Diese Praktiken können eine wettbewerbswidrige Kopplung oder Bündelung darstellen und Anbieter anderer Kommunikations- und Kooperationsinstrumente zum Nachteil von Kunden im Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) am Wettbewerb hindern.
Weiter heißt es, die Einleitung dieses Verfahrens sei keine Vorverurteilung. Wie es nun weitergeht, ist erst einmal völlig offen. Ganz sicher wird sich Microsoft verteidigen und die Argumente zu entkräften versuchen. Die bisher angebotenen Zugeständnisse scheinen nicht ausgereicht zu haben, dennoch ist weiterhin denkbar, dass es zu einem Kompromiss kommt und die EU das Verfahren wieder einstellt. Bei einem “Schuldspruch” drohen Microsoft hohe Geldstrafen und möglicherweise eine zwangsweise Entbündelung von Teams. Die Dimension dieses Verfahrens dürfte noch größer sein als die berühmt-berüchtigte “Browserauswahl”.
Thema:
- Microsoft Teams
Über den Autor
Martin Geuß
Ich bin Martin Geuß, und wie unschwer zu erkennen ist, fühle ich mich in der Windows-Welt zu Hause. Seit mehr als 17 Jahren lasse ich die Welt an dem teilhaben, was mir zu Windows und anderen Microsoft-Produkten durch den Kopf geht, und manchmal ist das sogar interessant. Das wichtigste Motto meiner Arbeit lautet: Von mir - für Euch!