Glücksspiel oder Geschicklichkeit? Die Grauzonen zwischen eSports und iGaming

Die digitale Unterhaltungsbranche erlebt seit Jahren ein stetiges Wachstum. Dabei verschwimmen die Grenzen zwischen verschiedenen Spielformen zunehmend. Besonders im Bereich der elektronischen Wettkämpfe und des digitalen Glücksspiels treten Überschneidungen auf. Diese zeigen wir und erklären außerdem, wo die Unterschiede liegen.
Begriffsbestimmungen: eSports vs. iGaming
Elektronische Sportwettkämpfe, kurz eSports, bezeichnen organisierte Wettbewerbe in Videospielen. Teilnehmende treten dabei in verschiedenen Disziplinen gegeneinander an. Diese reichen von klassischen Strategiespielen über Ego-Shooter bis hin zu Sportsimulationen. Die Wettkämpfe finden sowohl online als auch in großen Arenen statt, häufig mit professionellen Teams und Preisgeldern in Millionenhöhe.
Im Gegensatz dazu umfasst der Begriff iGaming sämtliche Formen des Online-Glücksspiels. Dazu zählen unter anderem virtuelle Automatenspiele in Online-Casinos, Online-Poker und digitale Lotterien. Während eSports primär auf Geschicklichkeit und Strategie basieren, steht beim iGaming der Zufallsfaktor im Vordergrund.
Die rechtliche Grauzone: Glücksspiel oder Geschicklichkeit?
In Deutschland regelt der Glücksspielstaatsvertrag (GlüStV) die rechtlichen Rahmenbedingungen für Glücksspiele. Gemäß § 3 Abs. 1 GlüStV liegt ein Glücksspiel vor, wenn für den Erwerb einer Gewinnchance ein Entgelt verlangt wird und die Entscheidung über den Gewinn ganz oder überwiegend vom Zufall abhängt. Selbst das beste Online-Casino handhabt das nicht anders. Demnach ist die Zufallsabhängigkeit ein zentrales Kriterium für die Einordnung als Glücksspiel.
Geschicklichkeitsspiele hingegen zeichnen sich dadurch aus, dass der Ausgang des Spiels maßgeblich von den Fähigkeiten der Teilnehmenden beeinflusst wird. Dabei wird auf die durchschnittlichen Fähigkeiten der Spielerinnen und Spieler abgestellt. Spiele wie Schach, Skat oder Bridge gelten daher nicht als Glücksspiele, sofern sie ohne den Einsatz von Geld gespielt werden.
Anwendung auf eSports und iGaming
Die Einordnung von eSports unterliegt derzeit keiner spezifischen gesetzlichen Regelung in Deutschland. Da der Ausgang von eSports-Wettkämpfen in der Regel von der Geschicklichkeit der Teilnehmenden abhängt, gelten sie nicht als Glücksspiele im Sinne des Staatsvertrags. Allerdings können bestimmte Elemente innerhalb von Videospielen, wie beispielsweise sogenannte „Lootboxen“, als glücksspielähnlich eingestuft werden. Die rechtliche Bewertung solcher Elemente ist jedoch noch nicht abschließend geklärt.
Im Bereich des iGaming ist die Rechtslage klarer. Seit dem Inkrafttreten des GlüStV 2021 dürfen Online-Glücksspiele in Deutschland nur noch mit einer entsprechenden Lizenz angeboten werden. Die besten Online-Casinos, Wettanbieter und Poker-Portale müssen dabei strenge Anforderungen erfüllen, insbesondere im Hinblick auf den Spieler- und Jugendschutz.
Dazu gehören unter anderem die Einrichtung von Einzahlungslimits, die Identitätsprüfung der Kunden sowie die Integration in zentrale Sperrdateien. Eine Liste aller regulierten Anbieter für Echtgeld-Spiele ist auf iGaming.com zu finden.
eSports-Wetten: Wenn Wettbewerb zum Glücksspiel wird
Die zunehmende Popularität von eSports hat auch das Interesse an Wetten auf solche Wettbewerbe geweckt. Das Platzieren von Wetten auf eSports-Events fällt unter die Regelungen des GlüStV und ist somit erlaubnispflichtig. Anbieter von eSports-Wetten müssen eine entsprechende Lizenz besitzen und die gleichen Vorgaben erfüllen wie andere Sportwettenanbieter. Dazu zählen unter anderem Maßnahmen zur Suchtprävention, die Einhaltung von Werbebeschränkungen und die Sicherstellung der Integrität der Wettkämpfe.
Besondere Aufmerksamkeit gilt der Manipulationsprävention. Da eSports-Wettkämpfe oft online und ohne physische Präsenz stattfinden, besteht ein erhöhtes Risiko für Spielmanipulationen. Die Veranstalter sind daher verpflichtet, geeignete Maßnahmen zu ergreifen, um die Fairness der Wettbewerbe zu gewährleisten.
iGaming mit eSports-Elementen: Gamifizierung des Glücksspiels
Einige Online-Glücksspielanbieter integrieren Elemente aus Videospielen, um ihre Angebote ansprechender zu gestalten. Dazu gehören beispielsweise Ranglisten, Belohnungssysteme oder thematische Gestaltungselemente, die an bekannte Videospiele erinnern. Diese Vermischung von Glücksspiel und spielerischen Komponenten wird als Gamifizierung bezeichnet.
Obwohl solche Elemente die Nutzererfahrung beeinflussen können, ändert dies nichts an der rechtlichen Einordnung des Angebots. Entscheidend bleibt, ob der Ausgang des Spiels überwiegend vom Zufall abhängt und ob ein Entgelt für die Teilnahme verlangt wird. Ist dies der Fall, handelt es sich um ein Glücksspiel im Sinne des GlüStV, unabhängig von der Gestaltung des Spiels.
Psychologische Aspekte: Spielverhalten und Suchtpotenzial
Die Integration von spielerischen Elementen in Glücksspiele kann das Suchtpotenzial erhöhen. Belohnungssysteme, Fortschrittsanzeigen und andere Mechanismen können dazu führen, dass Nutzerinnen und Nutzer länger spielen und höhere Einsätze tätigen. Dies wird als Verstärkung des Spielverhaltens bezeichnet.
Im Bereich des eSports besteht ebenfalls ein Risiko für exzessives Spielverhalten, insbesondere bei jungen Menschen. Lange Spielzeiten, der Drang nach Verbesserung und der soziale Druck innerhalb der Community können zu problematischem Verhalten führen. Allerdings unterscheidet sich dieses Verhalten in seiner Ausprägung und seinen Ursachen von der klassischen Glücksspielsucht.
Zur Prävention von Spielsucht sehen die gesetzlichen Regelungen verschiedene Maßnahmen vor. Dazu gehören unter anderem Aufklärungskampagnen, die Möglichkeit zur Selbstsperre und die Verpflichtung der Anbieter, auffälliges Spielverhalten zu erkennen und entsprechend zu reagieren.
Thema:
- News