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Ex-Mozilla Mitarbeiter kritisiert Google – und zeigt, worauf sich Microsoft gefasst machen darf

Ex-Mozilla Mitarbeiter kritisiert Google - und zeigt, worauf sich Microsoft gefasst machen darf

Der frühere Mozilla-Mitarbeiter Jonathan Nightingale hat sich auf Twitter ein wenig über Google ausgelassen – um es ganz diplomatisch zu formulieren. Seine Erfahrungen zeichnen uns ein klares Bild von dem, worauf sich Microsoft gefasst machen darf, sollte der auf Chromium basierende Edge tatsächlich ein Erfolg werden.

Nightingale schreibt, als er 2007 bei Mozilla angefangen habe, hätte es Chrome noch nicht gegeben, und die meisten Google-Leute, mit denen er es zu tun hatte, seien Firefox-Fans gewesen.

Selbst als Google seinen eigenen Chrome-Browser auf den Markt gebracht hatte, war die Zusammenarbeit mit den Google-Entwicklern immer noch hervorragend, denn die Browser-Entwickler fühlten sich ja untereinander kollegial verbunden.

Gleichzeitig begannen sich aber kleine “Unfälle” zu häufen. Seiten wurden als inkompatibel zu Firefox ausgewiesen, die Google-Suche nach Firefox führte zu Google-Produkten, bestimmte Google-Dienste wie Gmail oder Google Docs hatten mit Firefox kleinere Performance- und Kompatibilitäts-Probleme.

Wenn Mozilla bei Google diesbezüglich intervenierte, hieß es “Ups! Wir bringen das in Ordnung”. Mit jedem “Ups”, so Nightingale weiter, habe Firefox User verloren, und er wirft Google mehr oder weniger direkt vor, diese “Sabotage” gegenüber Firefox sei Teil der Strategie gewesen, um Chrome zu dominanten Web-Browser zu machen.

Als Microsoft angekündigt hat, seinen Edge-Browser künftig auf Chromium basieren zu lassen, hielten das Viele unter genau diesem Gesichtspunkt für einen klugen Schachzug. Wenn beide Browser das selbe Fundament haben, kann Google solche Spielchen nicht mehr spielen, richtig?

Falsch. In der Tat kann Google nun keine Dinge mehr in Chromium integrieren, von denen sie exklusiv profitieren (konnten sie auch vorher schon nicht, denn Edge ist ja nicht der erste Browser, der auf Chromium setzt). Was mit Chrome funktioniert, funktioniert grundsätzlich auch mit Edge.

Allerdings ist Google ja nicht nur bei den Browsern, sondern auch bei verschiedenen Diensten die Nummer 1. Man sucht nicht im Internet, man googelt. YouTube ist die populärste Video-Plattform der Welt, Gmail der meistgenutzte E-Mail Dienst.

Google hat also nach wie vor zahlreiche Möglichkeiten dafür zu sorgen, dass ihre hauseigenen, dominierenden Dienste auch nur mit dem hauseigenen Browser optimal funktionieren. Glaube ich, dass Google zu diesem Zweck jede technische Todsünde zu begehen bereit ist? Oh ja, darauf würde ich meine gesamte Existenz verwetten.

Sollte Microsoft mit dem Chromium-Edge tatsächlich ernstzunehmende Erfolge haben, wird Google garantiert nicht tatenlos zusehen. Sie werden vor keinem fiesen Trick zurück schrecken, um ihre Vormachtstellung zu verteidigen (wie das jedes andere Unternehmen ebenfalls tun würde). Und das wird nicht so sein, dass es offensichtlich ist, es wird einfach nur so ablaufen, dass die populären Google-Dienste mit Chrome ein bisschen besser funktionieren und mit anderen Browsern ein bisschen schlechter, so wie Nightingale das in seinem Twitter-Thread prima beschrieben hat.

Natürlich kann Microsoft herausfinden, wenn da getrickst wurde, und das in Edge entsprechend nachbauen, aber sie können immer nur hinterher laufen. Google muss nur eine Sache schaffen: Sie müssen den Gedanken in den Köpfen der User verankern, dass Chrome halt irgendwie doch geschmeidiger läuft. Dafür haben sie alle Mittel, und die werden sie auch einsetzen.

Über den Autor

Martin Geuß

Martin Geuß

Ich bin Martin Geuß, und wie unschwer zu erkennen ist, fühle ich mich in der Windows-Welt zu Hause. Seit mehr als 17 Jahren lasse ich die Welt an dem teilhaben, was mir zu Windows und anderen Microsoft-Produkten durch den Kopf geht, und manchmal ist das sogar interessant. Das wichtigste Motto meiner Arbeit lautet: Von mir - für Euch!

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