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Haftung für Urheberrechtsverletzungen durch KI: Microsoft entlarvt seine eigene Marketing-Lüge

Haftung für Urheberrechtsverletzungen durch KI: Microsoft entlarvt seine eigene Marketing-Lüge

Microsofts Marketing verspricht: Wer unsere KI-Dienste benutzt und dadurch wegen einer Urheberrechtsverletzung verklagt wird, den hauen wir da raus. Wenn die Kameras aus sind, klingt das aber ganz anders. Dann sagt Microsoft: Wer wegen der Nutzung von KI in Copyright-Nöte gerät, soll auch dafür haften.

Im September hatte Microsoft das „KI Copyright Commitment“ veröffentlicht und seinen Kunden darin versichert, sie könnten völlig unbesorgt auf die generativen KI-Dienste zugreifen. Sollte es je zu einer Auseinandersetzung hinsichtlich einer Urheberrechtsverletzung kommen, etwa weil ein Künstler oder Autor durch ein generiertes Bild oder einen von der KI geschriebener Text seine Rechte verletzt sieht, dann werde Microsoft einspringen.

Ich hatte in meiner Meldung dazu geschrieben, dass ich das für in der Praxis nicht durchführbar halte, denn nicht Microsoft, sondern ein Richter entscheidet darüber, wer für Urheberrechtsverletzungen haftet.

Nun zeigt sich: Das sieht Microsoft ganz genau so.

Gegenüber dem US Copyright Office, der obersten Regierungsbehörde für Urheberrechtsfragen in den USA, gaben mehrere Unternehmen ihre Einschätzung zum Thema KI und Copyright zu Protokoll (via WindowsCentral/CartoonBrew).

Microsofts Stellungnahme, die im Volltext hier heruntergeladen werden kann, hört sich so an:

Wenn eine Person eine KI-Anwendung verwendet, um ausdrucksstarke Werke zu erstellen, ist es möglich, dass KI-generierte Ausgaben das Urheberrecht verletzen, wenn die Ausgabe im Wesentlichen einem früheren Werk ähnelt. Genau wie bei der Verwendung jedes anderen Allzweckwerkzeugs, wie z. B. eines Fotokopierers, einer Kamera, eines Computers oder eines Smartphones, müssen die Benutzer die Verantwortung für die verantwortungsvolle und bestimmungsgemäße Verwendung der Werkzeuge übernehmen. Wenn Nutzer KI-Tools einsetzen, um mutmaßlich rechtsverletzende Werke zu erstellen, sollten Gerichte die gleichen Überlegungen anstellen wie bei jeder anderen Verletzungsanalyse und Faktoren wie wesentliche Ähnlichkeit und faire Nutzung bewerten.

Heißt mit anderen Worten: Landet man wegen der Verwendung generativer KI vor Gericht, wäscht Microsoft seine Hände in Unschuld und nimmt sich komplett aus der Verantwortung.

Es kann auch gar nicht anders laufen, man ist immer für sein Handeln verantwortlich und Unkenntnis schützt bekanntermaßen nicht vor Strafe. Microsofts „Copyright Commitment“ ist ein Marketing-Stunt, wenn es hart auf hart kommt, ist jeder auf sich gestellt.

Über den Autor

Martin Geuß

Martin Geuß

Ich bin Martin Geuß, und wie unschwer zu erkennen ist, fühle ich mich in der Windows-Welt zu Hause. Seit mehr als 17 Jahren lasse ich die Welt an dem teilhaben, was mir zu Windows und anderen Microsoft-Produkten durch den Kopf geht, und manchmal ist das sogar interessant. Das wichtigste Motto meiner Arbeit lautet: Von mir - für Euch!

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