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Gadgetcheck: SuperBase Pro – Die Powerstation für den Blackout?

Gadgetcheck: SuperBase Pro - Die Powerstation für den Blackout?

Über die aktuelle politisch schwierige Situation muss ich nicht viel erzählen. Doch als ich letztens dienstlich eingebunden wurde, einen 72h-Notfallplan für den Betrieb der IT-Infrastruktur zu entwerfen, wurde alles deutlich realer, als es sich in den Nachrichten dieser Tage anhört. Passend dazu bringen mehr und mehr Hersteller nicht nur klassische USVs mit Blei-Säure-Batterien für 19″ Serverschränke oder für den Betrieb von Serverinfrastruktur auf den Markt, sondern auch übergroße Powerbanks, die nicht nur für das zwei- bis dreimalige Aufladen von Smartphone und/oder Laptop ausreichen.

Zendure hat mir seine aktuelle Powerstation SuperBase Pro 2000 und ein dazu passendes Solarpanel als Zubehör für einen Test zur Verfügung gestellt. Zendure ist ein Unternehmen mit Sitz in den USA und China, welches sich auf die Fahne geschrieben hat, die Energieversorgung für jedermann an jedem Ort zu sichern. Das Ganze wird durch Nachhaltigkeitsgrundsätze sowohl für Produktion und Recycling als auch für den Support ergänzt, die gerade in dem Bereich nicht selbstverständlich sind.

Bei der SuperBase Pro handelt es sich dabei um eine Art Powerbank, die in der Variante 2000 mit einem 2kWh großen Akku mit klassischen NMC-Zellen und in der Variante 1500 mit einem Akku der neueren und robusteren LFP-Technologie bestückt ist, die allerdings sowohl gravimetrisch als auch volumetrisch unterlegen ist. Die Portabilität einer klassischen Powerbank ist aufgrund des Formfaktors von 45 x 28 x 35 cm und des Gewichtes von 21,2 bzw. 21,8 kg zwar nicht gegeben, aber dennoch hat Zendure dieses Problem bedacht, sodass die Station einen Tragegriff an der Oberseite und einen Teleskopgriff inkl. Rollen besitzt, wodurch sie wie ein Rollkoffer transportiert werden kann.

Weitere technische Informationen lesen sich wie folgt:

  • AC-Eingangsleistung: 1.800W
  • DC-Eingangsleistung: 600W
  • 4x EU-Steckdose mit 220-240V und 2.000W Max
  • 1x Autosteckdose mit 13,6V und 10A Max
  • 3x DC5521 mit 13,6V und 10A Max
  • 2x USB C mit je 100W Max
  • 2x USB C mit insgesamt 20W Max
  • 3.000W Maximale Ausgangsleistung
  • 80% Aufladung in 1h
  • App-Steuerung
  • Eingebaute 4G-Verbindung
  • USV-Modus

Liest sich in meinen Augen alles sehr gut, doch wie sieht es in der Praxis aus?

Das Unboxing

Zendure SuperBase Pro Verpackungsinhalt
In dem doch recht großen und vor allem über 21kg schweren Karton befindet sich zunächst einmal die SuperBase Pro an sich. Ein gut verarbeitetes Stück Technik, was natürlich aufgrund der schieren Menge an verbauten Akkus zum aktuellen Zeitpunkt nicht leichter sein kann. Ecken und Kanten stehen nirgendwo hervor und es klappert und wackelt auch nichts.

Beigelegt ist eine Kurzanleitung und ein kleines Zubehörtäschchen. Darin enthalten ist ein klassisches Kaltgerätekabel zum Laden der SuperBase, ein MC4 auf XT60 Kabel für die Verbindung der Solarpanel per Gleichstrom, ein MC4 auf Kaltgerätestecker-Kabel, mit dem die Solarpanel an den AC-Eingang angeschlossen werden können, und ein USB C auf USB A-Adapter.

Die Inbetriebnahme der SuperBase war kinderleicht. Eingeschaltet über den Powerknopf und schon ist das Gerät betriebsbereit. Geliefert wurde es mit einem Akkustand von 100%, was man auch als Kritikpunkt sehen kann, denn gerade Extrembereiche der Ladung schaden der Langlebigkeit von heutigen Akkus. USB-Geräte können umgehend angeschlossen werden, für das Anschließen von Geräten per Schuko-Steckdose muss zunächst der Wechselrichter eingeschaltet werden. Dies geschieht per Druck auf die AC-Taste an der Vorderseite der SuperBase Pro.

Zendure SuperBase Pro

Die App-Einrichtung und Anbindung an das eigene WLAN ist ebenso einfach wie bei den meisten IoT-Geräten. Man verbindet sich mit dem WLAN des Gerätes, gibt die Zugangsdaten eigenen WLANs ein und schon verbindet es sich. In diesem Fall musste ich allerdings mein 5GHz WLAN kurz deaktivieren, um eine Verbindung herstellen zu können, da nur 2,4 GHz WLAN unterstützt wird und bei mir beide Frequenzen auf der selben SSID laufen. Ist das WLAN nicht verfügbar, können alle Einstellungen und  das Monitoring nach der Verbindung zur App auch per 4G vorgenommen werden, da die SuperBase Pro ein eigenes 4G-Modul hat. Die Verbindung ist für ein Jahr nach Aktivierung kostenlos dabei. Über anschließende Kosten konnte ich noch keine Informationen finden.

Zendure SuperBase Pro von hinten

Zendure SuperBase Pro Anschlüsse

Auf der linken Seite der SuperBase Pro befinden sich vier Haushaltssteckdosen und eine Autosteckdose. Auf der rechten Seite befinden sich die Eingänge zum Laden der SuperBase per DC und per AC.

Testweise habe ich an der SuperBase einen Haartrockner (1,8kW) und einen Wasserkocher (2kW) nacheinander betrieben und beide Geräte funktionierten tadellos. Dass der verbaute Wechselrichter dabei unter starker Last steht, war eindeutig an dem dann doch recht lauten Lüfter festzustellen, doch im Betrieb gab es hierdurch keinerlei Einschränkungen.

Durch eine “AmpUp” genannte Technologie können Geräte, die einen erhöhten Anlaufstrom von beispielsweise 3kW benötigen, ebenfalls betrieben werden. Hierbei wird der Strom erhöht und die Spannung gesenkt, sodass am Ende zwar nur 2kW Leistung entnommen werden, aber das Gerät sauber anlaufen kann.

Wird die SuperBase gleichzeitig per AC an eine Steckdose angeschlossen und Geräte an ihr betrieben, schaltet sie in den USV-Modus. Hierbei wird der Akku zunächst aus dem Netz voll aufgeladen und dann der Netzstrom verwendet, um die Geräte zu betreiben. Sollte es netzseitig zu einem Stromausfall kommen, springt die SuperBase sofort ein und betreibt die angeschlossenen Geräte sofort per Akku weiter. Gerade für Geräte, die besser nicht einfach vom Netz getrennt werden, wie beispielsweise ein NAS oder ein Heimserver, eine absolut praktische Lösung.

Auf dem Display der SuperBase kann zu jeder Zeit abgelesen werden, wie hoch der Ladestand ist und wie viel Leistung ein- und ausgeht. Auch die Restlaufzeit bei gleicher Leistung und die Dauer bis zum vollständigen Aufladen können vom Display abgelesen werden. Dies ist beides ebenfalls mit der App möglich. Hierbei wird differenziert zwischen ein- und ausgehender Leistung und zwischen AC und DC. In der App kann darüber hinaus auch der maximale Ladestand für den Akku definiert werden, sodass beispielsweise für die Langlebigkeit der Akku nur bis auf 80% geladen wird. Auch ist es möglich, über die App einen Energiemonitor zu betrachten und so geladenen und entnommenen Strom zu analysieren.

Als optionales Zubehör können 200 Wp Solarpanels an die SuperBase angeschlossen werden. Über den DC-Anschluss sind dabei bis zu drei Panels und über das beigelegte MC4 auf Kaltgeräte-Kabel und den verbauten Gleichrichter sogar bis zu acht Panels gleichzeitig möglich.

Zendure SuperBase Pro Solarpanel
In der Sonne im späten Oktober habe ich auf meiner Terrasse noch eine Peakleistung von etwa 120W in die SuperBase laden können. Im Sommer sind da bestimmt auch die 200W Peakleistung der Panel möglich.

Fazit

Die SuperBase Pro von Zendure ist in meinen Augen ein geniales Gerät für verschiedene Einsatzzwecke: Wer häufig in den Campingurlaub oder auf Festivals fährt, hat häufig ein kleines benzinbetriebenes Notstromaggregat dabei, um zumindest einen kleinen Kühlschrank oder eine Kühlbox zu kühlen und ein bisschen Musik abspielen zu können. Das ist nicht nur schlecht für die Umwelt, sondern ist auch noch teuer und erzeugt jede Menge Lärm. Die SuperBase könnte hier einen adäquaten Ersatz bieten und kann dabei sogar von der Sonne, die es meist zur Genüge auf einem unbeschatteten Zeltplatz gibt, kostenlos wieder aufgeladen werden.

Auch auf meiner Terrasse gibt es eigentlich keinen Strom, es sei denn ich werfe ein Kabel aus dem Schlafzimmer, doch das ist jetzt nicht mehr nötig und ich kann unseren Elektrogrill nächsten Sommer einfach an der SuperBase betreiben. Das finde ich absolut großartig.

Für die Elektroautofahrer unter uns ist mit der SuperBase nun auch das Mitführen eines “Reservekanisters” möglich. Zwar reicht der Strom gerade einmal für etwa 10-15 km, allerdings sind 10-15 km meist locker ausreichend um zur nächsten richtigen Lademöglichkeit zu kommen, sollte es doch einmal zu knapp geworden sein. Der Betrieb als USV für die eigene Infrastruktur ist natürlich ebenso denkbar, wenn auch für Privatpersonen wahrscheinlich genau so eine Sparte, wie die des elektrischen “Reservekanisters”.

Und schlussendlich ist da noch die aktuelle politische Situation, in der Horrorszenarien von längerfristigen Stromausfällen zumindest einmal realistischer sind, als wir alle es uns vor einigen Jahren vorstellen konnten. Natürlich kann man mit 2kWh kein Haus tagelang betreiben, aber ich könnte zum Beispiel meinen gesamten Haushalt damit zumindest einmal für etwa einen halben Tag versorgen, oder nur die wichtigsten Geräte vielleicht sogar ein paar Tage.

Gewicht und Maße sind natürlich alles andere als für den häufigen Transport gedacht, allerdings wurde hier an alles gedacht, um den Transport dennoch so einfach wie möglich zu gestalten.

Ich bin von dem Gerät sehr angetan und freue mich jetzt schon auf die nächstjährige Grillsaison, ohne Kabel aus dem Fenster werfen zu müssen und auf den nächsten Festivalbesuch mit eigenem Sonnenstrom zur Versorgung von Kühlung und Smartphones. Ich hoffe aber auch, dass ich die Superbase niemals für das Szenario eines vorübergehenden längeren Stromausfalls benötige.

Natürlich ist ein solch großer Stromspeicher nicht günstig. Das Modell mit 2000kWh ist für 2.199 Euro auf Amazon erhältlich. Das Modell mit 1500 kWh ist aufgrund der schlechten Verfügbarkeit von LFP-Batterien aktuell leider nicht zu bekommen. Die Solarpanels mit 200 Wp sind aktuell nur im hauseigenen Shop für 499 Euro pro Stück zu bekommen.

Disclaimer: Enthält Affiliate Links. Das Testmuster wurde mir vom Hersteller kostenlos überlassen. Eine Einflussnahme auf den Testbericht oder eine Verpflichtung zur Veröffentlichung gab es nicht.

Über den Autor

Alex Lüttgen

Alex Lüttgen

Ich bin Alex Lüttgen, oder auch Utgardus. Als Netz- und Systemadministrator fühle ich mich in so ziemlich allen Produkten von Microsoft im Client-, Server- und Office 365-Bereich zu Hause. Nach der Arbeit wird dann selbstverständlich auch mal die Xbox angeschmissen. Mobil bin ich nach dem Aus von Windows Mobile auf iOS gewechselt und fühle mich dort deutlich wohler, als bei Android. Neben der IT ist Elektromobilität meine absolute Leidenschaft. Ich bin fest der Überzeugung, dass sich dort in naher Zukunft immer mehr tut, bis dann irgendwann die Verbrenner ganz abgelöst werden.

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